PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
waren, war eine schwarze Mauer zu erkennen. An vielen Stellen war das Dach eingebrochen, und bizarre Eiserscheinungen, die bis zur Unkenntlichkeit verdrehten Säulen glichen, waren bis zum Boden herunter gedrungen.
»Dann hätten die Spindeln auch uns notgelandete Lemurer als Nachkommen ihrer Feinde angesehen?«, fragte sich Denetree laut.
»Aber die Leute aus der Arche haben nichts von ihnen bemerkt.«
»Am hellen Tag sind sie kaum zu sehen«, antwortete Rhodan. »Oder sie befinden sich an Stellen, wo sie Nahrung zu sich nehmen. Aber welche? Sonnenenergie? Keine Ahnung. Nachts hätten die Le-murer der OVIR die Spindeln eigentlich ohne Schwierigkeit erkennen müssen.«
»Das sind alles Vermutungen, Perry, aber keine Gewissheiten.«
»Deswegen suchen wir weiter, Solina.«
Die Siedlung im Talkessel war oval, etwa zwei zu einem Kilometer groß, und die Raumfahrer waren kaum mehr als 500 Meter tief eingedrungen. Die Eingänge der kantigen Häuser waren unpassierbar; aus ihnen quoll wie erstarrte Lava nacktes Eis in wolkigen Formen hervor. 100 Schritte weiter begann eine Rampe aus demselben schwarzen Gestein, aus dem die Felsen bestanden. Die Oberfläche war eisfrei. Ein weiteres Rätsel. Die zehn Meter breite Schrägfläche führte auf die schwarze Quadermauer zu und endete auf halber Höhe in einem offenen Eingang. Am obersten Punkt lagen dunkle Körper auf dem Gestein, deren Teile im Scheinwerferlicht aufblitzten. Rechts und links schien die Mauer mit Eis zu verschmelzen.
»Riskieren wir es?«, erkundigte sich Isaias.
»Selbstverständlich«, antwortete Ameda, ohne nachzudenken.
Verfügten die Feuerwesen über ein Kollektivgedächtnis?, überlegte Rhodan. Dann würden sie über die lange Zeitspanne hinweg viele Erinnerungen zwar gespeichert haben, die vielleicht aber verändert und verfälscht worden waren.
Ebenso hielt er es für möglich, dass es nicht nur die energiebeherrschenden Luftwesen gab, sondern wie in jeder Population unterschiedliche Gruppen: Junge und Alte. Weise. Kluge und Einfache? Waren sie organisiert wie Ameisen oder Bienen? Hoch intelligente Energie-Mikroben? Indes. wie auch immer es sich verhielt, hierher, unter das Eis, war ihnen nicht ein einziges Individuum gefolgt.
Die Raumfahrer hatten die Hälfte der Steigung erreicht und sahen sich um. Überall erstreckten sich phantastische Strukturen aus massivem oder dünnem Eis, mitunter von Spalten geteilt, die aussahen, als habe sie starke Hitzeeinwirkung erst vor kurzer Zeit geformt. Aber nirgendwo tropfte Schmelzwasser. Die Kälte zwang die Raum-fahrer, so gut wie nie die Handschuhe auszuziehen noch die Helme zu öffnen; einige Minuten waren das Maximum. In einer senkrechten Eiswand, wie ein gefrorener Wasserfall, klaffte ein Loch mit zehn Metern Durchmesser. Noch immer war es, bis auf gelegentliches lautes Knistern, still wie am Grund des Ozeans.
Schweigend gingen sie weiter, bis Ameda Fayard auf den ersten Fund stieß. »Das könnte ein akonischer Roboter gewesen sein«, sagte sie leise und richtete den Scheinwerferstrahl darauf. Sie zählten insgesamt sieben zertrümmerte Geräte, aus Zylinderabschnitten und Würfeln zusammengesetzt und mit Gerätearmen ausgestattet, die auf dem Weg zum Eingang lagen. Sie waren zerbeult, zerstampft, die stählernen Gliedmaßen herausgerissen, das Innere bloßgelegt.
»Etwas, vielleicht eine plötzlich aktivierte Maschine, hat die Dinger mit großer Kraft und offensichtlich in rasender Wut zertrümmert, als wären sie Spielzeuge«, meinte Shimon und ging in Schlangenlinien zwischen den Trümmern hindurch, die Rampe hinauf. »Oder haben sie etwa gegeneinander gekämpft?«
»Wer gegen wen?«, wollte Mahal wissen.
Niemand antwortete.
Sie gingen weiter. Seltsame Vorstellungen und undeutliche Erwartungen wirbelten durch ihre Gedanken. Aus dem Gebäude hinter dem Durchgang schlug ihnen starker Lichtschein entgegen. Sie kamen durch das Tor, ohne dass sich Projektoren entluden oder Schirme aufbauten. Die Rampe führte waagrecht weiter und gabelte sich in beide Richtungen. Jeweils eine breite Spur führte abwärts auf den Boden einer gigantischen Halle, der andere Teil bildete eine Galerie, die sich an der jenseitigen Hallenstirnwand verlor, die im Halbdunkel lag.
»Da ist es«, sagte Rhodan verblüfft, »das monströse Zentrum der akonischen Planetenstation.« Die Decke des etwa einen Kilometer langen und 300 Meter breiten Gebäudekomplexes war unversehrt; starke Scheinwerfer leuchteten an ihr. Viele der
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