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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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brannte nun einmal darauf zu erfahren, wie Ariane seine Kreationen mit ihrem Psi-Talent bewertete. Ihre Meinung war ihm wichtiger als die Auslassungen sämtlicher Gastronomie-Kritiker. Hätte Mozart, sagte sich Rhino, einen Menschen getroffen, der tausendmal besser hörte als jeder andere, er hätte ihm gewiss jede einzelne seiner Kompositionen vorspielen wollen, und wäre es der ärgste, unkultivierteste Rüpel ohne jegliche musiktheoretische Bildung gewesen.
    Nachdem Rhino sich vergewissert hatte, dass Renate nicht in der Nähe war, setzte er sich zu den Lakeside-Leuten. Er wurde weniger überschwänglich begrüßt als sonst. Was war los? Schmeckte ihnen die »Gemischte Vorspeisenplatte von dreierlei Welten« etwa nicht?
    Bevor er sich erkundigen konnte, fragte Ariane Colas ihrerseits: »Na, Smutje, heute mehr Stress als üblich? Oder kränkeln Sie ebenfalls wie so viele von uns?«
    »Nein, bis jetzt hat mich die grassierende Grippe verschont.« Rhino klopfte dreimal mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte, erleichtert, dass es eine simple Erklärung für die ungewohnt gedrückte Stimmung gab.
    In der Tat hatte Professor al-Mazini, einer der Parapsychologen, glasige Augen und dunkle Ringe darunter. Auch die Jungmutantin Heidi Ottarsdóttir, eine schwache Kryokinetin, die Objekte durch Berührung um einige Grad abzukühlen vermochte, hing schlapp auf dem Stuhl und stocherte lustlos in ihrem Essen.
    »Dann ist es der Stress?«, bohrte Colas ungnädig nach. »Privat oder beruflich?«
    Rhino antwortete nicht sofort. Sollte er ihr darlegen, was ihn so beschäftigte? Würde sie ihn deswegen auslachen?
    Die junge Frau verunsicherte ihn mehr, als ihm lieb war. Von John Marshall, dem er täglich ein Lunchpaket ins Lakeside bringen ließ oder, wenn möglich, selber brachte, wusste Rhino, dass Ariane Emotionen sehr genau wahrnahm. Sie roch nicht unmittelbar Gefühlszustände, sondern filterte Botenstoffe aus und interpretierte diese aufgrund der Erfahrung, die sie sich trotz ihrer Jugend angeeignet hatte. Ihr blieb kaum eine Regung verborgen. Darüber hinaus generierte sie auch selbst Gerüche fast beliebiger Art. Beispielsweise Pheromone ... Angeblich hatte sie Wuriu Sengu, auf den sie ein Auge geworfen hatte, eine Duftmarke angehängt, die ihn für andere Frauen uninteressant erscheinen ließ. In Summe war es eine erschreckend mächtige Gabe, über die dieser Teenager verfügte.
    Ihr konnte man nichts vormachen. Eine Lüge würde sie riechen. »Ich bin angespannt«, gestand Rhino, »weil demnächst eine eventuell bedeutsame Veröffentlichung erfolgen wird.« Er nestelte den Pod aus seiner Tasche und legte ihn vor sich auf den Tisch. Immer noch Football.
    Zwei Kellner kamen mit großen Tableaus, um die Hauptgerichte zu servieren. Rhino sprang auf. »Darf ich euch vorlegen?« Es war eine rhetorische Frage. Niemand würde Einspruch erheben, wenn der Chef des Hauses persönlich ans Werk ging.
    Mit wenigen, millimetergenauen Schnitten tranchierte Rhino den Lammbraten und verteilte die Stücke auf die Teller. Den beiden Vegetariern legte er ebenso gustiös drapierte Falafel auf. »Und jetzt die Soße«, sagte er, unwillkürlich über die Lippen leckend. »Die passt für alle. Mit niederen Temperaturen geschmorte Zwiebeln und eingelegter Knoblauch in ferronischem Teesud, mit einem winzigen Schuss Sherry.« Großzügig ließ er den ungemein wohlriechenden Saft aus der Terrine auf Colas' Teller fließen.
    In diesem Moment flackerte die Bildfläche des Pods. Simon Wus rundliches Gesicht erschien. Aus dem Lautsprecher erklang: »Meine Damen und Herren, demnächst wird das Le Cirque im Bellagio eine völlig neue Linie der Elementarküche einschlagen. Analog zu den fünf Elementen der traditionellen chinesischen Medizin offerieren wir ab dem elften Mai jeden Tag fünf extraterrestrische Gerichte – ausschließlich aus Originalzutaten. Ab sofort sind Tischreservierungen möglich. Kommen Sie nach Las Vegas, wenn Sie Ihrem Gaumen eine Reise zu den Sternen gönnen möchten!«
    Ariane Colas schrie auf.
    Rhino war die Soßenterrine aus der Hand gefallen.
     
    »Ich ... ich bin untröstlich über diesen ... diesen unverzeihlichen Fauxpas«, stammelte er.
    »Nicht lustig«, sagte Colas gepresst. Sie saß stocksteif da wie vom Donner gerührt. Die Soße hatte sich über ihren Hosenanzug ergossen und tropfte anklagend an den Seiten herunter. »So ein Mist!«
    »Bitte, bitte verzeihen Sie mir! Kommen Sie mit nach hinten, ich helfe Ihnen, die

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