Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Takhan.«
    »Aus deiner fiktiven Zukunft ist deine reale Gegenwart geworden«, sagte Mechtan von Taklir.
    »Ich glaube nicht, dass es sich so verhält.« Levian massierte sich den Nacken. »Mein Fehler war, dass ich mich auf diese Zeit eingelassen habe. Jetzt begehrt sie auf.«
    »Du meinst, die Fiktion gibt sich den Anschein, mehr zu sein?« Die Stimme des Admirals klang plötzlich belegt.
    »Genau so sieht es aus«, antwortete er. »Ich sage dir noch einmal, dass sich deine Epoche nicht verändern wird, wenn ich mit der Waffe gegen die Bestien in meine Zeit zurückkehre.«
    Mechtan von Taklir schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich zu alt bin, das zu verstehen. Aber eine Erklärung wäre angebracht.«
    Der Lemurer nahm einige Schaltungen vor, in deren Folge ein ho-lografisches Abbild entstand. Es war eine Art Tropfen, ein im ersten Moment kugelförmiges Etwas, das sich langsam in die Länge zog, wobei dieser Fortsatz sich in unregelmäßigen Abständen teilte und vielfach verzweigte.
    »Was ist das?«
    »Vergleiche es am besten mit einer Flüssigkeit zäher Konsistenz, die in Wasser gegossen wird«, sagte der Lemurer.
    »Sie sinkt in Richtung der Schwerkraft ab und zieht bestenfalls Schlieren«, bemerkte der Admiral.
    »Exakt das ist die Wiedergabe. Die Randbereiche gehören in eine Unschärferelation, die zu erklären bislang niemand in der Lage war.«
    Eine Syntronstimme verkündete das nächste Metagravmanöver in sechzig Sekunden. Volle Gefechtsbereitschaft für die Siebente Flotte. Gestaffelter Wiederaustritt aus dem Überlichtflug für Abfangmanöver.
    Levian nickte knapp.
    »Was bedeutet das Bild?«, drängte der Admiral.
    »Die Flüssigkeit ist die Zeit. Sie fließt ausschließlich in eine Richtung, wobei sie an ihrem Beginn die geringste Ausdehnung hat und sich erst allmählich ausweitet.«
    »Jeder Seitenarm entspricht einer fiktiven Zukunft?«
    »Richtig.«
    »Wenn du den Beginn des Tropfens veränderst, veränderst du zugleich die weitere Entwicklung.«
    »Glaubst du das wirklich, Takhan? Dann pass auf. Der Syntron färbt die Veränderung ein. Im Originalversuch wäre das nichts anderes als eine Modifikation der Oberflächenspannung. Im Zeitlauf entspricht sie dem Wegfall der Bedrohung durch die Bestien. Lemuria kann sich nun anders und vor allem freier entwickeln.«
    »Verrückt.« Der Admiral sog er hörbar die Luft ein und hielt den Atem an.
    Wo der Farbstrom auf die ersten Verzweigungen traf, schnürten diese sich ein und trennten sich vom Rest des Tropfens ab. Ihre Richtung behielten sie bei, waren jedoch zu eigenständigen Tropfen geworden, die sich ungehindert weiterverzweigten, ebenso wie die ihnen folgende Farbe. Es entstand sogar der Eindruck, dass beide
    Flüssigkeiten einander zwar berühren, sich aber nicht vermischen konnten.
    »Die Oberflächenspannung trennt sie«, erklärte Levian. »Der abgeschnürte Tropfen ist die Zeit, in der du lebst, Takhan. Sie läuft unbeeinflusst weiter. Sie hat nur einen neuen Ausgangspunkt erhalten, und der ist nicht mehr fiktiv, weil einer von möglicherweise unendlich vielen, sondern sehr real.«
    Die Schiffe traten in den Hyperraum ein. Nur noch wenige Augenblicke bis zum Ziel.
    Mechtan von Taklir hob seinen linken Arm mit dem Kombiarmband bis unmittelbar an die Lippen und gab eine geflüsterte Anweisung, die Levian nicht verstand. »Pass auf, mein Junge«, sagte er und fiel in den Tonfall zurück, in dem er hin und wieder mit Achab gesprochen hatte, als Aykalie ihr Gesprächsthema gewesen war. Es klang fast ein wenig verschwörerisch.
    Der abgeschnürte Tropfen in der dreidimensionalen Darstellung zeigte plötzlich Unregelmäßigkeiten. Seine Oberfläche zitterte, Schlieren huschten über die dünne Membran, und dann, von einem Sekundenbruchteil zum anderen, zerstob er. Dasselbe geschah mit allen abgeschnürten Ausbuchtungen. Einzig der Farbtropfen blieb unbeeinträchtigt.
    »Das Paradoxon hat überstanden, aber sonst nichts«, stellte Mech-tan von Taklir fest. »Ein einziger Anstoß genügt dazu. Also werden wir kein Paradoxon zulassen. Es mag verrückt klingen, aber ich verstehe die Bestien.«
    Das Abbild des Hyperraums auf der Panoramagalerie wich der Sternenfülle der galaktischen Zentrumsregion.
    Schwarze Kugelraumer stürzten sich auf die akonischen Schiffe, und es waren beileibe nicht nur kleine Einheiten.
    Terraner und Akonen kämpften Seite an Seite. Ansonsten hatten beide Völker nur wenige Berührungspunkte. Zu lange waren sie sich

Weitere Kostenlose Bücher