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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Mutter, ihre Groß-, Urgroß-und Ururgroßeltern gelöchert - eben alle Angehörigen ihrer Großfamilie, die greifbar waren - und sie danach gefragt, wie es früher gewesen war. Während die anderen Kinder miteinander die Tage an den Stränden verbrachten und nach den Leuchtfischen tauchten, um sie den Touristen zu verkaufen, die von vielen akonischen Welten kamen, verbrachte Solina ihre Zeit zu Hause, am liebsten mit ihrer Ururgroßmutter.
    Mesdaq war anders als alle Übrigen. Sie scheuchte Solina nicht weg, ermahnte sie nie, endlich mit der verfluchten Fragerei nach der toten Vergangenheit aufzuhören und sich mit nützlichen Dingen zu beschäftigen, etwa die Küche putzen oder etwas Geld mit den Touristen verdienen. Mesdaq mangelte es nie an Zeit.
    Erst Jahre später, nachdem Solina erwachsen geworden war, hatte sie verstanden, woraus Mesdaqs Langmut erwachsen war: Ihre Ururgroßmutter war eine alte, geschundene Frau gewesen, die auf den Tod gewartet hatte. Die Lebenserhaltungsaggregate in ihrem Schwebestuhl hatten ihr diese Erlösung verweigert, während nach und nach ihr Verstand zerfiel. Schließlich war nur noch ein Schatten der Frau geblieben, die sie einmal gewesen war, der in der Vergangenheit lebte.
    »Mesdaq, wie war es, als du Kind warst?«, fragte Solina.
    »Wir waren arm«, sagte die Greisin. »Bitterarm. Der Ozean war voller Leuchtfische, aber niemand wollte sie kaufen. Man musste nur ein Netz ins Meer werfen und es wieder hinausziehen, und es war voll von ihnen. Es brauchte viele starke Arme dazu. Davon gab es immer zu wenige. Viele starben, bevor wir wussten, welche Fische wir essen durften und welche nicht. Es waren nicht viele.«
    »Wieso habt ihr eure Fische nicht im Laden gekauft? Oder sie euch bringen lassen?« Solina kannte niemand, der die Fische direkt aus dem Meer aß.
    »Es gab keinen Laden. Und niemand, der uns etwas gegeben hätte.«
    »Wieso gab es keinen Laden?«
    »Wir waren neu auf dieser Welt.«
    »Ihr. du warst nicht von Shaghomin?«
    »Nein.«
    »Und es gab keinen Laden, keinen einzigen?«
    »Nein.«
    Wie dumm, hatte die kleine Solina gedacht, auf eine Welt zu ziehen, auf der es keine Läden gibt!
    »Wieso bist du dann hierher gekommen?«
    »Man zwang uns dazu.«
    »Wer?«
    »Die Regierung, das Energiekommando.«
    Was für ein Unsinn! Die Regierung tut nur Gutes für uns!
    »Wieso das?«
    »Weil man uns aus dem Weg haben wollte.«
    »Woher bist du gekommen?«
    »Von Drorah.«
    »Sind alle hier von Drorah gekommen?«
    »Nein, aber viele.«
    »Dann stammen wir von Drorah?«
    Auf diese Frage überlegte Mesdaq immer lange. Anfangs antwortete sie mit »ja«, aber einmal überlegte sie so lange, dass Solina glaubte, sie wäre wieder einmal weggenickt, als die Urgroßmutter flüsterte. »Nein, von Lemur.«
    Es war das erste Mal, dass Solina den Namen der Ursprungswelt hörte. Er sollte sie nie wieder loslassen.
    Aus dem Kind wurde ein Teenager. Sie wurde von den Gleichaltrigen geschnitten, die spürten, dass sie anders warals sie. Solina tat, als mache es ihr nichts aus, und vergrub sich noch tiefer in ihrem Eifer für die Vergangenheit. Eines Tages hatte sie entdeckt, dass das Terminal in ihrem Zimmer zu mehr als blöden Spielen oder hirnloser Unterhaltung taugte. Es war ein Fenster in die Vergangenheit. Die zahllosen Generationen, die vor ihr gekommen und gegangen waren, lebten in ihm weiter.
    Mit Mesdaq verbrachte sie bald keine Zeit mehr. Die Ururgroßmutter schlief fast nur noch, trotz der Aggregate ihres Schwebe-
    stuhls. Hätte ein Antigravfeld ihren Kopf nicht aufrecht gehalten, er wäre ständig nach vorn gefallen. Die Geschichten, die Mesdaq erzählte, wurden immer wirrer und unzusammenhängender, und außerdem hatte Solina sie ohnehin schon alle gehört.
    Das Terminal hingegen berichtete ihr immer Neues, und so erfuhr Solina die Geschichte der Lemurer, der Vorväter der Akonen und tausender anderer Völker. Sie alle stammten von ein und demselben Planeten: Lemur, der nun Terra oder Erde hieß.
    Lemur war eine unscheinbare Welt in einem abgelegenen Spiralarm der Galaxis. Sie zeichnete nur die Tatsache aus, dass sie Leben trug - eine »Besonderheit«, die sie mit vielen hunderttausend Welten der Milchstraße teilte.
    Und doch waren vor langer Zeit ihre Einwohner innerhalb der für historische Abläufe kurzen Zeit von anderthalb Jahrtausenden zur vorherrschenden Macht der Milchstraße aufgestiegen. Vom Kontinent Lemuria aus, der später untergehen sollte, schickten die Lemurer

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