PR NEO 0035 – Geister des Krieges
anhand dieser beurteilen. Jede Kultur hat ihren eigenen Kontext.
»Ich scheue den Kampf nicht, Perry Rhodan«, sagte Toreead fest. »Er ist der Kern jedes Lebens, unseres Lebens.«
»Aber dies ist nicht euer Kampf!« Rhodan sah kurz zu Tschubai, der schweigend hinter ihm stand. Das ausdruckslose Gesicht des Sudanesen ließ ihn nur vermuten, dass dieser seine Frustration teilte.
»Nicht die Naats sind Topsids Feinde, sondern die Arkoniden«, wandte er sich in einem weiteren Anlauf an Toreead.
»Der Kampf ist der Kern des Lebens«, wiederholte sein Gegenüber ruhig. Es lag keinerlei Trotz in der Stimme und dem Gebaren des Naats, und doch spürte Rhodan, dass alles Argumentieren ihn nicht mehr von seinen Ansichten abbringen würde. Galt diese Sturheit auch für den Rest seiner Spezies? Sollte Crest mit seinem harschen Urteil etwa recht behalten? »Und überhaupt«, setzte der Naat nach, »was bleibt uns sonst? Was, wenn nicht der Kampf?«
Rhodan hob hilflos die Hände. »Na, ihr könntet meine Kameraden und mich freilassen. Das wäre ein Anfang. Ihr könntet euch der Hilfe bedienen, die wir euch anbieten – wenn ihr Vernunft annehmt.«
»Hilfe.« Toreeads ledrige Visage verzog sich zum Naat-Äquivalent eines müden Lächelns. »Welche Hilfe könntet ihr uns schon sein? Ihr seid anders als wir, weit weniger auf Konfrontationen geeicht.«
»Wenn wir euch helfen, diese Schlacht zu überstehen ...«, begann Rhodan.
Toreead ließ ihn nicht ausreden. »Was dann? Du hast es doch selbst gesagt: Sterben wir nicht heute, sterben wir morgen oder übermorgen. Es stimmt, Perry Rhodan – es gibt immer einen neuen Kampf, immer wieder Gefahren. Sollte es mir und den Meinen tatsächlich vergönnt sein, mit oder ohne euer Zutun, diesen Tag zu überleben, ist meine Existenz trotzdem verwirkt. Die Arkoniden werden mich hinrichten lassen, sowie sie mich in ihre Finger bekommen – als Strafe für mein eigenmächtiges Handeln.«
Rhodan sah zu Ras Tschubai, dann wieder zu Toreead. »Nicht, wenn sie dich nicht finden«, sagte er schmunzelnd.
Novaal reagierte gerade noch rechtzeitig. Er wirbelte herum, stemmte sich am rauen Steinboden von Rayold I auf und sprang mehr oder weniger blindlings in die erhoffte Deckung der nächstbesten Kratersenke. Direkt hinter ihm schlug der Energiestrahl gegen den kargen Stein und brachte diesen zum Schmelzen.
Gefunden!, schoss es Novaal durch den Kopf. Sie haben mich gefunden.
Fieberhaft prüfte er die verbliebenen Systeme seines Kampfanzugs. Viele waren es nicht mehr, denn der Absturz und seine Folgen hatten ihm massiv zugesetzt. Die Energiereserven reichten bereits nicht mehr, den Schutzschirm zu erzeugen.
Dann eben anders. Vorsichtig kroch Novaal zurück zum Rand des kleinen Kraters. Die Schwerkraft auf Rayold I war geringer als gewohnt; entsprechend bedachtsam musste er vorgehen. Andernfalls lief er Gefahr, den Bodenkontakt zu verlieren. Schon mit geringer Muskelkraft würde er gewaltige Sprünge absolvieren – und sich bei den unkontrollierbaren Landungen mit großer Wahrscheinlichkeit in einer der vielen Felsspalten verlieren, die ebenso tief wie zahlreich schienen. So weit durfte es nicht kommen.
Novaal lugte über den Kraterrand. Tatsächlich: Der topsidische Roboter hatte sich bisher nicht vom Fleck gerührt. Das elende Ding hatte die Ausmaße eines besonders klobig gebauten Humanoiden und stand nach wie vor in vielleicht zehn Metern Entfernung, die Strahlerrohre auf die Senke ausgerichtet. Das flackernde Licht des energetischen Schutzschirms, der Rayold I umgab, spiegelte sich auf seiner metallisch glänzenden Außenhülle, und Novaal musste kein topsidischer Waffeningenieur sein, um die blinkenden Signallämpchen und anderen Anzeigen auf der Frontseite des technischen Tötungsinstruments, die er zwar nicht lesen, wohl aber erkennen konnte, zu interpretieren.
Die zweite Salve. Vom Kraterrand prasselte glühendes Gestein auf seinen behelmten Kopf.
Es durfte so nicht enden. Diese Tatsache war ebenso simpel wie verpflichtend. Novaal hatte keinen Raumschiffsabsturz überlebt, nur um dann in einer Kratersenke, fernab vom eigentlichen Kampf, einem Stück Technik zum Opfer zu fallen, das seinen Weg aus purem Zufall gekreuzt hatte. Es wäre ein lächerlicher, unnützer Tod, einem Reekha nicht würdig. Deswegen, beschloss Novaal, würde es nicht der seine sein.
Dicht an die Felswand gepresst, kroch er weiter, suchte nach einem Weg aus dem Krater, der ihn nicht direkt in die Schussbahn
Weitere Kostenlose Bücher