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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wirkte ruhig und besonnen. Doch Marshall traute dem Frieden nicht. Es war ein höchst seltsames Gefühl, diesem stämmig gewachsenen Geschöpf gegenüberzustehen, das ihn um mehr als einen Meter überragte und ihn mit einem einzigen Hieb seiner langen Arme zu töten vermochte.
    »Ich habe gute Gründe für diese Geheimnistuerei. Ich möchte Ihnen etwas anvertrauen, von dem niemand etwas weiß und auch nicht zu wissen braucht.« Novaal streckte eine Hand aus. Darin befand sich ein funkelnder Edelstein, gleichmäßig geformt und facettiert. Er legte ihn vor Marshall auf den Boden. »Das hier ist ein Tarkanchar«, sagte er.
    »Und das bedeutet ...?«
    »Es handelt sich um einen Bewusstseinsrekorder. Ich habe das Tarkanchar auf dem Mond Rayold I gefunden und an mich genommen. In ihm befindet sich das gespeicherte Wissen eines Maahksoldaten, eines Methanatmers. Nicht nur das: Das Tarkanchar besitzt Persönlichkeit. Es ist ein individuelles Imprint seines Trägers. Es hat seine Stärken, seine Schwächen und seinen Charakter übernommen. Grek 691 wird sich mit Ihnen auf mentalem Weg unterhalten, sobald er bereit ist. Und er hat mir erklärt, Interesse an Ihren Problemen zu haben.«
    »Das hört sich so an, als besäße das ... Imprint einen eigenen Willen?« Marshall wusste nicht so recht, was er von der Sache halten sollte.
    »Wie ich bereits sagte: Es handelt sich um sehr persönliche Aufzeichnungen eines Maahk-Kriegers. Das Tarkanchar spiegelt in gewisser Weise sein Wesen wider.«
    »Ich danke Ihnen für das Geschenk.« Marshall nahm den Kristall näher in Augenschein. Er wirkte billig. »Wir werden ihn untersuchen lassen und ...«
    Von Untersuchungen möchte ich nichts hören, meldete sich eine Stimme in seinem Kopf zu Wort. Ich bin hier, um zu helfen.
    Helfen? Mit dem ihm eigenen Instinkt als Telepath führte er die Unterhaltung im Stillen fort. Ohne Angst zu spüren, ohne irritiert zu sein. Ich wüsste nicht, was du für uns tun kannst.
    Novaal sieht sich verpflichtet, euch bei euren Problemen zu helfen. So, wie ihr alles unternommen habt, um seinem Sohn Sayoaard das Leben zu erhalten.
    Leider ist es uns nicht gelungen.
    Aber Novaal weiß eure Bemühungen zu schätzen. Er ist ein Mann von großer Ehre. Und nun sieht er die Möglichkeit gekommen, Schulden zurückzuzahlen.
    Grek 691 – wer auch immer das gewesen war, fühlte sich kalt in seinen Gedanken an. Logisch und abstrakt, aber auch zuvorkommend und höflich. Das Bild eines seltsamen Wesens entstand in Marshalls Kopf. Doch er konnte es nicht behalten. Es verschwand so rasch, wie es gekommen war.
    Novaal hat von den Schwierigkeiten im Umgang mit der Arkonidin Quiniu Soptor gehört. Er meint, dass ich womöglich in Kontakt mit ihr treten könnte. Eine gedankliche Pause entstand. Ich hatte zu Lebzeiten mit den Stickstoffatmern nicht viel zu tun. Sie waren schuld am ... Doch lassen wir das. Ich stelle mich zur Verfügung. Womöglich kann ich mit Soptor in Kontakt treten. Oder aber es gelingt ihr, das vom Tarkanchar aufzeichnen zu lassen, was sie belastet. Hier ist ausreichend Platz für zwei. Die »Stimme« klang irgendwie amüsiert.
    Du möchtest also ... Nebenspuren aus Quiniu Soptors Gedanken ausfiltern? Nebengeräusche?
    Das Tarkanchar sammelt Informationen. Ich würde zu interpretieren versuchen, was diese Frau bewegt und warum sie so in sich selbst versunken ist. Um die Erfolgschancen dieses Vorgehens beurteilen zu können, müsste sie aber erst einmal mit dem Tarkanchar in Berührung kommen.
    John Marshall kehrte in die Realität zurück. Novaal stand vor ihm, ein schwarzes Monstrum, das von der untergehenden Sonne in flammendes Rot gehüllt wurde.
    »Das Tarkanchar ist ein unendlich wertvolles Geschenk«, sagte er unbeholfen. »Ich danke Ihnen vielmals dafür. Ich kann bloß hoffen, dass es uns weiterhilft.«
    »Das wird es ...«, sagte Novaal im Brustton der Überzeugung, »... das wird es ganz gewiss. In meiner Heimat sagt man: Wird Sand von einem Wirbelloch verschlungen, so muss er anderswo wieder zum Vorschein kommen.«
    »Ich verstehe«, sagte Marshall ratlos. »Werden Sie anwesend sein, wenn wir Quiniu Soptor das Tarkanchar übergeben?«
    »Nein. Ich möchte nicht, dass mein Name damit in Verbindung gebracht wird. Ich könnte es meinen Leuten gegenüber nicht rechtfertigen, dass ich einer Arkonidin geholfen habe. Nicht nach den schlechten Erfahrungen mit anderen Vertretern ihres Volkes.«
    »Ich verstehe.« Marshall nickte dem Naat dankbar zu,

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