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PR NEO 0038 – Der Celista

PR NEO 0038 – Der Celista

Titel: PR NEO 0038 – Der Celista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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hatte. Letztlich war sie sogar für ihre Sippe gestorben, auch wenn es ein vorgetäuschter Tod gewesen war.
    »Nein. Nicht alles. Unterschätzen Sie mich nicht.« Belinkhar hob die Hand Richtung KE-MATLON. Ein Abschiedsgruß. »Ich habe mich entschieden, und sich entscheiden heißt, die Konsequenzen mit erhobenem Haupt zu tragen. Der Schmerz des Abschieds ist nur dann quälend, wenn man mit halbem Herzen geht. Und es gibt nichts, was ich mit halbem Herzen tue, Rhodan.«
    Die ehemalige Matriarchin ging leichtfüßig zu einer der weißen Wände. Durch die Berührung eines Sensors öffnete sich ein in die Schalung integrierter, randvoll gefüllter Kleiderschrank, der vom Boden bis zur gut zwei Meter zwanzig hohen Decke reichte. Daneben verwandelte sich eine schmale Fläche in einen Spiegel. Belinkhar griff zum obersten Knopf des Jacketts. »Und nun raus aus dem einengenden Zeug.«
    Vor ihr im Schrank hingen Gewänder in den schrillsten Farben. Der Stil unterschied sich radikal von allem, was Rhodan zuvor an Belinkhar gesehen hatte. Manche Kleidungsstücke stürzten ihn in Verwirrung, da aufgrund ihres Schnitts unersichtlich blieb, wie ein Mensch sie anziehen sollte.
    Belinkhar öffnete weitere Magnetknöpfe des Jacketts, streifte es über die Schultern und ließ es zu Boden fallen. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen, die jedoch nicht schüchtern, sondern fröhlich wirkte. Der Jacke folgten Stiefel, Hose und Oberhemd. Zurück blieb ein halb transparenter, silbern schimmernder Overall.
    Obwohl Rhodan es als unhöflich empfand, konnte er den Blick nicht abwenden. Neben dem hageren, mit langen Muskeln versehenen Körper und den zierlichen Füßen waren es die Spitzen von Belinkhars Brüsten, die ihn verwunderten. Im Gegensatz zu allen Frauen, die Rhodan zuvor nackt gesehen hatte, besaßen Belinkhars Vorhöfe exakt dieselbe Farbe wie die Haut darum herum.
    »Das sieht doch gut aus.« Belinkhar griff nach einem violettgelben Kleid mit weitem Ausschnitt und mehreren gebauschten Stofflagen.
    Rhodan fragte sich halb amüsiert, halb verlegen, ob das Umziehen vor seinen Augen ebenso inszeniert war wie der Empfang vor der Weltraumkulisse. Belinkhar bewegte sich selbstsicher. Sie kannte in ihrer Körpersprache weder Scham noch Zurückhaltung. Oder lag das an den Mehandor? War es bei ihnen üblich, sich voreinander auszuziehen, auch wenn man sich kaum kannte? Seltsamerweise befremdeten Belinkhars nackte Füße Rhodan am meisten. Brauchte man bei den Stiefeln, die sie eben noch getragen hatte, keine Strümpfe?
    »Wie ist das?«, fragte Belinkhar. Ihre Drehung kam schwungvoll. Sie präsentierte sich Rhodan voller Stolz.
    Sie ist wie gewandelt. Von einer Last befreit. Nie zuvor hatte er Belinkhar derart gelöst erlebt.
    »Großartig«, sagte er und meinte es ehrlich. Belinkhar war in ihrer Verkleidung noch beeindruckender als zuvor. Obwohl sie an die hundert irdische Jahre alt sein musste, sah sie aus wie Mitte dreißig. Auch mit blauen Augen und leicht veränderten Gesichtszügen blieb sie markant und attraktiv. Ob sie sich die Haut hatte glätten lassen? Oder gab es eine Art Creme, die wie Wachs über einzelne Partien gestrichen werden konnte? Auch seine Haut war von einer Vertrauten Belinkhars für wenige Wochen verändert worden. Von einem längeren Wirkungszeitraum hatte die Stylistin dringend abgeraten. Solche Behandlungen konnten schwerwiegende Spätfolgen haben.
    »Oh, ich denke, es geht noch besser.« Das Gewand landete auf dem Kleiderhaufen.
    Belinkhar griff nach etwas Weitärmeligem, Rosagrünfarbenem, zog es an und betrachtete sich im Spiegel. Es passte ihr wie angegossen. Ein merkwürdiger Zufall. Oder hatte sie trotz aller Aufregung genug Zeit gehabt, den Schrank bestücken zu lassen?
    »Auf keinen Fall.« Sie zog das Kleid über den Kopf.
    Das Vibrieren unter den Füßen wurde schwächer. Rhodan sah zum Gespinst hin. »Wir fliegen los.« Verwirrt betrachtete er Belinkhar. Sie sollte traurig und aufgewühlt sein. Verletzt, weil sie ein ganzes Leben hinter sich ließ. Stattdessen war er es, der sich nervös und verunsichert fühlte. Er räusperte sich, um die Enge im Hals loszuwerden.
    Belinkhar hielt inne. »Machen Sie sich keine Sorgen, Rhodan. Talamon ist ein Freund, und ich werde Ihnen zur Seite stehen, so gut ich es kann.«
    »Warum?«, fragte Rhodan. Er fühlte sich beschämt, weil sie stark und er schwach war. Aber war das nicht natürlich? Belinkhar hatte einiges an Erfahrung vorzuweisen, während er zum ersten

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