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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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samt zwei Rollenkarabinern, hatten er und Khatleen-Tarr aus dem umstellten Purpurnen Gelege entkommen können.
    Links und rechts von ihnen nahmen grau gekleidete Topsider Platz, Megh-Takarrs Leibgardisten, wie Manoli auf dem Weg in die Sammlung schmerzvoll erfahren hatte.
    Er fragte sich, was nach ihrer Flucht wohl aus Bismall-Kehn geworden sein mochte. Megh-Takarr hatte jedenfalls kein Wort ihm gegenüber verloren, ja nicht einmal über das Schicksal von Khatleen und Trker-Hon, mit denen er gemeinsam auf dem Gipfel des Horts der Weisheit in die Gefangenschaft des Despoten geraten war, hatte er etwas in Erfahrung bringen können. Ob die beiden in einem Gefängnis verrotteten oder ob man ihnen längst den Prozess gemacht hatte? Über dessen etwaigen Ausgang brauchte er gar nicht erst zu spekulieren – der Despot hatte inzwischen öfter als einmal bewiesen, zu welch grausamen Handlungen er fähig war.
    Der Tritt von einem Topsiderbein riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Oric-Altan, der sich ihm gegenüber auf die Sitzbank des Jeeps setzte. Manoli blickte bewusst weg, auf den Wagen, der neben ihnen herfuhr und auf dem die toten Arkoniden wie Vieh eingekeilt lagen, damit sie auf der Ladefläche nicht verrutschen konnten.
    Eine Kameradrohne schwebte über dem Überrollbügel mit den blinkenden Lichtern und sendete die Bilder wahrscheinlich ins Kommunikationsnetz von Topsid. Manoli wollte gar nicht wissen, wie viele Anhänger von Megh-Takarr sich an den Aufnahmen der Toten weideten. Den starren Visagen der Leibwächter neben ihm konnte er nicht ansehen, was sie dachten, obwohl sie wie er direkt auf die offene Ladefläche des Jeeps blickten.
    Er brauchte doch nur einem von ihnen den Karabiner zu entreißen ...
    Der bullige Topsider neben ihm klopfte auf den Kolben seiner Waffe, wie um ihn nachdrücklich davor zu warnen, seine Gedanken in die Tat umzusetzen.
    Manoli drehte den Kopf auf die andere Seite, wo Megh-Takarr auf ihn aufmerksam wurde. Der Despot neigte sich zu ihm.
    »Wir sind gleich da«, sagte er laut, dann senkte er die Stimme und wisperte in Manolis Ohr: »Jetzt kannst du mir endlich den Weg zur Welt des Ewigen Lebens zeigen!«
    Ein Schauer glitt über Manolis Rücken. Wie oft hatte er das schon gehört?
    Ausgerechnet er sollte dem Diktator zur Unsterblichkeit verhelfen, aber er wusste beim besten Willen nicht, wie das funktionieren sollte. Und er hatte keinen Zweifel, was mit ihm geschehen würde, sollte er den Despoten enttäuschen. Es sei denn ...
    Manoli blickte zu Oric-Altan, der sich ihm als der Roboter Rico zu erkennen gegeben hatte und sich hier als Topsider ausgab, sogar im Rang eines der engsten Berater des Despoten. Dabei hatte Manoli dem Roboter noch nie getraut, dafür war seine Rolle in dieser Farce um den Transmitter zu zwielichtig. Rico hatte zugelassen, dass Megh-Takarr Ketaran umgebracht hatte. Danach hatte er bei der Jagd auf die arkonidischen Attentäter aktiv mitgewirkt. Manoli glaubte sogar, dass einer der Toten auf das Konto des Roboters ging.
    Nein, diesem Roboter war nicht zu trauen, wenngleich er behauptet hatte, der Diener Scharfauges zu sein. Der Führer der Opposition auf Topsid hatte mit seinem Putschversuch am Tag des Dreimondefestes ein herbes Debakel eingefahren. Ricos Beteuerung, dass er auf Topsid sei, um diese Welt vor dem Untergang zu bewahren, bekam so einen schalen Beigeschmack. Vielleicht mochte das, abgesehen von dem unbegründeten Größenwahn, sogar richtig sein. Manoli hatte dennoch soeben erlebt, dass Rico für seine Ziele bedenkenlos das Leben anderer opferte. Wieso sollte es ihm besser ergehen als Ketaran, dessen Leiche auf dem Jeep neben ihm schaukelte?
    Er stutzte. Hatte Rico ihm ein Zeichen gegeben? Ihm zugeblinzelt?
    Manoli hob bewusst die Augenbrauen, aber der Roboter in der Maske eines Topsiders reagierte nicht darauf. Er musste sich das Blinzeln eingebildet haben.
    Es war aus. Er würde sterben, und zwar schon in wenigen Minuten. Megh-Takarr würde keine Gnade walten lassen.
     
    Eric Manoli musste den Kopf weit in den Nacken legen, um am zentralen Regierungsturm in die Höhe zu blicken. Das gigantische Bauwerk reichte angeblich zwei Kilometer in den Himmel, aber seine Bauweise aus abgestuften Zylindern, die nach oben hin immer kleinere Durchmesser aufwiesen, verhinderte, dass er von seinem Standort aus bis zur Spitze des Turms sehen konnte. Irgendwo dort oben im violetten Himmel musste sich am Ende eines Zylinders die Gleiterplattform befinden, über die

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