PR NEO 0045 – Mutanten in Not
eingefleischten Rugby-Fans hinausgeschwappt, und die Hysterie der Reporter steigerte sich jeden Tag noch weiter.
Hysterie anderer Art verströmte Rinat Ugoljew.
Gegenüber den Restaurantgästen von Rhinos Element hielt er sich im Zaum, das war er seinem gastronomischen Pflichtbewusstsein schuldig. Aber spätabends an der Bar wurde er zum Häufchen Elend.
Dabei, dachte Frank Haggard, zwischen Mitgefühl und Genervtheit schwankend, sollte doch eigentlich auf meiner Seite der Theke derjenige sitzen, der sein Herz ausschüttet, während der Wirt geduldig zuhört.
Hauptgrund für Rhinos Kümmernis war der Gesundheitszustand von Ariane Colas. »Du musst sie wieder auf Vordermann bringen, Frank! Ohne sie bin ich verloren, und Simon Wu lacht sich mit seinem rotzfrechen Betrug ins Fäustchen.«
»Mal ehrlich, mein Freund: Würde davon die Welt untergehen?«
»Soll ich dir was sagen – ja. In gewisser Weise schon. Lach nicht, Doc! Schau, wir errichten hier gerade eine neue Welt und in deren Zentrum die neue Hauptstadt der kosmischen Menschheit. Soll sie auf Lug und Trug gebaut sein? Die Spitze dieses Turms reicht bis ins All. Aber wenn das Fundament nichts taugt, wird er unweigerlich einstürzen.«
»Rhino, was Terrania und unseren Aufbruch zu den Sternen betrifft, bin ich ebenso enthusiastisch wie du. Trotzdem finde ich, du nimmst die Las-Vegas-Sache ein klein«, er hielt Daumen und Zeigefinger im Millimeterabstand, »wenig zu ernst.«
»Es geht um Symbole. Hier Terrania, dort Vegas. Ehrlichkeit und Idealismus gegen, na, du weißt schon.«
»Glitzerschein und organisiertes Verbrechen ... Hm. So habe ich's noch nicht betrachtet. Aber da ist was dran.«
»Unsummen für Zutaten kassieren, die gar nicht wirklich in den Speisen verkocht wurden – damit dürfen sie einfach nicht durchkommen. ¡no pasarán!, wie der Türke sagt.«
»Äh ...«
»Oder würdest du es etwa in Ordnung finden, deine Rugby-Spieler zu dopen?«
»Wie kommst du denn darauf?«
Rhino feixte, wobei seine Zahnlücke im Oberkiefer zum Vorschein kam. »Ich kriege einiges mit von dem, was in diesem Turm und drum herum so läuft. Daher weiß ich, dass Fulkar eine Wundermixtur namens nachmatari greasu anpreist, und zwar in diversen Varianten. Eine davon, hört man, versüßt deinem schottischen Trainerguru den Lebensabend. Was läge näher, als auch die Spieler der Weltauswahl vom pharmazeutischen Genie des Aras profitieren zu lassen? Angeblich hat das Zeug kaum schädliche Nebenwirkungen.«
»Es wäre nicht richtig!«, entgegnete Haggard empört. »Alistairs Leiden zu lindern ist etwas vollkommen anderes, als unsere Konkurrenzfähigkeit durch ein extraterrestrisches Aufputschmittel künstlich zu erhöhen.«
»Ich hätte um viel Geld gewettet, dass du das sagen würdest. Weil du wie ich denkst. Wir hier, wir Terraner, spielen fair. Und deshalb müssen wir erst recht jenen das Handwerk legen, die uns mit unlauteren Mitteln übervorteilen wollen! Beispielsweise Herrn Simon Wu vom Le Cirque im Bellagio Hotel .«
Rhinos Partnerin Renate van Zutphen, die hinzugekommen war und die letzten Sätze mitgehört hatte, legte Haggard die Hand auf den Unterarm und sagte: »Frank, ich bitte Sie inständig, machen Sie diese verflixte spanische Duftbombe gesund, sodass sie mein närrisches Rhinozeros nach Las Vegas begleiten kann. Sonst kehren in diesem Lokal nicht so bald wieder Frieden und Normalität ein.«
»Ich dachte, Sie wären gegen den Nevada-Trip?«
»Ariane Colas ist mir unsympathisch, und ich traue ihr nicht über den Weg; meinem Rhino aber schon. Wenn ihm das so furchtbar viel bedeutet, dann soll er meinetwegen fliegen.«
»Respekt, Renate. Schicke Hose übrigens. Bringt Ihre Figur fabelhaft zur Geltung. Von Dior am Flipper Boulevard?«
»Ja, woher wissen Sie das?«
Lächelnd nahm Haggard einen Schluck vom White Russian, auf den Rhino ihn eingeladen hatte. Es ging die Mär, Renate und er hätten sich in der letzten Silvesternacht bei diesem Cocktail kennengelernt. »Ich werde versuchen, Fulkar dazu zu bringen, dass er Ariane eine Sonderbehandlung zukommen lässt. Schließlich geht es um die Rettung der Welt.«
11.
Bei der Futterkrippe
»Hallo! Das ist die Mailbox von Kathrin und Nelson Hornfelder. Wir hören sie nicht täglich ab, also habt bitte Verständnis, wenn es etwas dauert, bis wir auf eine Nachricht reagieren. Wir wünschen euch erfüllte Tage.«
Längst kannte Caroline Frank die Ansage auswendig. Sie hatte mehrfach die
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