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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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»Ich auch. Obwohl er weiß Gott kein Engel war.«
     
    Caroline suchte den Unglücksort ausgiebig ab und fand exakt nichts. Keine weggeworfene Zigarettenkippe, kein Fitzelchen Papier, keinen Stoffrest oder Haarlöckchen auf den Dornen der Büsche am Rand des Plateaus.
    Schließlich gab sie sich geschlagen. »Es tut mir leid, ich habe Sie wohl vergeblich hier heraufbemüht. Von mir aus können wir den Rückweg antreten.«
    »Ich hatte mir die Stelle sowieso mit eigenen Augen ansehen wollen. Ihr Anruf kam mir durchaus zupass. Nun denn.« Sie ging los.
    Schweigend trotteten die Frauen nebeneinanderher, gefolgt von Lekoche Kuntata, der die ganze Zeit über keinen Mucks von sich gegeben hatte. Vielleicht war der unsichtbare Massai ja ähnlich frustriert wie Caroline.
    Mit dem Ausflug nach Sarajevo hatte sie nur Zeit vergeudet. Anders als in Frankreich oder auf Zypern war André Noir hier nicht kurz vor dem Unfall in Erscheinung getreten, auch nicht als Andriko Crno oder unter einem der anderen potenziellen Pseudonyme. Falls er mit seinem früheren künstlerischen Partner über dessen Pod Verbindung aufgenommen hatte, ließ sich dies nicht mehr nachweisen: Das Gerät, das Žbanić. bei sich getragen hatte, war beim Einsturz des alten Geschützstands in tausend Stücke zerschmettert worden. Es gab kein einziges Indiz dafür, dass Noir in irgendeiner Weise mit dem Tod des Avantgardekünstlers zu tun gehabt hätte.
    Außer, dass der fünfte Verunglückte perfekt ins Schema zu passen schien. Predrag Žbanić. hatte André Noir über eine längere Phase seines Lebens hinweg sehr nahegestanden, so wie auch seine Eltern und die Papadopoulos-Zwillinge. Und jetzt waren sie tot, gestorben innerhalb von nicht einmal zehn Tagen.
    Konnte ein vernünftiger Mensch dabei an ein zufälliges Zusammentreffen glauben?
    »Sagen Sie, Danica ... Die Filmakademie, an der Predrag und Andriko einander kennengelernt haben, zieht doch Studierende aus der halben Welt an, nicht wahr?«
    »Und ob! Martin Scorsese hat dort Lehrgänge abgehalten, in den Zwanzigerjahren auch Quentin Tarantino und Angelina Jolie, die übrigens Ehrenbürgerin unserer Stadt ist. Der erste Film, bei dem sie Regie führte, ›Im Land von Blut und Honig‹, handelt von der Romanze zwischen einem serbischen Soldaten und einer Bosnierin. Außerdem zählt das Filmfestival von Sarajevo mittlerweile zu den bedeutendsten der Welt. Wissen Sie, wie es entstanden ist?«
    »Nein. Worauf ich eigentlich hinauswill ...«
    Die Inspektorin, berstend vor Patriotismus, war nicht zu bremsen. »1992, in einem Kellerraum, der nur durch ein Bombenloch in der Wand zugänglich war. Einer der Gründer, Mirsad Purivatra, hat eine nette Anekdote aus dieser Zeit erzählt. Die Vorführungen waren stets gut besucht, die Reaktionen jedoch sehr unterschiedlich. Sharon Stones Nacktszene in Basic Instinct wurde recht gleichmütig aufgenommen. Aber im selben Film gab es ein opulentes Abendessen, das bekam zwei Minuten Applaus!«
    Nachdem Caroline pflichtschuldig gelacht hatte, nahm sie den Faden wieder auf. »Hat Predrag Žbanić. jemals eine Deutsche mit dem Vornamen Kathrin erwähnt, vielleicht als Mitglied des damaligen Kreises um ihn und Crno?« Begriffe wie Strohhalm und Heuhaufen gingen ihr durch den Kopf.
    »Warten Sie ... Doch, da war tatsächlich etwas. Ob sie nicht sogar ursprünglich zusammen mit Andriko auf die Filmschule gekommen ist ... Aber Predrag hat sich irgendwann mit ihr überworfen. Genau, wegen eines Werbespots für die deutsche Atomindustrie. Er hat sie als Hure und Verräterin beschimpft, noch lang im Nachhinein.«
    Caroline fühlte, wie ihr heiß wurde, und das lag nicht am Fieber. »Fällt Ihnen Kathrins Familienname ein?«
    »Hm. Ich kenne sie nur aus Erzählungen ... Er hatte etwas mit Landwirtschaft zu tun.«
    Nein!, flehte Caroline in Gedanken. Bitte, bitte nicht Bauer. Davon gab es allein im Großraum Frankfurt mit Sicherheit mehr, als sie in einem halben Monat überprüfen konnte.
    »Er war aus zwei Wörtern zusammengesetzt«, grübelte Borovac, wobei sie an ihren Dreadlocks zupfte. »Und beide kommen aus dem agrarischen Bereich. Die Ernte wächst auf dem ...«
    »Acker?«
    »Nein.«
    »Feld?«
    »Jaaa ... ich glaube, das war das eine. Besser gesagt: das zweite. Das erste ... Rindviecher haben ...?«
    »Hörner.«
    »Ja!«
    »Hörnerfeld?«
    Die Inspektorin schüttelte heftig den Kopf. »Wir sind nah dran. Es passt nur noch nicht ganz. Vielleicht doch

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