PR NEO 0038 – Der Celista
verstecken, würden einem Celista ins Auge stechen.«
»Ach ja? Dann haben Sie also aus Sicherheitsgründen vor, mit Natara da Jerdal zu schlafen?« Atlans Gelassenheit ärgerte Crest noch mehr als die Angewohnheit des anderen, ihn beim Sprechen nicht immer anzusehen.
»Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus.« Atlan legte sich auf das Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und ganz die Ruhe selbst.
Crest trat einen Schritt näher. »Warum? Und kommen Sie mir nicht mit der Ausrede, Sie würden da Jerdal für eine Celista halten und müssten Sie überprüfen. So billig können Sie nicht denken.«
»Ich bin sehr sicher, dass Natara keine Celista ist. Aber eine geringe Möglichkeit besteht durchaus. Ich bin vorsichtig.«
»Sie spielen mit ihr! Benutzen sie!«
Atlan setzte sich schwungvoll auf. »Bitte?«
»Ach, mimen Sie nicht den Unschuldigen! Das Hallon-Bé ist für Sie doch nur Vorwand, Ihren Spaß zu haben. Sie werden sich nie wieder bei Natara melden, wenn diese Passage vorüber ist.«
In Atlans Stimme lag Ärger. »Richtig. Genau das ist einer der Paragrafen des Hallon-Bé-Vertrags. Zwei Intelligenzwesen gehen eine Beziehung für die Dauer der gemeinsamen Reise ein. Danach endet jede Art von Verpflichtung. Einzig die Erinnerung wird wie ein Schatz im Herzen getragen.«
Crest wurde unsicher. »Ist das so?«
»Oh ja. Und das schon seit über zehntausend Jahren. Ihr wahres Problem ist ein ganz anderes, Crest: Überheblichkeit. Was wissen Sie schon über die Mehandor? Haben Sie sich je wirklich mit ihrem Wesen auseinandergesetzt? Begreifen Sie, dass es da mehr gibt als Nützlichkeit, Verträge und Profit? Die Mehandor haben eine wilde, leidenschaftliche und vor allem irrationale Seite. Sie können dich über den Verhandlungstisch ziehen, dass dir Hören und Sehen vergeht. Und dann schenken sie dir plötzlich etwas, das so wertvoll ist wie das eigene Leben.«
»Sie denken, ich wäre arrogant?«
»Ja. Und ich denke, dass Natara Sie an Thora erinnert. Sie übertragen Ihre väterlichen Gefühle an unangemessener Stelle.«
Das musste Crest erst einmal verdauen. Der Gedanke an Thora und seine Unwissenheit über ihr Schicksal versetzte ihm einen Stich. Atlan hatte einen wunden Punkt getroffen. War sein Inneres für Atlan ein Holo, das er per Fingergestik öffnen konnte?
Werde ich andere auch so leicht durchschauen können, wenn ich lange genug gelebt habe?
Crest gab sich einen Ruck. »Sie haben recht. Ich war arrogant. Und Natara erinnert mich an Thora. Ist es das, was Sie hören wollen?«
»Ja.«
»Dann sagen Sie mir bitte auch etwas, das ich hören möchte.«
Dieses Mal richtete sich Atlans Blick mit einer Intensität auf Crests Gesicht, die nahezu unheimlich war. »Gut. Fragen Sie.«
»Warum sind Sie mir gegenüber so distanziert? Habe ich etwas getan, was Sie verärgert hat?«
»Ja.«
Die offene Antwort überraschte Crest. »Was?«
»Ihr erster Vorstoß nach Arkon ... Was hatten Sie mit den Menschen vor? Und warum haben Sie zugelassen, dass Rhodan derart viele Leben gefährdet? Als Kommandant kann ich Ihre Handlungsweise nicht nachvollziehen, Crest. Jeder Tote der TOSOMA lastet auch auf Ihnen.«
Obwohl die Vorwürfe Crest trafen, spürte er gleichzeitig Erleichterung. Atlan öffnete sich. Offensichtlich waren ihm die Menschen weit mehr ans Herz gewachsen, als Crest bisher geahnt hatte. »Thora und ich hätten die Menschen über alles informiert, sobald wir unsere Verbündeten erreicht hätten. Doch ein technischer Fehler ließ die zweite Transition in eine Katastrophe münden. Wäre das nicht geschehen, hätten alle, die es gewollt hätten, unbehelligt zur Erde zurückkehren können.«
»Sie haben Rhodan die Wahrheit vorenthalten. Und auch das liegt an Ihrer Arroganz. Sie mögen der Mentor der Menschheit sein, und Sie haben viel für die Erde geleistet. Für einen Arkoniden sind Sie aufgeschlossen. Aber in Rhodan und den anderen haben Sie offensichtlich Barbaren gesehen. Halbwilde, die man im Verstandesdunkel ihrer Höhlen lassen kann.«
Crest setzte sich. Er berührte den Aktivator unter dem Overall. »Gut. Auch damit haben Sie vermutlich recht. Aber sind Sie besser?« Er hob den Kopf und begegnete Atlans Blick mit Kampfgeist. »Sie sind ein Ausbund an Geheimnissen. Nehmen wir die Kuppel vor den Azoren. Als die Menschen sie fanden, war sie verlassen. Aber Rico kam von dort und ging mit Quiniu Soptor dahin zurück, ehe die beiden den Transmitter benutzten. Was hat es mit Rico auf sich? Und wo
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