PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
jede neue Regung. Weil er fühlte, dass die Veränderung auf eine Weise lebte, für die er noch keine Erklärung hatte.
Wer bist du?
Es war unlogisch, eine Antwort zu erwarten.
Ich bilde mir das nicht ein — ich spüre doch, dass da mehr ist. Warum haben die Mediziner nicht einmal erwogen, dass ich mir im Hyperraum einen Parasiten eingefangen haben könnte? Alaska Saedelaere lachte heiser, aber das Donnern eines unter Volllast startenden Raumschiffs riss ihm den Schall von den Lippen.
Du gehörst nicht zu mir. Zu mir hat nie jemand wirklich gehört außer Liv. Aber sie darf ich damit nicht belasten.
Längst bereute er den nächtlichen Streit. Liv meinte es ehrlich, seine schroffe Reaktion hatte sie nicht verdient. Dass Livs Freunde nach anfänglicher Neugierde bald nach Ausflüchten suchen würden, weil sie den Maskenträger an ihrer Seite als Bedrohung empfanden, lag für ihn auf der Hand.
Sein Blick schweifte über das Areal des Raumhafens, der sich im morgendlichen Dunst verlor. Ich muss die Erde und das Gebiet des Solaren Imperiums verlassen, dachte er.
Er machte sich nichts vor. Ein Zusammenleben mit Liv auf engem Raum konnte nicht mehr funktionieren. Für einige Tage vielleicht — als Festhalten an gemeinsamen Erinnerungen —, aber danach würden sie sich gegenseitig belauern. Liv aus Furcht davor, in einem unglücklichen Moment sein ungeschütztes Gesicht zu sehen, und er stets in der Defensive, um sie nicht zu gefährden. Er würde die Maske überhaupt nicht mehr abnehmen und hinter dem Stück Plastik endgültig die Identität verlieren.
Alaska hatte sich gut fünf Kilometer von einem der Aussichtspunkte auf der Dammkrone entfernt absetzen lassen. Den Platz empfand er wie ein Sinnbild seiner Zerrissenheit: auf der einen Seite die unüberschaubare Weite des Raumhafens, die Ungewissheit, aber auch ein neues Leben versprach, auf der anderen die nicht minder imposante Skyline Terranias, für ihn Synonym der Beständigkeit, Geborgenheit, aber nicht zuletzt des Eingesperrtseins.
Er hatte etwas Vermögen angesammelt. Für eine Passage halb durch die Milchstraße reichte die Summe. Wenn er es schaffte, einige Solar hinzuzuverdienen, konnte er in den Außenbezirken einen der Prospektoren anheuern, die nach Erzen, Mineralien oder anderen Schätzen schürften. Jeder dieser Abenteurer würde ihn an sein Ziel fliegen und danach vergessen, dass es jemals einen Passagier gegeben hatte. Hauptsache, der Preis stimmte.
Benommen schüttelte Alaska den Kopf, denn urplötzlich hatte er andere Bilder zu sehen geglaubt als die breite, von Buschwerk überwucherte Dammkrone. Irgendwo da draußen existierte eine Welt, die er wiederfinden musste.
Eine kahle, ausgedörrte Landschaft. Düsterrot die Atmosphäre in der Agonie langsamen Sterbens ...
Scheinbar wahllos verstreut ragen schlanke Steinsäulen aus den Bodenschollen auf ...
Alaska hatte die Erscheinung nicht festhalten können. Zurück blieb das Gefühl einer schwer zu beschreibenden Leere.
Immer noch hielt er die Maske in der Hand. Es tat gut, die Welt wieder normal zu sehen, nicht nur durch zwei schmale Schlitze. Erst als Alaska dem nächsten Aussichtspunkt nahe kam, setzte er die Maske wieder auf.
Soeben landeten zwei Lufttaxis vor der Kuppel. Ein Heer von Touristen entstieg den Fahrzeugen. Der zweieinhalb Meter große Robotguide trug auf Brust und Rücken in Leuchtfarbe das Logo der Galactic Adventurers . Auf die Distanz erkannte Alaska die echsenhafte Erscheinung einiger Topsider, aber auch massige Epsaler gehörten zur Gruppe, die Nachkommen früher terranischer Aussiedler, deren Heimatwelt eine Schwerkraft von 2,15 Gravos aufwies. Sogar zwei löwenmähnige Gurrads, Angehörige des einst führenden humanoiden Volkes in der Großen Magellanschen Wolke, machten die Besichtigungstour mit. Solche Zehn-Tage-Kreuzfahrten liefen unter dem Motto »Geschichtliche Exkursion zu den Anfängen des Solaren Imperiums«, waren sündhaft teuer und vermittelten dem kulturell Interessierten einen Crashkurs in Sachen Durchsetzungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit der Terraner.
Nach Luna als erster Etappe mit Besichtigung des Kraters, in dem Major Perry Rhodan und Captain Reginald Bull als Angehörige der ersten bemannten Mondlandeexpedition im Juni 1971 den notgelandeten 500-Meter-Forschungskreuzer der Arkoniden Crest und Thora entdeckt hatten, stand noch am gleichen Tag Terrania City auf dem Programm, erbaut in der ehemaligen Wüste Gobi. Mit der STARDUST war Perry
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