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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Deflektor gegenübertreten darf. Roboter sind meine Begleiter während der Untersuchungen.
    Elf Tage liegt der Unfall inzwischen zurück. Mit dem zeitlichen Abstand relativiert sich sogar meine Panik. Ich bedauere, dass meinetwegen Menschen sterben mussten oder den Verstand verloren. Gott ist mein Zeuge, ich habe das nicht gewollt, ich hätte mich lieber selbst umgebracht, als das zuzulassen.
     
    Handschriftliche Aufzeichnung
    vom 5. März 3428 n. Chr.
     
     
    In der folgenden Nacht wachte Alaska Saedelaere mehrmals von Albträumen geplagt und schweißgebadet auf. Ein intensives rotes Glühen umfloss sein Gesicht. Unter seinen tastenden Fingern fühlte sich die Haut jedoch normal an, weder fiebrig noch unterkühlt. Nur der Schweiß machte sie feuchter als für gewöhnlich, und die Bartstoppeln sprossen nicht mehr. Jedenfalls vermisste Alaska von den Wangenknochen bis zum Kinn das sonst übliche feine Kratzen.
    Für den kommenden Tag waren genetische Untersuchungen angesetzt. Einerseits fragte er sich, weshalb die Ärzte ihm nicht schon zu Anfang Zellproben entnommen hatten, andererseits schreckte er gerade vor diesen Tests zurück und hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend, sobald er daran dachte.
    Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Die Nacht war endlos.
    Irgendwann ertrug Alaska es nicht mehr, in die Dunkelheit zu starren, das von ihm ausgehende fahle Leuchten zu ignorieren und zugleich auf jede innere Regung zu lauschen wie ein Hypochonder auf die Anzeichen einer neuen Krankheit. Ruckartig setzte er sich auf.
    Hatte ihn der Transmitterunfall einer zellverändernden Strahlung ausgesetzt? Er wusste zu wenig über das menschliche Erbgut, eben nur, was für einen Techniker im Umgang mit Reaktoren, Waring-Konvertern und Energiespeichern sowie ihrer speziellen Abschirmung unerlässlich war. Harte Gammastrahlung verursachte je nach Dosis den schnellen Tod oder ein langes Siechtum, die Wirkung fünfdimensionaler Energien war diffiziler.
    Wahrscheinlich hatten die Mediziner alle konventionellen Möglichkeiten ausschließen wollen, bevor sie das fünfdimensionale Spektrum mit einbezogen.
    Alaska Saedelaere schwang sich von der Bettkante auf. Vergeblichversuchte er, auf dem abgedunkelten Panoramafenster wenigstens den Hauch einer Spiegelung zu erfassen. Das fahle Leuchten brach sich in der Scheibe, doch es ließ keinen Rückschluss auf seinen Ursprung zu.
    Alaska empfand eine grimmige Genugtuung, dass die medizinischen Kapazitäten ebenso wenig über den Zustand seines Gesichtes wussten wie er selbst. Sie hatten noch nicht einmal eine Möglichkeit gefunden, sich vor den Folgen seines Anblicks zu schützen. Natürlich verweigerten sie ihm deshalb, das eigene Antlitz zu sehen. Alaska sortierte das inzwischen unter der Rubrik »gekränkte Eitelkeit« ein.
    Nur die Medoroboter kannten die Veränderungen in seinem Gesicht. Aber was ihre optischen Systeme registrierten — im Spektrum des sichtbaren Lichts, im Infrarot- und Ultraviolettbereich —, wurde in geschlossenen Datenbanken gespeichert. Kein Mensch bekam die Aufzeichnungen zu sehen.
    Sein eigenes spöttisches Lachen erschreckte Saedelaere. Eben war ihm durch den Sinn gegangen, dass die Mediziner von den Folgen seines Unfalls sprachen wie ein Blinder vom Sonnenuntergang. Seine Anspannung stieg. Er begann eine unruhige Wanderung, nur wenige Schritte hin und wieder zurück. Verzweifelt fragte er sich, was er während des Transmitterdurchgangs gespürt hatte. Einen Schlag, einen Aufprall? Einbildung das alles? Schließlich presste er seine Stirn und die Handflächen gegen die kühle Scheibe und verharrte schwer atmend.
    Körperlos mit empfindungslos gleichzusetzen wäre ein Fehler gewesen. Das Entstofflichungsfeld des Transmitters hatte nicht nur seinen physikalischen Körper transportiert, sondern seinen Geist, die Seele oder wie immer der Mensch das eigene Ich umschrieb.
    Was bist du?
    Alaska Saedelaeres ganze Aufmerksamkeit richtete sich nach innen, auf sein Gesicht.
    Oder wer bist du?
    Gab es eine Möglichkeit, festzustellen, ob das Ding lebte? Die wiederkehrenden Zuckungen konnten die Folge von Nervenreizungen sein, und die glühende Aura verlor vielleicht mit der Zeit an Intensität. Handelte es sich nur um eine statische Aufladung, die den Zellzusammenhalt gewährleistete?
    Vielleicht gab es irgendwo in der Milchstraße ein intelligentes Wesen, das sich in diesem Moment ähnlich einsam fühlte wie er selbst, das sein Gesicht betastete — mit

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