PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
habe?«
»Das hast du«, antwortete sein Geschäftspartner in bescheidenem, fast entschuldigendem Tonfall. »Sei versichert, das hast du.«
Er hatte viel zu tun. Doch das machte ihm nichts aus, im Gegenteil. Er erledigte ohnehin am liebsten alles Wichtige selbst. So gut er mit Raumadmiral von Taklir zurecht kam: Dass sich der Takhan dieser Tage mehr auf Pressekonferenzen und in Trivid-Studios aufhielt als bei seiner Flotte, störte Achab ta Mentec wenig. Solange Mechtan auch seinen Schwiegerenkel Jars von Aburrir mitnahm, diesen aufgeblasenen Schwätzer, und ihn dergestalt von dessen nervtötender Gegenwart befreite, dankte Achab seinem Oberkommandierenden von Herzen dafür.
Nein, er war nicht eifersüchtig auf Aykalies Ehemann. Dass Ranghöhere oder aus einflussreicheren Familien Stammende sich mit seinen Erfolgen schmückten, seine Errungenschaften unverfroren als die ihren ausgaben, hatte Achab im Lauf seiner Karriere so oft erfahren, dass er nur noch darüber lachen konnte.
Kurz.
Dann Widmete er seine Zeit und Aufmerksamkeit wieder den anstehenden Pflichten. Und umso munterer, da er als Stabsoffizier vom Dienst, was das Tagesgeschäft betraf, durch die Abwesenheit des Takhans schneller und effektiver entscheiden konnte denn je.
Jeder akonischen Flotte oblag die Betreuung eines bestimmten Sektors der Volkswirtschaft. Seine, die ruhmreiche Siebente, überwachte den Rohstoffabbau auf den Kolonialwelten. Eine Meldung ging ein, dass die Verbindung zum 12.790 Lichtjahre entfernten Planeten Gorbas-IV, der erst vor wenigen Jahren erschlossen worden war und eines der bedeutendsten Schwingquarz-Vorkommen dieses Quadranten trug, seit dem Vortag unterbrochen war. Es konnte kein Kontakt mehr hergestellt werden, weder per Hyperfunk noch via Transmitter-Strecke.
Angesichts des allgemeinen Wirbels um die Lemurer hätte diese Nachricht wohl kaum jemanden tangiert. Erklärungen für das Schweigen von Gorbas-IV gab es zu Hauf: Hyper-Anomalien, Ausläufer von Strahlungs-Spitzen der benachbarten Dunkelwolke oder, am allerwahrscheinlichsten, menschliches Versagen, beispielsweise bedingt durch die Nachwehen einer feuchtfröhlichen Geburtstagsfeier im Camp der dortigen Minenarbeiter... Admiral Mechtan von Taklir hätte gewiss nicht sofort darauf reagiert, zumal die Nachricht aus der Fernortungs-Abteilung in keinem Zusammenhang mit den Sternenarchen stand. Achab hingegen legte, überzeugt davon, dass er die Gipfel noch früh genug erobern würde, sein Augenmerk nach wie vor auch auf die Mühen der Ebene. Er veranlasste, dass ein Schiff seines Geschwaders sich in Richtung des Gorbas-Systems aufmachte, um sich dort umzusehen. Der Kordon würde den Abgang einer Einheit von Hunderten leicht verschmerzen. Auf der anderen Seite war es nie verfrüht, sich um den temporären Ausfall eines Standorts zu kümmern. Klärte sich das Ganze als Fehlalarm auf, umso besser; fanden auf oder um Gorbas-IV jedoch gravierendere Ereignisse statt, so konnte es sich nur als Vorteil erweisen, rechtzeitig einen Raumer vor Ort zu haben.
Kurze Zeit später wurde Achab von Aykalie kontaktiert. Sie berichtete ihm von dem Ultimatum, das Solina Tormas gestellt hatte. Eine äußerst unangenehme Situation, darüber waren sie sich einig. Keinesfalls durften die Erfahrungsberichte und Erkenntnisse der bockigen Historikerin nach außen dringen. Er versprach, unverzüglich den Raumadmiral zu verständigen.
»Auf dich hört er«, sagte Aykalie. »Wenn er dich um dein Urteil bittet - was wirst du ihm raten?«
Achab überlegte. »Er sollte einen Kompromiss mit der Forscherin anstreben. Eventuell gibt sie sich ja damit zufrieden, dass man sie ins Wissenschaftlerteam holt.«
»Hm. Sie ist ebenso klug wie eigensinnig. Sie steht mit dem Rücken zur Wand. Und sie ist felsenfest davon überzeugt, das Richtige zu tun.«
»Das klingt fast, als sympathisiertest du mit ihr.«
»Und wenn dem so wäre?«
»Sei vorsichtig, Aykalie. Lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster.«
»Manchmal frage ich mich, ob ich nicht schon längst das stickige Zimmer hätte verlassen sollen.«
Damit beendete sie das Gespräch. Achab gab Auftrag, den derzeitigen Aufenthaltsort des Takhan zu ermitteln, dann beorderte er zwei seiner Syntroniker zu sich in die Zentrale der UMBERIA. Er schilderte ihnen das Problem der im HistNet versteckten »schlafenden« Dateien. Erwartungsgemäß sahen die Spezialisten wenig bis keine Chancen, die pseudo-autarken Konstrukte vor Ablauf der Frist aufzuspüren.
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