PR NEO 0045 – Mutanten in Not
langsam aus dem Gedränge. Vielleicht passt der eine oder andere von ihnen ungenau, und wir können das Ei abfangen. Vielleicht lassen sie sich zu Fouls verleiten, sodass wir über Penalty-Kicks zum Erfolg kommen. Keine Ahnung. Sollen wir es lieber auf die englische Art anlegen oder besser auf die australische? Ja, Freunde, woher soll ich das jetzt schon wissen? Deshalb brauche ich vielseitige Spieler, die flink auf den Beinen sind, aber noch flinker im Kopf, klar? Also lasst mir gefälligst Huang und Rohrböck in Frieden. Beide sind bei französischen Spitzenklubs unter Vertrag und verkörpern genau die Sorte Allrounder, von denen ich mir am ehesten erhoffe, dass sie gegen die Naats punkten.«
Frank Haggard blickte ostentativ auf die Uhr. »Apropos, wenn wir dem ersten öffentlichen Training unserer befreundeten Gegner beiwohnen wollen, sollten wir allmählich zum Schluss kommen.«
Sofort schossen hundert Arme zugleich in die Höhe.
Khrundool und sein Adjutant Tevaan empfingen Haggard und den schnatternden Journalistentross, den er im Schlepptau hatte, mit gelassener Höflichkeit am peripher gelegenen Sportplatz. Der Verbindungsoffizier bedankte sich für das rege mediale Interesse.
»Der Dank gebührt Ihnen«, erwiderte Haggard. »Sie wissen, dass Sie nicht verpflichtet wären, Zuschauer bei Ihren Übungseinheiten zuzulassen.«
»Wir haben erstens nichts zu verbergen und wollen zweitens schon im Vorfeld beweisen, dass wir fähig sind, uns an die von den Menschen aufgestellten Regeln zu halten.«
»Das feuchtkalte Wetter dürfte allerdings nicht nach Ihrem Geschmack sein.« Inzwischen wusste Haggard, dass der Himmel über dem Planeten Naat so gut wie immer wolkenlos blau war und Niederschläge fast nie vorkamen. Wasser war so selten, dass die Naats zur Säuberung Sand verwendeten; auch in den Raumschiffen reinigten sie sich mit Sandstrahlduschen. Ihre Lederhaut nahm dieses Verfahren nicht nur nicht übel, sondern wurde dadurch besonders gut gepflegt. Zu viel Wasser hingegen konnte für sie sogar schädlich sein.
»Eigentlich fühlen wir uns in der Wüste Gobi munter wie ein aufwendig geschorener Schoßhund.«
»Sie meinen, äh ... pudelwohl?« Hundertprozentig fehlerfrei funktionierten die Translator-Implantate noch nicht.
»Ich gestehe, den Sinn dieser menschlichen Redensart nur mangelhaft zu durchschauen. Jedenfalls gefällt es uns in der weiteren Umgebung von Terrania sehr gut, da die Trockenheit überwiegt.«
»Freut mich zu hören.« Die meisten Naats hielten sich auf ihren Schiffen oder in der Raumakademie Baikonur auf. Etliche der im wahrsten Wortsinn unver- wüst -lichen Riesen hatten sich jedoch Höhlen in den Grund der Gobi gegraben und wohnten dauerhaft in diesen Sandlochbehausungen.
»Meine Damen und Herren«, wandte sich Khrundool an die Journalisten. »Die Pressestelle im Stardust Tower leitet fast im Minutentakt Interviewanfragen an uns weiter. Ich bitte um Verständnis, dass wir diese vorerst abschlägig bescheiden müssen. Uns bleibt bis zum freundschaftlichen Aufeinandertreffen mit der Menschheitsauswahl nur sehr wenig Zeit, uns mit den Feinheiten Ihres herrlichen Rugby-Sports vertraut zu machen. Danach werden wir aber gerne zur Verfügung stehen, so ausschweifend, wie Sie möchten. – Übrigens, Doktor Haggard: Plant Ihr Team, vor Spielbeginn einen sogenannten Haka aufzuführen?«
»Nein.« Haggard grinste. Die Naats hatten tatsächlich ihre Hausaufgaben gemacht. »Wir haben es diskutiert und rasch verworfen. Zwar handelt es sich quasi um ein Kulturgut der gesamten Menschheit, aber der Maori-Tanz ist doch eine Spezialität der neuseeländischen Nationalmannschaft, der All Blacks, und soll diesen vorbehalten bleiben.«
»Schade. Wir hatten uns darauf gefreut und unsererseits etwas Ähnliches einstudiert. Beim Spiel werden wir selbstverständlich so wie Sie darauf verzichten, aber da wir es schon mal geprobt haben ... Dürfen wir es Ihnen hier und heute darbieten? Das entschädigt die Medien vielleicht auch für die verweigerten Interviews.«
Unter den Reportern und insbesondere den Kameraleuten brach Begeisterung aus: Ein Haka der Naats, das versprach eindrucksvolle Bilder.
Sie sollten nicht enttäuscht werden.
Seit 1884 tanzten die All Blacks vor jedem Länderspiel einen Haka, meist den traditionellen Ka mate, bei besonderen Anlässen seit 2005 auch den speziell für das Nationalteam komponierten Kapa o Pango . Letzterer endete mit der an die gegnerische Mannschaft
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