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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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verschmolzen.
    »Wie spät ist es?« Auf den Ellenbogen stemmte Saedelaere sich hoch. Die Nacht war viel zu kurz gewesen, er fühlte sich wie gerädert.
    »Ich entschuldige mich für alle Unannehmlichkeiten, die Sie hatten«, sagte der Wachmann.
    »Bitte?«, machte Saedelaere.
    »Sie sind ein freier Mann, Mister.«
    In reiner Gewohnheit hob Alaska die Hände, um mit den Fingern sein Gesicht zu massieren. Als er gegen die Maske stieß, wurde ihm bewusst, dass er wohl lange brauchen würde, sich daran zu gewöhnen.
    »Wie spät ist es?«, wiederholte er dumpf.
    »Kurz nach fünf Uhr.«
    »Welchem Umstand verdanke ich den plötzlichen Umschwung?«
    »Solarmarschall Deighton verbürgt sich für Sie.«
    Saedelaere schluckte schwer. »Schön«, brachte er danach hervor. »Wie geht es weiter?«
    »Ich bin beauftragt, Sie an jeden gewünschten Ort in Terrania bringen zu lassen.«
    »Ist das alles?«
    »Galbraith Deighton lässt nachfragen, ob Sie seinen Vorschlag ... «
    »Vergessen Sie's«, unterbrach der Transmittergeschädigte hastig. »Für die Gastfreundschaft muss ich mich hoffentlich nicht bedanken?« Sein Zynismus war unüberhörbar.
    Der Wachmann breitete in einer entschuldigenden Geste die Arme aus. »Wir sind vorsichtig geworden. Mag sein, dass die Sicherheitsvorschriften inzwischen aus jeder Mücke einen Elefanten machen, aber lieber das, als Agenten der antiterranischen Koalition auf Terra zu haben.«
     
     
    Für den Sonnenaufgang über Terrania war es schon zu spät, Sol stand blutrot und riesenhaft groß über dem Horizont.
    Auf dem Kamm des Lärmschutzwalls, der den Handelsraumhafen im Osten der Metropole umgab, genoss Alaska Saedelaere den frühen Morgen. Warum er ausgerechnet dieses Ziel gewählt hatte, wusste er selbst nicht so genau — vielleicht, weil sich hier die Einsamkeit und seine Träume die Waage hielten. Oder weil er in der Erinnerung eineinhalb Jahrzehnte in die Vergangenheit fliehen konnte.
    Ein Fragmentraumer der Posbis schwebte ein, ein mehrere Kilometer großer, von bizarren Auswüchsen übersäter Würfel. Die startenden 60-Meter-Korvetten einer solaren Frachtlinie wirkten im Vergleich geradezu winzig.
    Den Triebwerkslärm, der in immer neuen Wogen heranrollte, beachtete Alaska kaum. Er suchte nicht die Ruhe, die er in Livs schallisolierter Wohnung weit eher gefunden hätte, er wollte nur allein sein.
    Irgendetwas ging mit ihm vor — eine Veränderung, die er nicht in Worte fassen konnte. Ein schleichender Prozess. Es fiel ihm schwer, überhaupt eine Bezeichnung dafür zu finden, aber wenn er in sich hineinhorchte, sich ganz nach innen konzentrierte, dann erschienen ihm die eigenen Grenzen mit jedem Tag weiter und großzügiger, nicht mehr so muffig eng wie zuvor ... nicht mehr wie vor dem Unfall, schränkte er ein. Schon auf Mimas hatte er es bemerkt. Das ist keine neue Sicht der Dinge, aber meine Distanz ist anders geworden. Nicht mehr spießbürgerlich oder angepasst. Rebellisch? Kaum. Eher kritischer.
    Logischer, sinnierte er.
    Mit einem Griff löste Alaska die Maske. Der warme, von den Landefeldern heraufwehende Wind trocknete den Schweiß auf der Haut und stach wie mit Nadeln in sein Fleisch. Es fühlte sich an, als würde die Veränderung im Gesicht weiterwuchern.
    Noch vor wenigen Tagen hätte er mit Panik auf die Vorstellung reagiert, die wogende, in allen Farben des Spektrums leuchtende Masse könnte bald großflächig den Schädel überziehen, auf die Schultern übergreifen und ... Mit einem unwilligen Kopfschütteln verscheuchte Alaska diese Gedanken. Sie waren unlogisch und entsprangen typisch menschlichen Ängsten.
    Ich kann ohnehin nichts ändern, sagte er sich. Ich darf meine Kräfte nicht verschleißen, solange Widerstand sinnlos ist.
    Eines Tages würde er die Veränderung bekämpfen ... Alaska schob seine Hoffnung vor sich her. Das war keine Kapitulation, sondern vorläufige Notwendigkeit.
    Alles andere sind Emotionen, schoss es ihm durch den Sinn. Eine warme Bö peitschte den mit Buschwerk bestandenen Hang herauf und wirbelte ein Meer weißer Blütenblätter mit sich. Entlang den Leitrinnen im Gelände entstanden Wirbel, stiegen die Blätter noch ein Dutzend Meter über die Kuppe empor, bis sich die Strömungen gegenseitig auslöschten.
    Eines Tages würden startende Raumschiffe weit weniger Lärm und Turbulenzen erzeugen. Das war die konsequente Weiterentwicklung der Technik, die Schutzvorkehrungen allmählich überflüssig machte.
    Alaska konzentrierte sich auf

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