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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht
Autoren: Hubert Haensel
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Fall wären die Zeitgerechten selbst zu Zeitverbrechern geworden«, widersprach Tolot. »Außerdem kann es nicht Levian Paronn gewesen sein, dessen Sprung in die Frühzeit der lemuri-schen Raumfahrt die Erste Schwingungsmacht in Panik versetzte.«
    »Du bist verrückt«, rief der Alte. »Du machst aus Opfern Täter. Trotzdem lasse ich dich nicht sofort töten. Weil du miterleben sollst, wie deine Lemurer untergehen werden.«
    »Ich habe sie immer beschützt«, sagte Tolot, »und ich bin stolz darauf. Schon auf der ersten Sternenarche, die ich nach meiner Flucht vor den Bestien anflog, wurde ich als Freund aufgenommen.«
    »Du bedienst dich der abwertenden Sprache der Lemurer. Fühlst du dich als Bestie?«
    »Ich fühle mich als Freund der Menschen. Ich habe schon die Le-murer der CHODOK MON gegen die Bestien verteidigt, die eines Tages bei der Arche erschienen.«
    »Du denkst und handelst wie ein Lemurer, Icho Tolot. Also wirst du auch sterben wie ein Lemurer. Ja, wir wollten die Generationenschiffe vernichten. Aber dann kam schon unser erster Kreuzer nicht zurück. Dabei hatten wir das als leichte Aufgabe angesehen. Erst dieser Verlust brachte uns auf die Idee, die großen Schiffe unbehelligt in die Zukunft fliegen zu lassen. Versehen mit winzigen Hypersendern, die es uns melden sollten, sobald Fremde die Schiffe betraten. Wie gefällt es dir, Icho Tolot, selbst derjenige zu sein, der das
    Schicksal der Lemurer verantworten muss?«
    Necc Magots Lachen schien nicht mehr enden zu wollen. Der Alte war besessen oder während des langen Kryogenschlafs verrückt geworden. Aber das half Tolot nicht weiter. Den Energiekäfig konnte er nicht überwinden.
    Dann war Stille. Magot schwieg. Und Icho Tolot war mit seinen schlimmsten Befürchtungen allein.
    Janna Pagneils Aufschrei weckte Rhodan. Er hatte ohnehin nicht so tief geschlafen wie die anderen und war sofort wieder hellwach.
    Ion Lissos war gekommen. Perry erkannte den Zeitgerechten sofort wieder.
    Eine Aura der Bedrohung umgab den Koloss, und das lag weniger an der schweren Waffe an seiner Hüfte als an seiner Haltung. Zu voller Größe aufgerichtet, stand er da, nur wenig kleiner als vier Meter. Das mittlere Armpaar hatte er verschränkt, die kräftigen Handlungsarme angewinkelt und die Fäuste in seine Seite gestemmt. Damit wirkte er auch unglaublich breit.
    In seinen Augen, die er ein Stück weit ausgefahren hatte, glühte ein verzehrendes Feuer.
    Rhodan glaubte, den Zorn der Bestie spüren zu können. Fast erschien Lissos ihm wie ein Haluter vor der Drangwäsche.
    »Icho Tolot wurde unschädlich gemacht.« Die Stimme der Bestie klang wie ein ungedämpft anlaufendes Triebwerk. Doch mehr erschreckte Rhodan, dass Lissos den Namen Tolot kannte. Die Bestien hatten den Haluter also identifiziert, und für sie konnte er nichts anderes sein als ein Verräter.
    »Tolot ist ein Zeitverbrecher.« Grässlich mahlten Lissos' Zähne aufeinander. »Ihm droht dieselbe Strafe wie allen Lemurern.«
    »Tolotos lebt also noch«, sagte Rhodan.
    Ruckartig wandte die Bestie sich ihm zu. In ihren Augen lag ein undefinierbares Funkeln. »Ist es wahr, dass Haluter und Lemurer in dieser Zeit friedlich nebeneinander leben?«
    »Es ist wahr. Was wollen die Bestien nun tun?«
    »Wir sind Zeitgerechte, keine Bestien!«, grollte Lissos.
    Rhodan stemmte ebenfalls die Fäuste in die Hüfte, was nichts daran änderte, dass er gegen den Koloss nur wie ein Zwerg wirkte. Ein ra-scher Seitenblick zeigte ihm die atemlose Anspannung der anderen.
    »Wollen die Zeitgerechten ihresgleichen ebenso ermorden wie die von den Lemurern abstammenden Menschen?«, fuhr er fort. »Hunderttausend Haluter in dieser Galaxis sind eine Streitmacht, die vor den Zeitgerechten gewiss nicht zittern wird, und die Menschen werden sich mit ihnen erheben. Tolotos hat ein Zeitverbrechen verhindert. Wir waren bei ihm. Sollen wir dafür bestraft werden, dass wir im Sinn der Gerechten gehandelt haben?«
    »Du sprichst von dem Geschehen auf Serkhen, Lemurer? Von der Zerstörung der lemurischen Zeitmaschine? Wer hat sie zerstört?«
    »Icho Tolot.«
    »Die Zeitmaschine wurde also nicht benutzt?«
    »Doch.«
    Ein dumpfes Knurren drang aus Lissos' Rachen. »Wer hat sie benutzt?«
    »Icho Tolot.«
    Vorübergehend schwieg die Bestie. Rhodan glaubte zu wissen, dass ihr Planhirn etliche Wahrscheinlichkeiten durchrechnete. Noch war ihm unklar, welche Kenntnisse über die Vergangenheit Lissos wirklich besaß, doch das einzig logische Ergebnis,
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