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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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er zum ersten Mal dieses Bauwerk betreten hatte.
    Er korrigierte sich. Dies war das zweite Mal gewesen, nach der Gefangennahme auf dem Gipfel des Omzrak-Gebirges. Und er erinnerte sich an seine Angst im Antigravschacht, der endlos in die Tiefe geführt hatte.
    Ein Fetzen der Erinnerung, zwei Säulen und dazwischen schwarze Ewigkeit ... Er versuchte, den Fetzen zu packen, aber er entglitt ihm wie so oft, wenn er sich an seine Flucht aus dem Transmitterraum erinnern wollte. War das wirklich schon so lange her?
    Megh-Takarr packte ihn am Oberarm und ließ ihn seine Krallen spüren, die mühelos durch den Stoff seiner Kleidung drückten. Manoli war sich jedoch sicher, dass der Despot noch viel fester zudrücken konnte, sollte er es denn wollen. So aber dirigierte der Despot ihn an zwei Doppelposten vorbei in das Innere des Regierungsturms.
    »Wegtreten!«, bellte Megh-Takarr die Leibwächter an, die daraufhin ohne jede äußere Regung in einer seltsamen Art von Laufschritt, unterstützt von ihren muskulösen Echsenschwänzen, in einem Seitengang verschwanden.
    Nur Oric-Altan begleitete sie zum zentralen Antigravschacht, dessen Wand von innen heraus zu leuchten schien.
    Manoli zögerte, aber er hatte keine Wahl. Megh-Takarrs Griff war so fest, dass er den Schritt ins Bodenlose machen musste, wollte er nicht umgerissen werden. Er ruderte mit Armen und Beinen, bis er in einer einigermaßen aufrechten Haltung nach oben schwebte.
    Unter ihm rauschten die Decks vorbei, wie er an den Symbolen an der gegenüberliegenden Wand sehen konnte. Er fühlte sich schwerelos und gleichzeitig angehoben, was seinem Innenohr und vor allem dem Magen nicht unbedingt bekam. Aber Manoli war dermaßen erschöpft, dass sein Magen nicht einmal mehr die Energie zum Zusammenkrampfen fand. Bis in tausendfünfhundert Meter Höhe ...
    Jetzt würgte es ihn doch, aber er schluckte mehrmals krampfhaft, und das erwartete Fiasko blieb aus. Nicht auszudenken, wenn er in weitem Bogen ...
    Manoli zwang sich, an etwas anderes zu denken, sonst übermannte ihn der Reiz womöglich doch noch. Er träumte von den Sternen, die um ihn herum wie im freien Weltall funkelten. Er flog auf etwas zu, ein Raumschiff, nein, bei dem glitzernden Punkt handelte es sich um MYRANAR, die Raumstation der Fantan, die sich langsam um die eigene Achse drehte.
    Er riss die Augen auf. Die Markierungen und Schachtöffnungen rasten an ihm vorbei, aber wenigstens drehte sich nichts mehr. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Oric-Altan nach ihnen in den Antigravschacht getreten war. Der als Topsider maskierte Roboter schwebte etliche Meter unter ihm und seitlich versetzt empor. Könnte er sich nur aus Megh-Takarrs Griff ...
    Ein lauter Knall wie von einer Explosion drang vom Boden des Schachts herauf. Manoli kam es vor, als würde die Wand vor ihm beben, als würden die Markierungen zur Seite tanzen. Nur die Aufwärtsbewegung seines Körpers blieb davon unberührt.
    War dies ein letztes Aufbäumen der aufständischen Kaltblütigen? Es mussten die topsidischen Rebellen sein, denn von den aus der Sammlung geflohenen Arkoniden war keiner mehr am Leben. Er hatte ihre Leichen gesehen. Eine weitere Detonation erschütterte den Turm – und dann wurde es schlagartig dunkel, der Antigrav setzte aus.
    Manolis Aufwärtsbewegung im Antigravschacht wurde von der Schwerkraft Topsids auf null abgebremst, ehe er im Schacht nach unten fiel. Megh-Takarrs Griff lockerte sich, und Manoli riss sich los. Wie bei einem Fallschirmsprung im Astronautentraining breitete er die Arme aus, versuchte, in eine waagerechte Lage zu kommen, um möglichst viel Luftwiderstand zu bieten. Dabei wusste er genau, dass er einen Sturz aus dieser Höhe nicht überleben konnte.
    In der Finsternis vermochte er nichts zu erkennen, aber plötzlich bremste etwas seinen Sturz. Er spürte etwas Weiches zwischen den Fingern, eine Art Seil oder Netz. Ein erstickter Laut von der Seite zeigte ihm, dass auch Megh-Takarr darin aufgefangen worden war.
    Langsam gewöhnten sich Manolis Augen an die Dunkelheit. Weiter unten fiel Tageslicht aus einer Öffnung in den Schacht. In einem weiteren Fangnetz zehn Meter unter ihm kämpfte Oric-Altan gegen die Tücken der primitiven Sicherheitstechnik. Der Topsider rutschte immer wieder von den Leinen des Netzes ab, woran auch der Stützschwanz nichts ändern konnte. Im Gegenteil, bei den großen Maschen im Netz war er nur hinderlich.
    War das die Chance auf seine Flucht?
    Manoli schwang sich über den Rand des

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