PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Volk der Pedotransferer — kennen den Planeten. Den Beweis dafür hast du vor nicht einmal einer Stunde entdeckt. Sie sind kaum der Obelisken wegen gekommen. Ihr Interesse gilt dem morschen Steg. Du bist dir sicher, dass nur dein beschränktes menschliches Wahrnehmungsvermögen die Vision eines Steges zeichnet. Um was es sich wirklich handelt, kannst du bestenfalls vermuten, das werden Wissenschaftler wie Geoffry Abel Waringer klären müssen. Eines Tages. Du selbst vermutest eine Raum-Zeit-Verwerfung, die den Transmittereffekt auslöst.
Ein greller Schmerz tobt durch deinen Schädel. Du sinkst zu Boden, verkrallst die Finger unter den Maskenrändern und hörst dich unartikulierte Laute ausstoßen.
Da ist etwas, sehr nahe inzwischen.
Ruckartig hob Alaska Saedelaere den Kopf und schaute zu dem einzigen Fenster hinüber. Die flackernde Lampe, die den Raum spärlich erhellte, spiegelte sich in den unzähligen Facetten der Scheibe.
Sein Gurgeln war verstummt. Alaska kam schwankend auf die Beine. Zögernd ging er einen ersten Schritt, der zweite fiel ihm schon leichter.
Vor dem Fenster schien die Luft zu flimmern. Alaska verharrte bebend, als sich ein Hauch von Nebel zu den Umrissen einer humanoiden Gestalt verdichtete. Ein Wechselbad der Gefühle hielt ihn im Griff. Ungläubig starrte er auf die deutlicher werdende hagere Gestalt. Damit hatte er nicht gerechnet. Das war — unmöglich.
Er versuchte gar nicht erst, mehr als ein Ächzen hervorzubringen. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
Der Nebel wich vor ihm zurück und durchdrang die Wand, als biete sie keinen Widerstand.
»Nein!«, wollte Alaska rufen. »Bleib!« Noch immer versagte seine Stimme. Dann drückte er die Maske gegen die Scheibe und versuchte in der mondlosen Dunkelheit mehr zu erkennen. Schemenhaft ahnte er die benachbarten Häuser.
Zwei Wachen patrouillierten draußen. Die Lichtkegel ihrer Lampen schnitten unruhig durch die Nacht, huschten zitternd über verschneite Wege und monotone Fassaden. Sekundenlang fiel ein Strahl von außen auf die Scheibe. Alaska verharrte dennoch am Fenster; er glaubte nicht, dass die Fledermausartigen ihn sehen konnten.
Immer noch versuchte er, hinter den Schlieren der Mosaikscheiben mehr zu erkennen. Die Lichtkegel der Wachen kreuzten sich, entrissen der Finsternis endlich eine hochgewachsene Gestalt. Kopetzky?, schoss es Saedelaere durch den Sinn. Sie bringen ihn woanders hin.
Aber der Mann war größer. Und hagerer. Alaskas Herzschlag setzte aus, als der andere ihm endlich das Gesicht zuwandte. Es war ein Gesicht, das er kannte: farbig und unaufhörlich in Bewegung. Die Wachen hielten dem Anblick stand, ohne verrückt zu werden oder zusammenzubrechen. »Bleib!«, keuchte Alaska halb erstickt und auf jeden Fall viel zu leise, als dass ihn der andere hätte hören können.
Sekunden später war der Spuk vorbei.
Eine Vision? Alaska war sich schon nicht mehr sicher, was er wirklich gesehen hatte. Eine Spiegelung auf den Scheiben vielleicht. Oder war er den eigenen Hoffnungen erlegen, diesem quälenden Gefühl, ein Stück des eigenen Ich zu vermissen?
Nur langsam kehrte sein logisches Denken zurück. Aber noch bevor Saedelaere mit sich selbst ins Reine kommen konnte, verschwamm die Umgebung vor seinen Augen. Ein ziehender Nackenschmerz begleitete die neuerliche Ortsversetzung.
Zurück in der Hölle!, durchzuckte es Alaska Saedelaere, als Hitze und Sand wieder über ihm zusammenschlugen. Die Obelisken, die sich in einiger Entfernung aneinander reihten, ließen erst gar keinen Zweifel aufkommen: Er war an den Ausgangspunkt zurückgekehrt. Irgendetwas hatte ihn zurückgeholt — aus einem Grund, den er nicht kannte.
Theodorich Kopetzky stolperte neben ihm über den ausgelaugten Boden. Der Pilot schien kaum weniger verwirrt zu sein.
Ein schneidender Ausruf hallte über die Ebene: »Saedelaere, Sir — wo haben Sie und Kopetzky gesteckt?« Major Snider hantierte an einer Reihe von Messgeräten. Und der Flugpanzer stand am Rand des von den Obelisken markierten Areals.
Saedelaere antwortete nicht sofort. Weil er sich erst darüber klar werden musste, was er sagen sollte. Zu viel war in den letzten Stunden auf ihn eingestürzt, was er jetzt erst verarbeiten konnte.
Langsam drehte er sich um die eigene Achse, suchte nach einem Hinweis auf technische Gerätschaften. Der Wind verwehte bereits seine Spuren. Sie begannen mehrere Meter entfernt wie aus dem Nichts heraus.
»Saedelaere, Kopetzky, es wird Zeit,
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