PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Deflektorfeld?« Nervös begann Saedelaere, seine Finger zu massieren. »Die Entscheidung ist für mich wie zwischen Teufel und Beelzebub.«
»Ich weiß«, sagte Deighton.
»Über kurz oder lang werden wir einen brauchbaren Therapieansatz finden«, behauptete Dr. Bishar. »Betrachten Sie die Maske als Übergangslösung.«
»Für wie lange?«
»Zwei, drei Wochen vielleicht. Wir versuchen alles Menschenmögliche, aber wir dürfen die Sicherheit nicht außer Acht lassen. Das kostet Zeit. Bitte, werden Sie nicht ungeduldig.«
Alaska verzog die Mundwinkel in einer unwilligen Grimasse. Zugleich wurde er sich bewusst, dass die Maske starr war und seine Regungen nicht wiedergab. Ohnehin würde er Zeit brauchen, sich an sie zu gewöhnen.
»Ich will in meine Unterkunft zurück«, verlangte er.
Ohne sich dessen bewusst zu werden, tastete er mit gespreizten Fingern zum wer weiß wievielten Mal über das Stück Plastik hinweg.
»Die Solare Abwehr steht für Sie offen, Mr. Saedelaere«, wiederholte Deighton.
»Ich eigne mich nicht als Agent. Schon gar nicht mit dem auffälligen Äußeren.« Alaska lachte heiser.
»Als Techniker wären Sie mir ebenfalls willkommen. Denken Sie wenigstens darüber nach.«
»Nein.« Alaska hörte sich selbst dumpf und verzerrt und musste sich dazu zwingen, die Stimme nicht zu heben. »Ich bin weder auf Almosen noch auf Mitleid aus.«
»Vielleicht«, sagte Galbraith Deighton, »ändern Sie Ihre Meinung, sobald Sie einige Nächte lang darüber geschlafen haben.«
Die Zeit vergeht in gleich bleibender Monotonie. Obwohl manches anders geworden ist, erstarren für dich die Tage in medizinischer Routine. Liv ist in deiner Nähe; ihr seht euch regelmäßig, wenngleich meist nur für kurze Zeit. Viel Freiraum bleibt dir nicht — aber du willst ihn auch gar nicht, sofern die Mediziner es wirklich schaffen, die Veränderung rückgängig zu machen. Sie zwängen dich in enge Kammern, in denen Energiefelder jede Bewegung unterbinden. Schicht um Schicht wird dein Körper analysiert. Danach fühlst du dich jedes Mal hundeelend, und dein Gesicht tobt.
Was hat Dr. Bishar inzwischen über die Veränderung herausgefunden? Du erfährst es nicht ...
Seit vier Tagen trägst du die Maske. Obwohl du weiterhin hoffst, dass es nicht nötig sein wird, dich an dieses starre graue Ding zu gewöhnen, setzt du es zunehmend öfter auf. Nicht nur, wenn Liv dich besucht. Mittlerweile reagiert deine Haut weniger empfindlich auf den Kontakt — das raue Gefühl ist zwar geblieben, aber der Schmerz schwindet. Du glaubst, du könntest die Maske wirklich stundenlang tragen. Genau das wird dir wohl bevorstehen.
Du willst jetzt nicht daran denken.
Das Unvermeidliche kommt ohnehin überraschend. Du hast es am eigenen Leib erlebt, du bist Alaska Saedelaere, der Transmittergeschädigte ...
Vierzehn Tage auf Mimas und schon der sechste Tag, an dem du dein entstelltes Gesicht zeitweise hinter der Maske verbirgst. Heute ist der 14. März 3428 — das Datum wirst du dir vielleicht merken müssen. Denn Dr. Bishar zeigte sich heute seltsam wortkarg, als zögere er, dir endlich die Wahrheit zu sagen — du vermutest, die Mediziner haben endgültig Gewissheit, dass sie dir nicht helfen können —, und Liv gab dir vor gut einer Stunde zu verstehen, dass sie gerne mit dir schlafen möchte. Du nennst das »Akklimatisierung«, langsames Heranführen an die Normalität nach dem Unfall, sofern man von »Normalität« jemals wird sprechen können.
Du weißt, was dich erwartet:
... ein Leben als Abnormität.
... ein Leben hinter der Maske.
Wir Menschen haben uns längst an den Anblick der bizarrsten Lebewesen gewöhnt (jedenfalls aus unserer Sicht). Sogar unser eigenes Volk zeigt mit den umweltangepassten, zwei Meter fünfzig großen Ertrusern und den nicht einmal mehr zwanzig Zentimeter kleinen grünhäutigen siganesischen Zwergen eine früher nie für möglich gehaltene genetische Bandbreite. Doch jemandem, der sein Gesicht hinter einer Maske verbirgt, wird man nach wie vor mit Misstrauen begegnen. Weil er etwas zu verbergen hat.
Du weißt das.
Dennoch hast du dir noch keine ernsthaften Gedanken über die Zukunft gemacht. Du kannst nicht mehr als Techniker arbeiten. Hat sich jemand von der Interstellar Equipment and Positronic Inc. nach deinem Befinden erkundigt? Oder wurden alle Anfragen abgeblockt? Du weißt es nicht — und wenn du ehrlich bist, interessiert es dich überhaupt?
Bleibt die Frage, auf die wohl
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