PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Sensationelles entdecken, nimmt man ihnen diesen Fund einfach wieder weg, bootet sie aus, räumt sie aus dem Weg, schiebt sie in ein so genanntes Regenerationszentrum ab. Nein, das ist keine Inhaftierung, wer denkt denn so was! Nur ein kurzer, befristeter Sonderurlaub. Der gerade so lange andauert, bis andere, opportunere, systemkonforme Fachleute die ganze Sache derart beschönigt haben, dass sie den Tavakt-son, den dummen nichtadeligen Massen, zumutbar ist. Oder sollte dies etwa nicht die Aufgabe sein, die man dir, deinem Ehemann und den übrigen in den Archen tätigen Wissenschaftlern zugedacht hat?«
Insgeheim musste Aykalie sich eingestehen, dass sie Solinas flammendes Plädoyer fast Wort für Wort unterschreiben konnte. Dies der Historikerin gegenüber zuzugeben, fiel ihr jedoch unsagbar schwer. »Man kann viel Schaden damit anrichten, dass man den Leuten gewaltsam die Augen öffnet.«
»Mehr Schaden, als wenn man sie ihnen mit allen Mitteln verschließt?«
»Dir ist hoffentlich klar, dass ich nicht in der Position bin, eine solche Entscheidung zu fällen. Aber ich werde dein Ultimatum sofort an meine Vorgesetzten weiterleiten.« Sie schluckte. Die nächsten Worte brachte sie nur mit größter Anstrengung über die Lippen. »Und höre, Solina Tormas: Ich werde ihnen mitteilen, dass ich deine Vorgangsweise billige, deine Argumente verstehe und dein Anliegen unterstütze. Die Chance, dass sie darauf eingehen, ist dennoch denkbar gering. Viel wahrscheinlicher werde ich euch bald in diesem Regenerationszentrum Gesellschaft leisten.«
Solina runzelte zweifelnd die Stirn. »Die Botschaft höre ich wohl... Wie auch immer. Du hast noch knapp sechs Stunden, Frau Kollegin. Nutze sie; oder die Bombe geht hoch.«
So viel stand fest: Der Mann war kein einfacher Flottentechniker. Die Hyperkristalle, die er aus seinem Tornister gezogen und Raqett gezeigt hatte, mussten ein mittleres Vermögen wert sein. Und er hatte behauptet, dass dort, wo die Schwingquarze herkamen, noch mehr daraufwarteten, den Besitzer zu wechseln. Raqett war geneigt, ihm zu glauben.
Er kannte genügend kleine Gauner - hier in Veehraatoru, in Droff, der Spielermetropole seines Heimatplaneten, wo er sein Geschäft von der Pike auf erlernt hatte, und an anderen vergleichbaren Orten dieser wunderbaren Sterneninsel -, die mit einem solchen Kunden kurzen Prozess gemacht hätten.
Gib ihm eins über den Schädel, nimm seinen Ranzen und lauf. Wenn nur halb so viel drin ist, wie der Typ angedeutet hat, hast du ausgesorgt und kannst dir, wo immer du willst, ein hübsches kleines Landgut anschaffen, den ganzen Tag in der Sonne liegen, Huquar-Gras schnüffeln und die Puppen tanzen lassen.
Aber Raqett verstand sich nicht als Gauner, wenigstens nicht als kleiner. Beute, die so leicht zu ergattern schien, war praktisch immer vergiftet. Er lebte schon lange auf Drorah, hatte Mimik, Gestik und Körpersprache der Einheimischen zu deuten gelernt. Alles am Benehmen des Namenlosen wies darauf hin, dass er nicht zu den Befehlsempfängern, sondern zu den Befehlenden gehörte. Nicht unbedingt Militär, obwohl er sich damit zweifellos auskannte und die Uniform mit größter Selbstverständlichkeit trug; auch befand er sich für sein Alter in außerordentlich guter körperlicher Verfassung. Doch sein Gehabe wirkte nicht so martialisch, so lächerlich zackig-schmissigschneidig, wie sich die aktiven Offiziere gaben, wenn sie Raqetts Kunstgewerblerinnen aufsuchten. Eher Privatwirtschaft, oder Politik, oder... Medien.
Medien. Das könnte hinkommen.
Der Dron beglückwünschte sich zu seinem Riecher, als sein Gegenüber ihm unterbreitete, wofür er eine so hohe Summe auszugeben bereit war.
»Im hohen Orbit über Xölyar sind die beiden altlemurischen Ster-nenarchen geparkt; ich nehme an, du hast davon gehört.«
Raqett vollführte seinen kleinen Trick mit dem Halskragen, der bei humanoiden Gesprächspartnern gewöhnlich sehr gut ankam, und knurrte: »Willst du mich beleidigen? Informationen sind bares Kapital. Ich wäre ein schlechter Makler, wenn ich über so was nicht bestens Bescheid wüsste.«
»Kannst du mich hinbringen?«
»Zu den Generationenschiffen? Ha! Du träumst von heißen Eiswürfeln, Meister.«
»Genauer gesagt, zur ACHATI UMA. So schnell wie irgend möglich.«
»Ausgeschlossen. Die Siebente Flotte riegelt das Gebiet ab. Durch deren Kordon kommt kein Raumfahrzeug, nicht einmal eine Mini-Sonde, ohne sofort geortet und aufgehalten zu werden. Das haben schon
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