PR NEO 0037 – Die Stardust-Verschwörung
Sternenfall.«
Mandy lachte ihr helles Lachen. »Du bist verrückt!«
»Ich kann gut Geschichten erzählen.«
»Du bist Ingenieur.«
»Schließt sich das deiner Meinung nach gegenseitig aus?«
»Ich kenne deine Kollegen seit Jahren. Und keiner schien mir in dieser Hinsicht sonderlich begabt zu sein.«
Das wiederum brachte mich zum Lachen. »Aber ich bin nicht wie sie. Sonst wäre wohl nicht ausgerechnet ich derjenige, mit dem du ausgehst.« Außerdem hatte ich all meinen Kollegen gegenüber einen unschätzbaren Vorteil: Ich musste mir die Geschichten nicht ausdenken, es war nicht einmal nötig, einen gelesenen Roman nachzuerzählen ... Ich hatte selbst mehr als genug erlebt. Mehr als hundert Männer sonst. Egal, wie lange es zurücklag: Dank meines fotografischen Gedächtnisses vergaß ich nichts, ob es für die Gegenwart noch Bedeutung besaß oder nicht. Dennoch blieb es Teil meines Lebens, das sich über Jahrtausende erstreckte, obwohl ich die meiste Zeit davon im Kälteschlaf verbracht hatte.
Dann redete ich.
Und redete.
Redete.
Sie hing an meinen Lippen.
»Es gibt diesen Roman gar nicht«, sagte sie irgendwann. »Mal ehrlich – ein historischer Roman, in dem sich ein besessener Mörder fragt, wer die Sterne anzündet ... und in dem sich ein Außerirdischer tummelt ... das ist verrückt.«
Ganz im Gegenteil, dachte ich. Das ist die wahre Vergangenheit dieses Planeten.
»Aber erzähl weiter, Skörld!«, bat sie. »Deine Geschichte ist phantastisch. Du hast ein Talent für Details.«
Wie das eben so war, wenn man die Dinge selbst erlebt hatte. »Später«, sagte ich, weil wir gerade in die Stadt einfuhren. »Lass uns ein Plätzchen suchen, an dem wir ...«
»Nein«, unterbrach sie mich. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück. »Ich für meinen Teil muss nichts mehr suchen. Ich habe genau den Ort gefunden, an dem ich die nächsten Stunden verbringen will.«
»Hier im Wagen?«
»Es ist nicht Standard.« Sie schaute mich an. »Das gefällt mir.«
Wer war ich, ihr zu widersprechen?
Mein Plan, sie über das Leben in Nevada Fields auszufragen, scheiterte allerdings. Zuerst erzählte ich ihr die Geschichte zu Ende, in der ich meine eigene Rolle einem geheimnisvollen Mann ohne Namen andichtete. Danach bat sie mich, den Wagen aus der Stadt zu fahren und irgendwo im Nichts zu parken, wie sie sich ausdrückte, und als wir dort angekommen waren und bereits völlige Dunkelheit herrschte, küsste sie mich.
»Genug geredet«, sagte sie.
Ich fühlte mich nicht unwohl dabei, und ich lernte, den Platz in einem Auto auf ganz andere Art zu nutzen. Eine interessante Erfahrung.
Später redeten wir doch noch.
»Ich frage mich«, sagte Mandy, »wie es weitergehen soll.«
»Womit?«
»Mit deinem Job und meinem. Mit Nevada Fields. Mit dem Leben.« Sie verschränkte die Hände im Nacken, und sie schien keine Sekunde lang darüber nachzudenken, dass sie nackt in einem Auto saß und jederzeit jemand vorbeikommen könnte. Mir ging es aber genauso. Die Gegend war einsam genug, und wir standen weitab der Straße auf einem Feldweg in jämmerlichem Zustand, über den wir gerumpelt waren, bis ich glaubte, der Van müsse auseinanderfallen.
»Großartige Themen«, kommentierte ich.
»Der Druck ist kaum noch auszuhalten. Seit dem letzten misslungenen NOVA-Start habe ich im ganzen Raumfahrtzentrum keinen gut gelaunten Menschen mehr gesehen.«
»Außer mir?«
»Außer dir.«
»Pounder macht uns die Hölle heiß«, sagte ich. »Wir müssen den Fehler finden, der die ganzen Fehlstarts verursacht. Sonst wird in Zukunft kein Geld mehr fließen.«
»Weshalb der alte Knochen euch auch die Hölle heißmacht, wie du es ausdrückst«, vermutete sie. »Ihm geht es nämlich auch nicht besser, richtig?«
»Das vermute ich. Präsident Drummond hat mehrfach angedroht, jede finanzielle Unterstützung der NASA zu streichen. Die Zukunft der amerikanischen Raumfahrt hängt am seidenen Faden. Scheitert das NOVA-Projekt endgültig, ist der bemannte Flug ins All in unserem Land erledigt. Man wird noch nach einem Weg suchen, die Mondbasis zu evakuieren – und danach wird alles dahinsiechen.«
»Und wir alle sind unsere Jobs los«, ergänzte sie.
»So ist es. Wobei es für viele nicht nur die Arbeit ist, sondern der Lebensinhalt. Die Vision, für die sie leben.«
»Ich träume auch von den Sternen«, sagte sie. »Ich mag zwar nur in der Cafeteria sitzen, aber ich bin nicht zufällig ausgerechnet in Nevada Fields. Ich habe gezielt diese
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