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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wie euer Seelenleben, und zu diesem organlosen Ding finde ich leider kaum einen Zugang.«
    Sue wollte ihn unterbrechen, doch Fulkar würgte den Versuch mit einer herrischen Handbewegung ab. »Ab und an läuft mir allerdings ein Mitglied eurer Spezies über den Weg, mit dem ich mich gerne näher beschäftige. So wie du. Nicht, weil du diese besondere Fähigkeit in dir trägst; das ist wohl kaum dein eigenes Verdienst. Es ist vielmehr die Art und Weise, mit der du deine Begabungen einsetzt. Dein widerspenstiges Wesen, das sich nicht unterkriegen lässt – und das dir mehr schadet als nutzt.«
    »Ich achte sehr wohl darauf, dass ich gesund bleibe ...«
    »Lass mich gefälligst ausreden! – All deine Künste und dein diagnostisches Wissen lassen dich im Stich, sobald es um dich selbst geht. Das ist ein Faktum, das du wirst anerkennen müssen, möchtest du deiner Berufung weiterhin folgen.«
    Fulkar reckte seinen ungewöhnlichen Spitzkopf weit in die Höhe. Die anderen Gäste der Cafeteria, die bislang zu lauschen versucht hatten, duckten sich eingeschüchtert über ihre Tische und gaben vor, sich miteinander zu unterhalten. Niemand wollte den kühlen Zorn des Aras heraufbeschwören; weder die Angehörigen des Klinikpersonals noch die Patienten.
    »Aber ...«
    »Habe ich dir erlaubt, mich zu unterbrechen?« Fulkar stopfte sich ein Stück Brot in den Mund und legte den Rest angewidert beiseite. Er nahm seinen Ärzte-Pod zur Hand und kritzelte einige Notizen auf die Bildoberfläche. Auf seinen Befehl hin spuckte das Gerät eine dünne Folie aus. Er reichte sie Sue.
    »Ein Rezept? Für mich?«
    »Ganz richtig. Du wirst diese Medizin gefälligst einnehmen.«
    »Ruhe«, sagte Sue und las weiter. »Erholung. Andere Gedanken, andere Ideen.« Sie sah auf und schüttelte trotzig den Kopf. »Und wenn ich mich nicht dran halten möchte? – Du scheinst es nicht zu kapieren, Fulkar: Es gibt für mich noch so viel zu lernen, so viel zu verstehen. Ich kann keine Pause machen. Nicht jetzt! Erst dann, wenn ich alles weiß, was notwendig ist, um meine Gabe ganz und gar zu begreifen.«
    »Ich darf dich drauf aufmerksam machen, dass ich zweifelsfrei der begabteste Arzt auf der Erde bin. Und selbst ich muss mich immer wieder in meinen Entscheidungen korrigieren und zugeben, dass ich einen höchst bescheidenen Einblick in das Wesen des Lebens an und für sich gewonnen habe. Ich bin wie ein Wurm, der vor dem Berg der Schöpfung steht und hochblickt ...«
    »Was ist der Berg der Schöpfung?«
    »Ein Mythos, der in der araischen Kultur verankert ist. – Du lenkst wieder mal ab, Sue. So, wie du es immer tust, wenn es heikel für dich wird. Aber das werde ich nicht länger hinnehmen.«
    »Das heißt?«
    »Du wirst die Arkonidin mit dir nehmen und die Klinik verlassen. Ich verstärke die Sicherheitsvorkehrungen, sodass du das Gebäude auch über die üblichen Schlupfwege nicht mehr betreten kannst. Und solltest du es dennoch versuchen, verlange ich von John Marshall und Mercant, dass sie dich aus dem Programm im Lakeside Institute nehmen. Du wirst in dein früheres Leben zurückkehren müssen, Sue Mirafiore.«
    »Das traust du dich nicht, Fulkar!«
    Der Ara klopfte mit einem Finger auf die Tischplatte, ein enervierender Klang. »Möchtest du es drauf ankommen lassen, kleines Mädchen?«
    »Ich bin kein Mädchen mehr! Ich bin ... bin ...«
    »Eine trotzige Sechzehnjährige, die sich für viel zu wichtig nimmt und einen ärztlichen Rat ignoriert.« Fulkar stand auf. »Wenn du mich nun entschuldigst; ich habe meine Zeit nicht gestohlen. Und schon gar nicht möchte ich sie mit einem uneinsichtigen Geschöpf wie dir verschwenden.«
    Er ging davon, ohne sich nochmals umzudrehen. Eine hölzern wirkende Gestalt mit Eierkopf, weit über zwei Meter groß, mit einer ungeheuren Machtfülle ausgestattet und sich dessen sehr wohl bewusst.
    »So ein Arschloch!«, murmelte Sue. »Er kann mich doch nicht einfach so rausschmeißen. Das darf er nicht!«
    Quiniu sah sie an, als wollte sie etwas sagen, ihre Meinung kundtun. Doch es blieb bei einem unverständlichen Gemurmel. Dann versank die Halbarkonidin wieder in Selbstvergessenheit.
    »Komm, wir gehen!«, sagte Sue. Sie wischte sich Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln, nahm ihre Begleiterin bei der Hand und machte sich auf den Weg, dem Leiter der Klinik hinterher. Immer schneller lief sie, plötzlich von der Angst gepackt, dass Fulkar gleich jetzt ein Zutrittsverbot zu Terrania Central aussprechen könnte. Sie

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