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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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die Rundung des Schiffskörpers. Noch schimmerte der Stahl gleichmäßig matt, aber schon in wenigen Monaten würden Mikrometeoriten ihre unvermeidlichen Spuren hinterlassen haben. Das war die »Patina«, die Raumschiffe früher oder später annahmen, vergleichbar den Seepocken und Jakobsmuscheln, die sich vor Jahrhunderten an den Rümpfen unserer Ozeanschiffe festgesetzt hatten.
    Ich kannte Veteranen in der Solaren Flotte, die sich erst dann wirklich mit einem Raumer verbunden fühlten, wenn sie ihre Finger in die »Wunden« der Außenhülle legen konnten. Das waren Männer, die seit vierzig, fünfzig Jahren dem Ruf der Sterne folgten und nicht mehr in der Lage waren loszulassen, die sich unwohl fühlten, sobald sie länger als zwei oder drei Wochen auf einem Planeten leben mußten.
    Der Ringwulst wurde sichtbar, dessen oberer Ansatz zugleich den Boden der großen Hangars markierte. Die sechzig Meter durchmessenden Kaulquappen standen hier — wie schon in der arkonidischen Flotte stellten die Kugelraumer vom Typ der GOOD HOPE auch bei uns das größte Beiboot dar.
    Punkt zwölf Uhr Standardzeit saugten sich die Dichtungen der Lastenplattform am Rand des Kraterwalls fest und stellten eine hermetische Verbindung her.
    Ein zweites Feuerwerk überschüttete die EX-414 mit irrlichterndem Farbenspiel. Der Brauch hatte sich frühzeitig eingebürgert, und heute wusste niemand mehr, wer damit begonnen hatte. Gehässige Zungen behaupteten, daß die Werftarbeiter böse Geister vertreiben wollten. Vielleicht steckte sogar ein Körnchen Wahrheit darin, hauptsachlich sollte das Feuerwerk jedoch die Freude über das fertiggestellte Schiff ausdrücken, wenn die Bauarbeiten ohne Unfall verlaufen waren. Die Anfänge unseres eigenen Schiffbaus waren von Unfällen mit Toten und Schwerverletzten überschattet gewesen. Inzwischen führten Roboter die meisten Fertigungsschritte aus, der Mensch war zum Kontrolleur geworden, der überwiegend aus sicherer Distanz seine Arbeit verrichtete.
    Die Überführungscrew der Werft würde den Raumer nach Terrania fliegen, um Wasser, Lebensmittel und andere Vorräte zu bunkern. Der Kernbrennstoff Myon-Deuterium und Wismut als Stützmasse lagerten schon an Bord. Feldverstärkte Drucktanks ermöglichten eine Gesamttonnage, die bei normalem Betrieb für eineinhalb bis zwei Jahre ausreichte.
    Von allen Seiten strömten die Wartenden dem Schiff entgegen. Mehrere Techniker schwebten bereits im Antigrav zur Bodenschleuse hinauf.
    Auch die Taufe hatte ihren Ursprung in der christlichen Seefahrt. Jugendlichen im Alter zwischen zehn und sechzehn kam diese Aufgabe zu. Zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern wurden sie auf Flottenkosten von Terrania aus zur Mondbasis geflogen. Die drei Tage Mondaufenthalt galten als Erlebnis, für das Jugendliche in aller Welt Schlange standen. Längst hatten wir Auswahlverfahren einfuhren müssen, bei denen es Wissensfragen aus den Bereichen Geschichte, Astronomie und galaktisches Zusammenleben zu beantworten galt.
    Die heutige Preisträgerin und Taufpatin war ein vierzehnjähriges Madchen aus dem nördlichen Europa: Margret Smörje, ein Blondschopf mit losem Mundwerk und dem Wunsch, nach einem Studium der Sozialwissenschaften in den konsularischen Dienst einzutreten. »Diplomaten werden immer gebraucht«, hatte sie mir frei von der Leber weg erzählt. »Niemand kann sie durch Roboter ersetzen.«
    Zumindest in den Flottenarchiven würde die EX-414 den zusätzlichen Namen »Margret« erhalten. Aufmunternd nickte ich dem Mädchen zu, als es den venusischen Edelchampagner hob und noch einmal in die Runde schaute. Ihre Mutter stand zwei Schritt hinter ihr und schien das alles für unbegreiflich zu halten, ihr Vater diskutierte angeregt mit mehreren Werftarbeitern. Oberst Mike Nisset und seine Führungsoffiziere salutierten.
    Im unpassendsten Moment summte mein Armbandkom. Ich versuchte das Gerät zu ignorieren, wenigstens die zwei Minuten, bis Margret den Taufspruch zu Ende gebracht hatte, aber das Summen blieb hartnäckig. Die Kennung der Administration blinkte auf dem winzigen Monitor.
    Halb umgewandt und den Arm zum Mund emporgehoben, zischte ich: »Solarmarschall Bull.«
    Perrys Konterfei schaute mich an. Sein Blick war ernst. Bedeutungsvoll. Was immer er von mir wollte, ich ahnte, daß es eine Überraschung werden würde.
    »Dicker“, begann er, „auf einigen Umwegen traf eine Nachricht der TOC XVIII ein. Springer der Toccram-Sippe haben zwölftausend Lichtjahre vom

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