PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Roboter. Morgen will ich die Wahrheit: Was ist los mit Ihnen, wer sind Sie wirklich?«
Alaska hatte schon bescheidenere Unterkünfte gesehen als die Zelle, in der er den Rest der Nacht verbringen sollte. Die Antigravliege verfügte sogar über ein Steuergerät, mit dem er das Bett persönlichen Bedürfnissen anpassen konnte. Ein Kontursessel sowie ein Lesegerät für diverse Speichermedien vervollständigten die Einrichtung. Die vorhandenen Mnemowürfel befassten sich mit Arkon als galaktischer Wirtschaftsmacht sowie Gesetzgebung und Vollzug auf Terra und verbündeten Welten. Nichts davon interessierte Saedelaere. Für die angrenzende Nasszelle hatte er ebenfalls nur einen flüchtigen Blick. Und die sterile Nachtbekleidung ignorierte er. Stattdessen ließ er sich, angezogen, wie er war — lediglich die Schuhe hatte er abgestreift —, rücklings aufs Bett sinken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Du hast es weit gebracht, Alaska, sinnierte er. Das Armbandgerät hatte ihm der Wachmann aus Sicherheitsgründen abgenommen. Eine Kontaktaufnahme nach außen sollte verhindert werden. Er konnte nicht einmal Liv verständigen. Aber wollte er das überhaupt?
Weit wichtiger erschien ihm eine Antwort auf die Frage, weshalb sein Arbeitgeber bestätigt hatte, dass er nach wie vor auf Bontong weilte. Das war ein Unding. Oder war sein Unfall gar kein Unfall gewesen und nun wurde versucht, das Geschehen zu vertuschen?
Politik hatte ihn nie interessiert. Zumindest nicht die Feinheiten. Längst war offensichtlich, dass das Solare Imperium in der Krise steckte. Der Keim dazu war vor rund fünfhundert Jahren mit dem Panither-Aufstand gelegt worden, als die ersten verbündeten Systeme und vor allem Plophos von Terra abfielen. Perry Rhodans zweite Frau, Mory Rhodan-Abro, und ihre gemeinsame Tochter Suzan Betty Rhodan-Waringer waren damals ermordet worden.
Mittlerweile schien der Zerfall des Imperiums nicht mehr aufzuhalten. Das Imperium Dabrifa, der Carsualsche Bund und die Zentralgalaktische Union bildeten die stärksten Machtblöcke. In ihrem Schatten hatte sich eine Vielzahl kleinerer Bündnisgruppen mehr oder weniger offen von der ordnenden Hand Terras losgesagt. Die Ross-Koalition, die Tarey-Bruderschaft und der Shomona-Orden sowie die Fracowitz-Systemstaaten galten als die wirtschaftlich stärksten, deren Militärmacht zugleich Schlagkraft demonstrierte.
Vielleicht hatte eine dieser Gruppen eine Technik entwickelt, terranische Transmitter anzuzapfen. In letzter Konsequenz hätte das aber bedeutet, dass die Interstellar Equipment and Positronic Inc. mit den Gegnern des Solaren Imperiums gemeinsame Sache machte. Das ist verrückt, redete sich Alaska ein. Das wäre ungefähr so, als würden die Whistler-Robotfabriken sich von Terra lossagen. Niemand schlägt die Hand ab, die ihn füttert.
Die Antwort von Mimas passte ebenfalls nicht ins Bild. Anzunehmen, dass das medizinische Zentrum unterwandert war, hätte bedeutet, die Solare Abwehr ebenso wie Atlans United Stars Organisation der Unfähigkeit zu bezichtigen. Beide Geheimdienste hatten vielmehr ein gutes Stück dazu beigetragen, schwere Zwischenfälle und Konflikte zu verhindern.
Irgendwann schlief Alaska über seinen Grübeleien ein. Ebenso übergangslos schreckte er mehrmals auf und knüpfte jedes Mal nahtlos an die letzten Überlegungen an.
Wurden die Spuren seines Transmitterunfalls verwischt? Im Halbschlaf gefangen, hatte Alaska Mühe, sich galaktische Positionen zu vergegenwärtigen. Peruwall lag nur wenige Dutzend Lichtjahre von einem kleinen Sternhaufen der ZGU entfernt. Die Ross-Koalition grenzte ebenfalls an.
Unsinn!, dachte er und stieß bei dem Versuch, seine Augenwinkel zu massieren, gegen die Maske. Er hatte die Wache davor gewarnt, sie abzunehmen. Was dieses Plastikvisier anbetraf, musste er sich inzwischen eingestehen, dass er zu pessimistisch gewesen war. Die Maske hielt den Wahnsinn zurück. Niemand auf der Aussichtsplattform hatte den Verstand verloren oder war sterbend zusammengebrochen.
Abermals forderte die Müdigkeit ihr Recht. Diesmal schlief Alaska Saedelaere tief und traumlos ...
... und wachte erst auf, als ein dezentes Husten ihn weckte.
Er blinzelte und hatte im ersten Moment Mühe, die Umgebung klar zu erkennen. Prompt kniff er die Augen zusammen; Tränen klebten zwischen den Lidern — aber dann besserte sich das Sehvermögen. Die verschwommen überlappenden Abbilder glitten scheinbar wieder ineinander und
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