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PR NEO 0038 – Der Celista

PR NEO 0038 – Der Celista

Titel: PR NEO 0038 – Der Celista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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den Worten zu kurz waren.
    Crest zuckte bei der arkonidischen Floskel zusammen. Sie bedeutete: »Ewiges Leben« und meinte so viel wie einen Segen auf dem Seinsweg. Warum hatte die Fremde ausgerechnet diese Begrüßung gewählt?
    Ruhig bleiben, mahnte sein Extrasinn. Woher sollte diese Frau wissen, dass ihr beide das ewige Leben besitzt, selbst wenn sie eine Celista wäre? Der Regent ahnt nichts davon.
    Diese Logik beschwichtigte ihn. Crest entspannte sich.
    »Nur zu«, sagte Atlan.
    Sie setzte sich. Crest fiel auf, wie milchig Rot die Augenfarbe der Arkonidin war. Wie die eines Albinos.
    Die Frau vor ihnen holte sichtlich tief Luft, fixierte Atlans veränderten, aber noch immer scharf geschnittenen Gesichtszug mit festem Blick und schleuderte die Sätze so schnell aus dem Mund, als müsse sie die Worte loswerden, ehe sie implodierten und sie von innen her umbrachten. »Mein Name ist Natara da Jerdal, und ich suche eine Hallon-Bé. Hätten Sie Interesse?«
    Ich habe ihn gewarnt, dachte Crest, der seinen Triumph zumindest seinem Extrasinn mitteilen wollte. Er spürte einen Anflug von Schadenfreude. Während eine Hallon-Tá eine Reisefreundschaftsanfrage war, die bestenfalls tief gehende Gespräche beinhaltete, stellte die Hallon-Bé ihr sexuelles Äquivalent dar, das einer Beziehung ähnelte. Mal sehen, wie Atlan sich aus dieser Situation windet.
    »Ja«, sagte Atlan. »Warum nicht.«
    Natara öffnete leicht die Lippen und schloss sie wieder. Ihre Augen wurden rund. »Tatsächlich?«
    Atlan griff nach ihrer Hand. »Tatsächlich. Es wäre mir eine Ehre. Möchten Sie wissen, was für mich das Beste an dieser Bindung ist, Natara?«
    »Ja, sicher.«
    »Ich sage es Ihnen. Wenn Sie mir versprechen, es für sich zu behalten.«
    Natara zögerte. Einen Moment zeigte sich Misstrauen auf ihrem Gesicht. Dann hob sie Daumen und Zeigefinger geöffnet vor die Lippen und schloss sie davor wie einen Tacker. »Ich verspreche es.«
    Atlan beugte sich in ihre Richtung und senkte die Stimme. »Das Beste daran ist, dass Sie eine Mehandor sind.«
    Nataras Gesicht verfärbte sich. Rote Flecken entstanden und zogen sich von der Stirn bis zum Hals. »Das ... Sie machen sich über mich lustig!«
    Sie wollte aufstehen, doch Atlan packte sie schnell und sicher am Handgelenk. »Nein. Das tue ich nicht. Und Sie wissen das.«
    Die Spannung in Nataras Körper ließ nach. Sie setzte sich wieder. Ihre Brust hob und senkte sich wie nach einem Sprint. »Wenn Sie es wissen, warum sind Sie dann bereit, auf die Hallon-Bé einzugehen?«
    »Es gibt keinen Grund, der dagegen spricht. Seien Sie stolz darauf, eine Mehandor zu sein.«
    »Nun ... wenn das so ist ...« Ein zaghaftes Lächeln machte ihr Gesicht noch hübscher. Sie griff in ihren Ausschnitt und zog eine Kette heraus, an deren Gliedern mehrere Datenträger hingen. »Dann kommen wir zum Vertrag. Ich habe etwas vorbereitet. Wichtig sind mir vor allem die Klauseln in Bezug auf die atmosphärische Romantik sowie die Länge des sexuellen Aktes.«
    Crest erhob sich. Er hatte genug gehört. »Entschuldigen Sie mich. Ich ziehe mich zurück. Die Transition steht in Kürze an.«
    »Ich komme gleich nach.« Atlan sah ihn nicht an. Eine kleine Geste, aber sie ärgerte Crest.
    Er hält Abstand, sagte Crests Extrasinn. Und er weiß genau, wie er dich dazu bekommt, ihm fernzubleiben. Wenn du die Distanz verringern willst, musst du hartnäckig sein.
    Crest zog sich in die Kabine zurück und wartete dort. Er nahm sich fest vor, Atlan dieses Mal die Antworten zu entlocken, die er zuvor aus verschiedenen Gründen nicht bekommen hatte. Die Kabine sollte laut Kommandant Talamons Aussagen abhörsicher sein.
     
    Atlan betrat die Unterkunft wenige Minuten später, ging auf sein Bett zu und ließ sich darauf sinken. »Gehe ich recht in der Annahme, Sie mit meinem Verhalten verärgert zu haben, Crest?«
    »Verärgert?« Crest überlegte, was er diesem bornierten Kerl zuerst an den Kopf werfen sollte. »Was haben Sie sich dabei gedacht? Wir sind auf einer geheimen Mission, und Sie können nichts Besseres tun, als mit der erstbesten Dame zu flirten, die Ihnen über den Weg läuft, und gehen sogar eine sexuelle Verbindung mit ihr ein? Wir müssen unauffällig bleiben!«
    Atlans Gesicht zeigte milde Belustigung. »Ich bin in Bezug auf Frauen sehr selten unauffällig. Das habe ich gelernt. Und mein Verhalten hat unsere Tarnung in keiner Weise beeinträchtigt. Im Gegenteil. Zwei griesgrämige Neureiche, die sich vor Gesellschaft

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