PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Fingern, Tentakeln, Klauen oder Saugnäpfen — und den Augenblick verfluchte, in dem zwei hyperenergetische Trägerwellen miteinander interferierten.
»Falls es dich wirklich gibt«, murmelte Alaska innerlich bebend,»werde ich dich finden. Dann machen wir den Austausch rückgängig.«
Gurgelnd stieß er sich ab und taumelte in die Nasszelle, hielt minutenlang den Kopf unter den Massagestrahl der Dusche und ignorierte das Stechen und Zucken im Gesicht. Er ließ sich sein Leben nicht von einem Zufall rauben. Dafür hatte er es sich zu hart erkämpft.
» ... Sie werden die Entnahme nicht spüren, äußerstenfalls ein leichtes Kratzen. Für Vergleichszwecke benötigen wir Zellansammlungen aus der Bindehaut und dem darunter liegenden Muskelgewebe.«
Alaska Saedelaere verzog die Mundwinkel zu einem verunglückten Grinsen. Sein Gesicht spannte wie nach einem tief greifenden Sonnenbrand.
Starr blickten die Sehzellen des Medorobots auf ihn herab. Obwohl der Schädel aus Metallplastik menschliche Züge hatte, empfand Alaska die unmittelbare Nähe des Roboters als bedrückend. »Beschreibe mir, was du siehst!«, verlangte er. »Wie empfindest du mein Gesicht?«
»Unverändert, Sir.«
Alaska fühlte sich ausgeliefert und hilflos zugleich. Das mochte entweder daran liegen, dass er bis zum Morgen nicht mehr geschlafen hatte, oder mit dem Umstand zusammenhängen, dass alle bisherigen Untersuchungen angeblich ohne Ergebnis geblieben waren. »Ich erwarte eine Beschreibung«, drängte er.
»Über eine direkte oder indirekte Konfrontation wird nach Analyse der Gewebeproben entschieden.« Die Greifhand des Roboters schwebte wenige Zentimeter über ihm. Saedelaere sah, dass die Fingerkuppen eine Vielzahl winziger Kapillaren freigaben. Sekundenbruchteile später spürte er Kälte an den Schläfen. »Die entnommenen Zellpakete werden schockgefroren«, sagte der Roboter.
»Wann fällt die Entscheidung über eine Operation?« Alaska schloss die Augen, als der Roboter mit beiden Händen zupackte und seinen Kopf zur Seite drehte.
»Nach der DNA-Analyse. Jetzt nicht mehr reden, Sir!«
Ein eisiger Hauch fraß sich tief ins Gewebe vor. Der Schmerz war intensiver als alles zuvor. Alaska biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Gleichzeitig schien ein irisierendes Feuer sein Gesicht zu verbrennen.
Erst als der Roboter die Hände zurückzog, begann das Glühen wieder zu verblassen. Saedelaeres Blutdruck und die Herzfrequenz fielen nach einem jähen Anstieg langsam auf Normalwerte zurück.
»Ich fühle mich ... als hätte mir ein Okrill ... den Kopf abgeleckt«, brachte er stockend hervor. Okrills waren die gefährlichsten Tiere des Extremplaneten Oxtorne. Vor rund tausend Jahren hatte ein havariertes Auswandererschiff auf jener Höllenwelt notlanden müssen. Ohne Aussicht auf Hilfe von außen hatte sich den Siedlern nur die Wahl geboten, zu sterben oder sich mit gentechnischer Hilfe der extremen Umwelt anzupassen. Nach drei Generationen waren für die Nachkommen der Schiffbrüchigen die 4,8fache Schwerkraft ebenso normal gewesen wie die schwankenden Temperaturen zwischen plus einhundert und minus einhundertzwanzig Grad Celsius. Einige Oxtorner hatten zudem in den Okrills, deren Intelligenz der von terranischen Delphinen glich, treue Helfer und Beschützer gefunden. Die Tiere sahen aus wie achtbeinige Riesenfrösche, ihre Muskeln besaßen die Härte von Stahlplastik, und die meterlange Zunge teilte elektrische Schläge aus, die Menschen töten und Terkonitstahl schmelzen konnten.
»Sie stehen unter Schock, Mr. Saedelaere«, sagte der Roboter. »Die Anomalie in Ihrem Gesicht widersetzt sich offensichtlich der Entnahme.«
»Dieses ... Etwas ... reagiert eigenständig?« Die Anspannung trieb Alaska den Schweiß aus allen Poren. Bewusst vermied er es, »intelligent« zu sagen; das war seine eigene Vermutung, die er nicht mit dem Roboter teilen wollte.
Wer bist du?, formulierte er erneut in Gedanken, freilich ohne eine Antwort zu erhalten.
»Sie durchleben einen psychischen und physischen Umbruch«, erläuterte der Roboter, »und beginnen, die körperliche Veränderung zu akzeptieren. Ihr vegetatives Nervensystem wehrt sich bereits gegen den Versuch, die Unfallfolgen rückgängig zu machen. Vielleicht, weil Sie sich mittlerweile in einer Position sehen, die Aufmerksamkeit weckt. Nach einer Operation würden Sie in die Anonymität der Masse zurücksinken.«
»Das ist ja lächerlich!«, begehrte der Techniker auf.
»Ihr
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