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PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung

PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung

Titel: PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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hat und sich um Patienten kümmern muss, die noch eine Überlebenschance haben? Weil dieser Naat nur aus dem einzigen Grund hier liegt, um zu sterben.
    Der Naat lag auf zwei zusammengeschobenen Krankenliegen und füllte diese vollständig aus. Mehr noch, ein improvisiertes Gestell stützte zusätzlich seine Unterschenkel und Füße. Er versuchte, etwas zu sagen.
    »Pra...«, glaubte Crest zu hören. Der Arkonide ging zum Kopfende der Liegen, beugte sich über den Naat. »Sie sind nicht allein«, sagte er. »Ich höre Sie. Was wollen Sie mir mitteilen?«
    »Prael...«, ächzte der Patient. »Praeliriis.«
    Crest versuchte dem Wort eine Bedeutung zuzuordnen, in seiner Sprache oder in der der Naats, über die er zumindest rudimentäre Kenntnisse besaß. Es gelang ihm nicht, und auch der Translator bot keine Übersetzung an.
    Ob es sich um einen Eigennamen handelte? »Ist das Ihr Name?«, fragte Crest.
    Die drei Augen starrten an ihm vorbei, senkrecht in die Höhe, zur Metalldecke des Medozentrums. »N... nein, ich ...« Die Worte gingen in ein Gurgeln über, der Oberkörper zuckte krampfhaft, und Blut quetschte sich aus den Lagen des Verbands.
    Crest da Zoltral legte dem Hünen die Hand auf die Stirn. »Sie sind nicht allein«, wiederholte er. Es fühlte sich seltsam an. Er hatte nie zuvor einen Naat berührt. Die Haut war rau und trocken, fast wie mit Sand abgeschliffen. Womöglich lag es nur daran, dass dieser Mann im Sterben lag. »Sie suchen Praeliriis?«
    »Ja.« Die Stimme war wie ein Hauch.
    Der alte Arkonide dachte nach. Seine Einstellung zu den Naats hatte sich in den letzten Tagen grundlegend gewandelt. Crest hatte die Kolosse zeit seines Lebens – wie alle Arkoniden – zutiefst verabscheut, sie als tumbe Kampfmaschinen gesehen. Minderes Leben, das man ohne Bedenken opfern konnte. Doch er hatte lernen müssen, dass die Naats hochintelligente, fühlende Wesen waren und dass sein Abscheu tatsächlich das Resultat seiner inneren Abwehr gegen diese Erkenntnis gewesen war. Tumbe Kampfmaschinen im Namen des Imperiums in den Tod zu jagen stellte eine unschöne Notwendigkeit dar. Intelligente, fühlende Lebewesen in den Tod zu jagen ein Verbrechen. Ein Verbrechen, das er sich nicht hatte eingestehen wollen.
    Deshalb war Crest an diesen Ort gekommen: um Sühne zu leisten.
    Crest beugte sich noch näher an den riesigen, haarlosen Schädel. »Ich werde Praeliriis suchen«, sagte er, »und ihm davon erzählen, dass Sie an ihn gedacht haben.«
    Zum ersten Mal kam Bewegung in das Augendreieck. Der Blick richtete sich auf Crest, fixierte sein Gesicht, und Erstaunen lag darin, ebenso wie Erleichterung, ehe er brach.
    Der Naat war tot.
    Crest löste seine Hand von der Stirn, unter der nun kein Leben mehr war, weder Gedanken noch Gefühle. Seine Finger zitterten ein wenig, als er weiterging. Zu beiden Seiten standen Reihen von Krankenbetten, nur teilweise abgetrennt durch flirrende, undurchsichtige Isolierwände aus reiner Energie – oder mithilfe von simplen, altertümlichen Vorhängen. Wer immer die Verantwortung übernommen hatte, er improvisierte an allen Ecken und Enden. Crest hätte nicht mit demjenigen tauschen wollen.
    Ein junger Mann beschäftigte sich mit einem Patienten, beugte sich über ihn. Ganz ähnlich musste Crest vor wenigen Augenblicken noch auf einen imaginären Beobachter gewirkt haben. Im ersten Moment glaubte er, Dr. Eric Manoli vor sich zu haben, doch er täuschte sich. Diesen Menschen kannte er nicht.
    Crest schüttelte den Gedanken ab. Sein eigentliches Ziel lag am Ende der Medostation, in einem kleinen, separaten Raum.
    Vor der Tür, die dorthin führte, stand jemand; in geduckter Haltung, um nicht gegen die Decke zu stoßen. Es war der Naat Novaal. Er war einst der Kommandeur der 247. Vorgeschobenen Grenzpatrouille gewesen, ein Mann, der für unerbittliche Stärke gelebt und doch eine gewaltige Schwäche vor allen anderen Soldaten verborgen hatte. Niemand hatte von seinem behinderten Sohn gewusst, seiner größten Schwachstelle und zugleich seinem größten Schatz.
    »Warum haben Sie das getan?«, fragte Novaal.
    Zuerst glaubte Crest, eine Anschuldigung herauszuhören, doch ihm dämmerte rasch, dass es nicht darum ging, ihn anzuklagen. Weshalb auch? Er hatte dem sterbenden Naat nicht geschadet, ganz im Gegenteil. »Sie wollen wissen, weshalb ich mit dem Soldaten gesprochen habe?« Mich um ihn gekümmert habe?
    »Sie sind ein Arkonide. Er war ein Naat. Genau wie ich. Damit sind die Grenzen

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