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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dich kaum jemand sehen.«
    Kakuta folgte zögernd. Ariane tat weite, ausladende Schritte, dehnte und streckte sich, ließ die Arme kreisen und tat einige Bewegungen, die alten asiatischen Kampftechniken entsprangen. Ihre Gelenkigkeit war bemerkenswert.
    »Nun?«, fragte er, sobald sie die Spitze des Hügels erreicht hatten. »Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss so rasch wie möglich zurück nach Chittagong.«
    »Du verlangst viel von mir.«
    »Du tust es nicht für mich, sondern für Wuriu.«
    »Der offizielle Weg über Marshall wäre trotzdem der bessere.«
    »Nicht für mich, Ariane.«
    »Ich hätte gute Lust, dich Mercant zum Fraß vorzuwerfen, Tako. Dein geheimnisvolles Getue nervt.« Sie schwieg für einige Sekunden. »Aber ich habe mich erst neulich mit Wuriu über die Kultur seines ... eures Heimatlands unterhalten. Ich verstehe nicht alles, was euch Japaner antreibt und was euch wichtig ist. Doch er hat mir viel über Werte erzählt. Du wirst es nicht für möglich halten – aber einiges ist tatsächlich in meinem Kopf hängengeblieben.«
    Kakuta nickte. »Wuriu meint, dass du klüger bist, als du zu sein vorgibst. Und dass deine Oberflächlichkeit bloß vorgetäuscht sei.«
    »Ich werde ein ernstes Wort mit dieser elendigen Tratschgans sprechen müssen, sobald wir ihn gefunden haben.«
    »Das heißt, dass du mitmachst?«
    »Ihr beide wärt doch ohne mich aufgeschmissen. Außerdem ist mir langweilig hier. Ich möchte raus. Dauernd diese Untersuchungen, der Unterricht, die Tests – bäh!« Sie streckte die Zunge raus und grinste.
    Sie konnte Tako nicht täuschen. Ariane machte sich Sorgen um ihren Freund, und sie würde alles unternehmen, um ihn wiederzufinden. Sie war die beste Verbündete, die man sich vorstellen konnte, zumal ihre besonderen Begabungen von großem Nutzen sein mochten.
    »Wir werden uns einige nützliche Ausrüstungsgegenstände besorgen, bevor wir von hier verschwinden«, sagte er.
    »Was bedeutet: besorgen?«
    »Wir leihen uns Gerät, das wir, sobald wir zurückkehren, wieder an Ort und Stelle deponieren.«
    »Man könnte auch Diebstahl dazu sagen.«
    »Nach meiner Definition leihen wir uns die Ausrüstung bloß.«
    »Du bist ein verdammter Wortklauber, Tako, und du hast eine gewisse Frechheit. Das gefällt mir. Sag, suchst du denn eine Freundin?«
    Ariane umfasste seine Taille, während sie hügelabwärts gingen zu ihrer Unterkunft, und zog ihn eng an sich.
    Sie spielte. Sie wollte ihn verwirren. Und es gelang ihr ausgezeichnet.
     
    Sie nahmen ein Taxi zum Flughafen und kauften reguläre Flugtickets, die sie nach Neu-Delhi bringen würden. Kakuta wollte seine Kräfte tunlichst sparen. Er würde sie brauchen, dessen war er sich sicher.
    Es reichte, dass er die »geborgte« Ausrüstung vor dem Start ins Flugzeug brachte: die Kombistrahler mit Thermo- und Paralysefunktion, zwei portable Stealth-Generatoren, Infrarotspürer und einige andere Gimmicks, die ihm als nützlich erschienen waren.
    Ihr Fehlen würde vorerst nicht bemerkt werden. Die Warenlager waren erst vor zwei Tagen überprüft worden, und er hatte das Notwendige getan, um die Überwachungssysteme auszutricksen.
    »Erzähl mir mehr über Wurius Verschwinden«, verlangte Ariane, sobald sie es sich in den Economy-Sitzen der völlig veralteten Boeing 787 Dreamliner bequem gemacht hatten.
    Kakuta wollte seine Gedanken in Worte fassen – und scheiterte. Es fiel ihm unendlich schwer, über sein beschämendes Verhalten zu reden.
    Ariane brachte unerwartet viel Geduld auf. Sie war einfühlsam und zeigte sich respektvoll, sie ließ ihm Zeit. Die junge Frau war ganz anders, als er es erwartet hätte.
    Minutenlang kämpfte Kakuta mit sich. Endlich gelang es ihm, sich zu öffnen. Je länger die Unterhaltung dauerte, desto leichter fiel es ihm, sich ihr anzuvertrauen. Er ließ kein noch so kleines Detail aus und fasste auch die Zweifel an seinen Wahrnehmungen in Worte. Er beschönigte nichts.
    »Das passt alles nicht richtig zusammen«, sagte Ariane. »Das bist nicht du, Tako! Diese Geschichte wirkt auf mich, als hättest du Halluzinationen gehabt.«
    »Könntest du dir vorstellen, dass ein Kind, ein Mutant, derartige Verwirrung in meinem Kopf bewirkt?«
    »Keine Ahnung.« Sie zuckte mit den Schultern. »Marshall meinte erst vorgestern, dass wir mittlerweile mehr als fünfundzwanzig unterschiedlichen Begabungen auf die Spur gekommen sind. Und das sei, sagte er, bloß die Spitze des Eisbergs.«
    »Weißt du, was das bedeuten würde, wenn

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