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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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zwei Naats jenseits des steinernen Trichterrandes lagen – einer lebend, einer doppelt tot?
    Novaal hatte zwar alle Funktionen seines Anzugs, die nicht dem unmittelbaren Überleben dienten, desaktiviert und den Tarnmodus eingeschaltet, aber half das wirklich, wenn der Gegner nur wenige Schritte entfernt war?
    Bist du noch da draußen und spielst mit mir, schickte er in Gedanken eine Frage an die Maschine, oder habe ich dich tatsächlich überlistet?
    Es fiel ihm schwer, Letzteres zu glauben. Zu unüberlegt und spontan war die Idee gewesen, als dass er sich gestattete, allzu große Hoffnungen an sie zu knüpfen. Aber sie war und blieb seine einzige Chance.
    Irgendwann – nach mehr Zeit, als selbst die Vorsicht für nötig erachtete – wagte er es. Novaal kroch zurück zum Rand, hob vorsichtig den Kopf und schaute hinaus auf die karge Ebene von Rayold I. Weit und breit sah er keinen Roboter und auch sonst keinerlei Anzeichen topsidischer Präsenz. Es war vorbei.
    Er nickte zufrieden, hakte den Zwischenfall gedanklich ab. Erleichterung breitete sich in seinem Inneren aus, doch er zwang sie zurück. Dies war nicht der Zeitpunkt, sich Triumphgefühlen zu ergeben. Er hatte eine Schlacht gewonnen – zudem nur mit viel Glück –, aber der Krieg wütete weiter, und nur der zählte.
    Wir sind quitt, du und ich, dachte Novaal und blickte ein letztes Mal zurück zum verkohlten Leichnam des Soldaten. Ich riskierte mein Leben, um deines zu retten, und nun hast du den Gefallen gewissermaßen erwidert. Dafür danke ich dir, Porksin.
     
    Dann stieg er aus der Senke, hievte sich über den Kraterrand und kehrte zurück auf die Ebene. Die Festung – er ahnte inzwischen, wo sie sich befand. Es wurde Zeit, endlich ins dortige Geschehen einzugreifen.
    Rayold I war etwa sechs Kilometer breit, sechs lang und neun hoch – das wusste er noch von den Anzeigen in der Schiffszentrale. Keine unrealistische Strecke. Schweigend schritt Novaal voraus und versuchte, nicht über die kurzen Helligkeitsblitze nachzudenken, die er in der Ferne wahrnahm. Er glaubte zu wissen, worauf sie zurückzuführen waren: auf kämpfende Naats und sich wehrende Echsen. Auf Schiffskameraden, die nicht das Glück besaßen, eine Leiche im Gepäck zu haben, mittels derer sie Topsids Soldaten übertölpeln konnten.
    Ich komme, versprach er ihnen stumm. Haltet durch! Er hatte diese Soldaten in den Kampf geschickt, ihnen Waffen und eigene Roboter zur Hilfe gegeben. Er gehörte an ihre Seite.
    Mehrmals passierte er topsidische Suchtrupps oder Roboter, doch nahmen diese keinerlei Notiz von ihm, solange er sich ruhig verhielt und immer rechtzeitig einen Fels, Krater oder eine Spalte fand, die ihn auch optisch vor den Echsenspähern verbargen. Die Schlacht und der Absturz der KEAT'ARK hatten die Echsen ganz schön aufgescheucht, schien es. Novaal kam dennoch gut voran.
    Die Ödnis dieses Trümmerbrockens hatte einen ganz eigenen Charme. Novaal sah flaches Gelände, durchzogen von felsigen Spalten und garniert mit gelegentlichen, mindestens schulterhohen Wänden aus porös anmutendem Gestein. Das waren die Krater, wusste er, und von denen hatte Rayold I so viele aufzuweisen, dass es Novaal nicht schwerfiel, sich die Vergangenheit dieses denkwürdigen Gestirns vorzustellen.
    Einstmals war es Teil eines großen Mondes gewesen, doch eine unbekannte kosmische Katastrophe hatte diesen in unzählige Einzelteile gesprengt. Zehntausend Jahre waren den Forschern zufolge seit diesem Tag vergangen, und noch immer trieben die Trümmer des Mondes um den Gasriesen Rayold, mehr als fünfzig verschiedene Materieklumpen ohne Leben und Zukunft. Rayold I, auf dem die Topsider eine ihrer Festungen errichtet hatten, galt als wichtigster von ihnen und war dank der Präsenz der Echsen von nicht zu unterschätzender strategischer Bedeutung.
    Aus dem Kampf im All und der Vorbereitung wusste Novaal, dass die Topsider über die Oberfläche von Rayold I verteilt mehrere Geschützbatterien betrieben. Diese waren es hauptsächlich, die dem Verband zu schaffen machten und die KEAT'ARK vom Himmel geholt hatten. Ihnen und vor allem der Festung galt der Angriff der Naats.
    Die Echsen waren auf zahlreichen dieser Mondtrümmer stationiert. Als entsprechend schwer galt es, sie auszuschalten, konnte ein Angreifer doch nie wirklich sicher sein, die Gesamtheit der topsidischen Abwehr zu erwischen. Über fünfzig Trümmerstücke bedeuteten eben auch über fünfzig potenzielle Gefahrenherde.
    Die narbige

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