PR NEO 0045 – Mutanten in Not
Auf diese Weise wird die Sache mehr als eine Nummer zu groß.«
»Ach, sei nicht so bescheiden. Du kriegst das schon hin.«
»Jetzt hör mir mal zu!« Haggard holte tief Luft. »Wovon ich ausgegangen bin, war ein harmloses kleines Match im Sinne der Völkerverständigung. Mir war völlig klar, dass die Naats uns in Grund und Boden stampfen würden, so körperlich überlegen, wie sie nun mal sind. Aber ich hatte gehofft, dass wir die Verletzungsrate in zumutbaren Grenzen halten können – wenn wir nicht zu keck auftreten, soll heißen: uns nicht allzu heftig wehren! Die Frage war einzig und allein, wie wir halbwegs ehrenhaft aus der Sache rauskommen. Anzunehmender Endstand irgendwas bei fünfzig oder sechzig zu zwölf; für die Gegenseite, versteht sich. Knapp oder gar unentschieden? Ha! Du träumst.«
»Wir reden nicht ...«
Diesmal schnitt Haggard dem anderen das Wort ab. »Die werden uns vernichten, Reg. Ver-nich-ten. Und ob danach ihre Sympathiewerte in der Weltöffentlichkeit steigen, wage ich stark zu bezweifeln. Nach allem, was ich über die Psyche unserer hünenhaften Verbündeten weiß, halten die sich nämlich nicht zurück, nur weil ein Kampf als freundschaftliche Begegnung definiert ist.«
»Mir brauchst du nichts über Naats zu erzählen.« Plötzlich klang Reg Bull sehr ernst. »Ich bin einen langen Weg gegangen, bis ich mich mit ihnen angefreundet habe. Das kannst du mir glauben. Auf Snowman, wo sie mich reichlich lädiert gefangen nahmen, wäre ich beinahe ihrer Triage zum Opfer gefallen. Ich musste mit ansehen, wie Toreead die verletzte Felicita Kergonen kaltblütig umgebracht hat.«
»Eben. Aber von mir verlangst du ...«
Bull legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Mann, doch nicht von dir persönlich, Frank. Was ich vorhin schon sagen wollte, wenn du mich gelassen hättest: Wir sprechen nicht von deiner Hobbytruppe. Sondern von einer Weltauswahl der aktuell stärksten und fittesten Rugby-Spieler – die unter deiner Ägide zusammengestellt wird.«
»Moment. Wie war das? Weltauswahl?«
»Was sonst?«
»Ich darf mir die Besten ...«
»... aussuchen. Natürlich. Ihr sollt doch eine reelle Chance haben. He, so begriffsstutzig kenne ich dich gar nicht!«
Vor Frank Haggards geistigem Auge entstand ein schematisches Display, eine Mannschaftsaufstellung mit fünfzehn Positionen. Auf jeder einzelnen davon wechselten Namen in rascher Folge. Das Bild flackerte so schnell, dass er sich mit der Hand übers Gesicht wischte. Danach war sie feucht von schlagartig ausgebrochenem Schweiß.
»Am Rande bemerkt, ein weiterer positiver Nebeneffekt«, sagte Bull. »Die zum ersten Mal antretende Weltauswahl steht für die Terranische Union, für nichts weniger als die vereinte Menschheit. Homer hat, im stillen Kämmerchen, geradezu gejauchzt vor Begeisterung.«
»Aber die Naats ...«
»Wurden von uns über die veränderten Rahmenbedingungen informiert und haben freudig eingewilligt. Novaal und Khrundool brachten sogar unmissverständlich zum Ausdruck, dass sie ziemlich beleidigt gewesen wären, wenn wir gegen ihr Team nicht das Beste aufböten, was wir vorrätig haben.«
»Mann«, sagte Haggard mit rauer Stimme. »Mannomann. Das ist verrückt. Komplett irre. Aber auch ...«
»... geil, nicht wahr?«
Kaum war Bull gegangen, rief Frank Haggard einen alten Feind an.
»McGrady. Wer dort?«
»Rat mal.« Auf der Gegenseite war die Videofunktion desaktiviert, falls es überhaupt eine gab.
»Quiz ist was für Wichtigtuer. Sag deinen Namen oder leck mich!«
»Haggard.«
Am anderen Ende war ein überaus bedenklich klingender Hustenanfall zu hören. Dann Räuspern. Spucken. Röchelndes und pfeifendes Einatmen. Endlich: »Haggard, wie in ›Frank-ich-gebe-das-Ei-drei-Meter-vor-der-Tryline-nicht-zum-besser-positionierten-Spieler-sondern-renne-lieber-sinnlos-gegen-die-Menschenwand-Haggard‹?«
»Schön, dass du dich noch so gut an mich erinnerst, Alistair.«
»Wie an den größten Haufen Hundekacke, in den ich jemals getreten bin. Was willst du?«
»Erst mal feststellen, ob du noch lebst. Versuch positiv.«
»Sehr witzig. Fass dich kurz! Mir bleibt nicht mehr rasend viel Zeit. Der Krebs hat von meiner Lunge kaum was übrig gelassen.«
»Okay. Traust du dir zu, noch ein letztes Rugby-Match zu coachen?«
»Wann?«
»Am zwölften Mai.«
»Das könnte mit Ach und Krach klappen. Aber um diese Zeit pausieren alle wichtigen Ligen. Falls du hoffst, ich käme zu dir in diese Wüstenstadt, die sich neuerdings
Weitere Kostenlose Bücher