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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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Leuchtkörper in die Decken eingelassen, verbreiteten momentan aber kaum Licht. Die Festung schien Energie sparen zu müssen.
    Inkmoon bewegte sich mit einer Sicherheit und Entschlossenheit durch die Gänge, als hätte er diesen waghalsigen Einsatz monatelang in einem 3-D-Simulator geübt.
    An einer Kreuzung gerieten sie wieder unter Beschuss. Inkmoon hechtete zur Korridorecke zurück und jagte den Gegnern gleichzeitig noch eine Strahlersalve entgegen. Eine beeindruckende Leistung – auch angesichts der Enge, die die topsidischen Korridore für Naats bedeuteten.
    »Hatte mich schon gewundert, warum keiner kommt.« Keuchend sah er Novaal an.
    Der Reekha hörte den Spott in der Stimme seines Begleiters. Er war so deutlich wie das Funkeln in seinem Blick. Und so aussagekräftig. Inkmoon genoss jede Sekunde dieses Einsatzes, gab sich ihm völlig hin. Der Blutrausch hielt ihn umklammert, er beflügelte ihn – und der Erfolg tat ein Übriges.
    Novaal feuerte aus der anderen Ecke. Er verfehlte sein Ziel nicht. Schon fiel ein Topsider zu Boden und blieb reglos liegen. Der Uniform nach zu urteilen, handelte es sich um einen Techniker.
    »Getroffen«, raunte Novaal Inkmoon zu.
    Der nickte. »Wieder einer weniger.«
    Novaal hörte die Euphorie in der Stimme des jungen Naats. Er konnte sie nicht teilen, und das irritierte ihn. Naats lebten für den Kampf. Ehrenvolle Konfrontationen waren die Werkzeuge, mittels derer sie auf ihrer Welt seit unzähligen Generationen Konflikte lösten und hierarchische Abfolgen bestimmten. Verdammt, der Untergang dieser Topsider war der Grund, aus dem sie hergekommen waren! Und doch ließ er Novaal kalt.
    Nein, das war es nicht – nicht kalt; er entsetzte ihn.
    Plötzlich heulten Alarmsirenen los. Ein mal steigender, mal abfallender Ton hallte durch den Korridor. In der Ferne rumste es, und Novaal ahnte, dass Schotten und Zwischentüren automatisch geschlossen worden waren. Jemand hatte wohl ein Sicherheitsprotokoll in Kraft treten lassen.
    Na, endlich nimmt man uns ernst, knurrte Grek 691 in grimmiger Zufriedenheit.
    Novaal schob sich abermals um die Ecke und feuerte. Seine Reflexe taten ihren Dienst, wie sie es sollten. Er kämpfte. Hinter seiner Stirn fand ein ganz anderer Kampf statt.
    War das hier richtig? Die Frage mutete absurd an, und doch konnte er sie weder beantworten noch verdrängen. Novaal tat, was Arkon wollte. Er erfüllte seinen Auftrag, genau wie Inkmoon.
    Neue Schüsse. Inkmoon streckte zwei Topsider nieder. Ihr Röcheln begleitete kurzzeitig das Sirenengeheul, verstummte aber schon nach wenigen Augenblicken. Inkmoon gönnte den Überlebenden keine Atempause, und Novaal tat es ihm gleich. Gemeinsam rissen sie noch die letzte Echse aus ihrer Deckung und töteten sie. Die Überraschten leisteten ohnehin kaum Gegenwehr. Auf eine solche direkte Konfrontation innerhalb ihrer Anlage waren sie merklich nicht vorbereitet gewesen; manche waren sogar unbewaffnet, und diese doppelte Nachlässigkeit kostete sie nun ihr Leben.
    Inkmoon stand auf, sah sich kurz um. Der Gang war wieder frei, also zogen sie weiter. Dem Geplärr der Sirenen nach, fand Novaal, hätten sie längst mehr Gesellschaft bekommen müssen. Auch das schien zu beweisen, dass die Festungsbesatzung bei Weitem nicht in Bestform war. Oder eben abgelenkt.
    Durch den Kampf an zu vielen Fronten gleichzeitig?, fragte er sich, während er mit seinem Begleiter noch tiefer in den Bauch der imposanten Anlage vordrang. Wieder stiegen die Bedenken in ihm auf. Sie hatten ihn bereits während des Marsches zur Festung geplagt und bislang nicht nachgelassen. Im Gegenteil: Mit jeder Salve, die er auf die überraschten topsidischen Techniker abschoss, nahmen sie an Intensität zu.
    Die Bilder, die Grek 691 ihm mit seinen Erinnerungen an Chassiber in den Geist gezeichnet hatte, ließen den Reekha nicht los. Geschichte wiederholte sich. Dieser Angriff auf die topsidische Festung war nichts anderes als jede frühere Konfrontation, in die er verwickelt gewesen war. Immer war es um Leben und Tod gegangen, um Sieg oder Niederlage. Das war normal – aber war es auch richtig?
    »Zur Zentrale dürfte es hier langgehen«, riss Inkmoon ihn aus seinen ungewöhnlich schweren Gedanken. Schweigend zogen sie weiter, tiefer und tiefer in den Mond. Sie stießen nur selten auf Gegenwehr; die Station schien kaum noch besetzt, und von den wenigen Echsen, die es wagten, sich in ihren Weg zu stellen, hielt keine länger als ein paar Minuten durch. Inkmoon war

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