Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
Vom Netzwerk:
der Positronik brachte. Doch der kreisrunde Gesteinstrichter, in den er geflüchtet war und an dessen Boden der leblose Körper des Soldaten von der KEAT'ARK lag, hatte keine Notausgänge. Novaal geriet schon in Gefahr, würde er sich nur drei Schritte mehr nach rechts oder links bewegen, weil die Wand, die ihn vor der Sensorik des Roboters verbarg, ihn dann nicht mehr schützen konnte.
    Die nächste Salve. Novaal entging dem Strahl gleißend heller Energie nur um Haaresbreite. Er schrie auf, als ein dünner Faden der geschmolzenen Kraterwand seinen rechten Handschuh berührte. Das Gestein war durch den Beschuss zu flüssigem Feuer geworden, brannte sich durch den arkonidischen Kampfanzug, machte ihn undicht.
    »Warnung. Druckabfall im Anzuginneren. Atmosphärenverlust steht unmittelbar bevor.«
    Ich weiß, dachte Novaal grimmig und wünschte der arkonidischen Positronik, die ihm Offensichtliches mitteilen musste, alle Teufel an den Hals, die seine Kultur kannte. Seine Linke zitterte vor Schmerz, als er den Anzug gemäß den Anweisungen der Positronik neu justierte und den betroffenen Finger seiner rechten Hand vom Rest isolierte. Er handelte konzentriert, obwohl auch der Schmerz hinter seiner Stirn wie eine laute Sirene war, die alles andere zu übertönen trachtete. Dennoch gelang es ihm.
    »Innendruck wiederhergestellt«, meldete die Stimme der Positronik in seinem Helm.
    Bleibt nach wie vor das langfristige Problem.
    Novaal kroch ein Stück tiefer in die Senke, ahnte den nahenden Roboter. Wie viele Meter trennten ihn noch vom Kraterrand? Und warum schoss ihn der Roboter nicht einfach ab? Waren seine Energiereserven ebenfalls schon weit abgesackt?
    Grimmige Entschlossenheit ergriff von Novaal Besitz. Der Trotz, der ihn antrieb, seit der topsidische Kampfroboter quasi aus dem Nichts über ihn gekommen war, verwandelte sich in sturen Fatalismus – und in Energie! Naats lebten für den Kampf, und wenngleich Novaal es als schändlich empfand, ausgerechnet in diesem zu unterliegen, so schätzte er die Herausforderung, die die Konfrontation mit Topsids unbeseeltem Wächter ihm bot. Je schwieriger ein Kampf, desto mehr Bedeutung wohnte ihm inne, desto größer wurde sein Wert. Naats wuchsen an ihren Hindernissen und an ihren großen Aufgaben.
    Novaals Stiefelsohle stieß gegen das Bein des toten Soldaten, und plötzlich kam ihm eine Idee.
    Alles geschah rasend schnell. Er wusste, dass es misslingen konnte – und misslingen würde , wenn er nicht volles Risiko ging. Fieberhaft machte er sich am Anzug des Verstorbenen zu schaffen, berührte Eingabefelder, aktivierte letzte Energiereserven des Kampfanzugs, den er vorhin noch synchron zu dem seinen gestellt hatte. Dann, wenige Sekundenbruchteile später, geschah es: Wie von Novaals Eingabe befohlen, erhob sich sein toter Kamerad. Porksin, fremdgesteuert, machte auf dem Absatz kehrt und kletterte mühsam die Kraterwand hinauf. Kaum ragte sein Helm über den Rand aus porösem Gestein, schlug schon die Salve der topsidischen Kampfmaschine gegen ihn.
    Atemlos sah Novaal zu, wie Porksin ein zweites Mal starb. Die KEAT'ARK hatte ihm das Leben genommen. Nun nahmen ihm die Energiestrahlen des Roboters den Leib.
    Seine Überreste fielen zurück auf den Kraterboden. Novaal sah den verschmorten Helm und das zur Unkenntlichkeit verbrannte Fleisch dahinter, erblickte die schwarzen Schussspuren auf Brust, Schultern und Ärmeln des Anzugs. Der Roboter hatte nicht allzu viel von seinem Opfer übrig gelassen. Aber würde es genügen?
    Warte. Rühr dich nicht. Jetzt galt es. Alles oder nichts; entweder der Plan gelang, oder der Kampf endete hier und jetzt. Bewege keinen einzigen Muskel. Du bist nicht mehr da. Du bist tot.
    Das war es, was der Roboter glauben sollte. Er hatte ein Wesen in einem arkonidischen Kampfanzug registriert und es erschießen wollen – und genau das war ihm soeben gelungen. Die Festung hatte einen Feind weniger. Dass der Soldat, den die Energiestrahlen getroffen hatten, schon tot gewesen war, blieb, so hoffte es Novaal, ein unbeachtetes Detail.
    Sekunden verstrichen, wurden zu Minuten. Der Reekha wagte kaum zu atmen. Das war selbstverständlich Unsinn, weil der Roboter nur seinen Anzug orten würde. Jede Regung, fürchtete er trotzdem, würde ihn verraten. Ob der Roboter noch immer vor dem Krater ausharrte? Prüfte er so, ob er sein Opfer wirklich und endgültig erwischt hatte? Oder hatten die topsidischen Sensoren schon längst bemerkt, dass nicht einer, sondern

Weitere Kostenlose Bücher