Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
mehr als zehntausend Lichtjahre vom Gorbas-System entfernt. Die Region, in der beide Schiffe materialisierten, gehörte noch zum galaktischen Zentrum, markierte aber schon den Randbereich der dichtesten Population.
    Die Sterne standen dennoch sehr viel enger zusammen als in den Spiralarmen. Zudem beherrschten farbenprächtige Nebel, Gas- und Dunkelwolken das Bild.
    Anblicke wie dieser hatten sich tief in Levian Paronns Geist eingebrannt. Sie vermittelten ihm ein Gefühl der Geborgenheit - genau das, was er vor einer kleinen Ewigkeit fern im Westen der Galaxis so qualvoll vermisst hatte. Die Sonne Apsu mit ihren neun Planeten -er kannte das Heimatsystem sogar noch mit allen zehn Welten -hatte in der Einsamkeit, in der die Sonnen jeweils mehrere Lichtjahre weit auseinander standen, für die angreifenden Bestien wie auf dem Präsentierteller gelegen. Das Lemur dem Großen Krieg dennoch beinahe ein Jahrhundert lang getrotzt hatte, erschien ihm im Nachhinein wie ein Wunder. Eine glückliche Fügung, zumal es schon im zwölften Kriegsjahr, nach der Zerstörung des Planeten Zeut, so ausgesehen hatte, als wäre gerade das Heimatsystem nicht mehr zu halten gewesen.
    Drorah, fünfundvierzigtausend Lichtjahre entfernt im Sternendi-ckicht, war von den Bestien niemals in diesem Ausmaß attackiert worden. Die Hauptwelt des 87. Tamaniums hatte nicht einmal eine Evakuierung erlebt. Aber das wusste Paronn erst heute. Damals hätte ein solches Wissen für ihn vieles in einem anderen Licht erscheinen lassen, weit weniger kompliziert und anfällig.
    Warum hatte er Tolot nicht danach gefragt? Er konnte es nicht sagen. Vielleicht war keine Zeit dafür gewesen, weil die Ereignisse sich überstürzt hatten, oder es hatte ihn einfach nicht interessiert. Für ihn hatte es jedenfalls Wichtigeres gegeben, nämlich die jäh aufgeflammte Hoffnung, den Gegner zurückschlagen zu können, bevor er das Sternenreich der Lemurer, das Große Tamanium, vernichtete.
    »Maphan!« Wie aus weiter Ferne drang die Stimme des Ersten Offiziers bis zu ihm vor. Paronn schreckte aus seinen Gedanken auf und blinzelte verwirrt. Erst allmählich nahm er Jehan Hattusk bewusst wahr.
    Ein Hauch von Besorgnis spiegelte sich in den Zügen des Ma-Techten. »Du wirkst... verändert, Maphan, beinahe krank. Ich rufe einen Medoroboter.«
    »Unsinn.« Eine Spur zu heftig wehrte er ab. »Es ist nichts, nur...« Levian verstummte betroffen. Was hatte er sagen wollen? Dass er fürchtete, dass die Bestien ihm, Levian Paronn, gefolgt waren? Ihm oder den Archen? Dass es ihnen gelungen war, Hyperfunksender in seinen Generationenschiffen einzubauen? Sie hatten die Lemurer an Bord nicht getötet, ihre verhassten Feinde nicht ausgelöscht, wie es zu erwarten gewesen war, sondern sie zu ihren Instrumenten gemacht und sie benutzt, um ein Wiedererstarken der Lemurer zu verhindern. Dabei war es gerade seine Absicht gewesen, die Männer, Frauen und Kinder an Bord dem Zugriff der Bestien zu entziehen, weil ein Auffinden der Schiffe in der Weite des Raums so unwahrscheinlich gewesen war wie die erfolgreiche Suche nach einem Staubkorn am Strand eines Ozeans. Die Bestien hatten es geschafft, so wie Icho Tolot es ebenfalls geschafft hatte, indem sie aus den Aufzeichnungen der Starts den Kursvektor des jeweiligen Schiffes berechnet hatten. Damit hatten sie sein Lebenswerk pervertiert. Indem sie die Sternenarchen als Köder missbrauchten. Die von ihnen eingebauten Hyperfunksender hatten den Kontakt mit Lemurerab-kömmlingen gemeldet und die Arsenale der Bestien geweckt. Der Krieg ging weiter. Es war wohl nur noch eine Frage weniger Tage, bis die vierarmigen Kolosse mit voller Wucht losschlugen.
    »Maphan, hier ist weit und breit nichts, was von Interesse erscheint. Wir treiben ziellos durch den Raum.«
    Paronn nickte zögernd. »Es ist gut so.« Er erhob sich.
    Einen Augenblick lang fühlte er eine nie gekannte Schwäche in sich aufsteigen. Alles um ihn herum begann zu schwanken. Er griff nach einem sicheren Halt, und gleich darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle. Dutzende Augenpaare schienen sich auf ihn zu richten, ihn tief zu durchdringen. Wie es um ihn stand, ging jedoch niemanden etwas an, am allerwenigsten die Mannschaft der UMBERIA.
    Sie werden mich nicht verstehen, weil sie keine Ahnung haben. Weil sie überhaupt nicht mehr begreifen können, wie das ist, Tag für Tag um das Leben bangen zu müssen. Sie kennen den Krieg nicht, der eine bewohnte Welt nach der anderen im Feuersturm

Weitere Kostenlose Bücher