PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
ebenso winzigen Rotoren kam herbeigeflogen. Er ähnelte einem arkonidischen Service-Typ, den Kakuta kannte, besaß jedoch eindeutige Wesensmerkmale, die ihn als ein Produkt terranischer Fertigung kennzeichneten.
Er setzte sachte auf Noirs Hand auf. Der Unterteil des Roboters löste sich. Eine Tasse. Dunkelbraune Brühe rann aus dem kugelrunden Hauptkörper in die Tasse. Der Geruch von frisch geröstetem Kaffee breitete sich aus.
»Ist es nicht bewundernswert, welche Ideen die Arkoniden in ihrer Dekadenz entwickelt haben?« Der Franzose nippte am Kaffee. »Ich vermute, dass dieses Gerät auch auf der Erde eine Menge Anhänger finden wird. Weil es niedlich aussieht, weil es einige Handgriffe erspart – und weil es teuer ist. Diese drei Argumente, insbesondere das letzte, machen das Tutgut zu einer heißen Aktie auf dem Neo-Technologiesektor.«
»Tutgut?«
»Den Namen habe ich vorgeschlagen. Einige Gimmicks, die das Tutgut zu einem Verkaufsschlager werden lassen, verdanke ich dem Einfallsreichtum meiner Mitarbeiter. Die Grundidee ist selbstverständlich arkonidisch. Es ist mir gelungen, in den Besitz einiger Baupläne zu gelangen, die zweifelsohne in Terrania hätten bleiben sollen. Aber Sie wissen ja, welche Anziehungskraft Gold und Geld nach wie vor ausstrahlen. – Möchten Sie beide auch einen Kaffee?«
»Ich möchte wissen, wo Wuriu ist!«, sagte Ariane.
»Und dieser Junge namens Sandhya«, setzte Kakuta mit ruhiger Stimme hinzu. Er drückte die Hand seiner Begleiterin. Sie wirkte gereizt und bereit, ihre Fähigkeit einzusetzen. Auch wenn sie wissen musste, dass sie dem Franzosen und seinen Leuten nicht beikommen konnte.
»Ich bin ein schlechter Gastgeber.« André Noir erhob sich. »Ich lade Sie in mein bescheidenes Anwesen ein. Dort können Sie sich davon überzeugen, dass es Wuriu Sengu gut geht.«
Mit einem Mal wirkte er nicht mehr so souverän, ganz im Gegenteil. Das zu weit geschnittene Gewand gab ihm das Aussehen einer lächerlichen Figur. Die Hose schlotterte um dünne Beine. Er wirkte ausgezehrt, und er ließ die Schultern hängen, als laste ein großes Gewicht auf ihnen.
»Trau niemals dem Schein«, sagt er, als wüsste er genau, was Kakuta dachte.
Sie folgten Noir, der langsamen Schritts auf ein ehemaliges Rettungsboot zusteuerte, das unmittelbar neben dem Rumpf der Allure im Schlamm stak. Das Energiefeld öffnete sich.
Kakutas Fluchtreflexe sprachen an. Er brauchte bloß einen beliebigen Ort in der Nähe anvisieren und springen ...
Und die Freunde zurücklassen? Den Makel der Schande weiter vergrößern?
Er sah sich das Rettungsboot genauer an. Gewiss fanden hundert Menschen oder mehr darin Platz. Am Bug und am Heck waren Seile verknotet, mit deren Hilfe man das Schiff hochziehen konnte bis zu den Oberdecks, fünfzig Meter über ihnen. Außer Noir und ihnen beiden gesellten sich lediglich fünf Chittagonger zu ihnen. Zwei davon erkannte Kakuta wieder: Es handelte sich um die beiden Leibwächterinnen Bankim Chandras.
Noir hielt Abstand zu allen Anwesenden an Bord, als wäre ihm zu große menschliche Nähe unangenehm.
Er verriegelte ein Scherengitter, das das ehemalige Rettungsschiff einfasste, und flüsterte einige Anweisungen in ein Funkmikrofon, das am Kragen seines Hemds klebte. Das Boot hob mit einem sanften Ruckeln an und glitt parallel zur ALL URE in die Höhe. Es schwankte leicht; doch nur für die ersten paar Sekunden. Dann rastete das Boot in seitlichen Führschienen ein, die an den beinahe senkrecht hochragenden Rumpf des Kreuzfahrers angeschweißt worden waren.
»Sie erkennen meine Mitarbeiterinnen wieder? Sie haben mir bei der Übernahme von Bankim Chandras kleinem Imperium gute Dienste geleistet.«
»Indem Sie ihn töteten?«
»Töten ist ein hässliches Wort, das wir tunlichst vermeiden wollen, Mister Kakuta. Sagen wir mal so: Es wurde ein gerechtes Urteil über ihn gesprochen und dafür gesorgt, dass er keinen Unsinn mehr anstellen kann. Er war ein Warlord ohne Skrupel, stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht.«
»Ganz im Gegensatz zu Ihnen, vermute ich.«
Noir lächelte schmallippig. »Ich tue, was getan werden muss. Der Spruch: ›Der Zweck heiligt die Mittel‹, wie man so schön sagt. Ich bin mir sicher, dass Perry Rhodan ähnlich denkt.«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen.« Kakuta beließ es bei dieser Bemerkung. Er sah sich um, bewunderte die Aussicht und applaudierte insgeheim dem Architekten dieses Aufzugs. Er war mit weitaus mehr Kunstfertigkeit ans
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