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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Karamasow war der mittlere von drei Brüdern, die Fjodor Dostojewski erfunden und zu Ikonen der russischen Literaturgeschichte gemacht hatte; ein Mönchsnovize noch dazu. Wer wählte ein solch geschmackloses, leicht zu durchschauendes Pseudonym?
    Ein reicher Russe, der sich mit seiner Geliebten in Vegas vergnügen wolle und dem gerade diese Unverfrorenheit einen zusätzlichen Kick verschaffe, hatte Mercant ihn beruhigt. Das passe ganz genau zu Rhinos Rolle. Gewisse heimliche Geldflüsse vorausgesetzt, hätte er sich auch als Dagobert Duck ausweisen können.
    »Bitte schön, Ihre Chipkarten. Auch die Zugangsberechtigung zum Galadiner heute Abend im Le Cirque ist darauf gespeichert, inklusive Tischreservierung. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Tochter einen angenehmen Aufenthalt.«
    Zumindest beim Wort Tochter waren ganz, ganz zart Anführungszeichen zu hören gewesen.
     
    »Kurz ausruhen«, schlug Rhino vor, nachdem der Bellboy sie nach oben gebracht, das Gepäck abgestellt und sich trotz fürstlichen Trinkgelds mit stoischem Gesichtsausdruck verdünnisiert hatte. »Zwei Stunden, okay? Dann müssen wir uns in Schale werfen.«
    »Ist recht.«
    »Alles in Ordnung, Ariane? Sie wirken mir ein wenig ... gedämpft.«
    »Ach, ich vertrage nur so lange Flüge durch so viele Zeitzonen nicht gut. Und die Geruchspartikel, die wieder und wieder ins Flugzeuginnere gepumpt werden, strengen mich ziemlich an. Aber keine Sorge, das wird schon.«
    »Schön.« Rhino druckste ein wenig herum, dann sagte er: »Eins noch.«
    »Ja?«
    »Da wir vorgeben, ein Paar zu sein, sollten wir vielleicht mit dem Gesieze aufhören. Vorsorglich, damit uns dann kein Fehler unterläuft.«
    »Kein Problem.«
    »Also, ich heiße, äh ... Alexej.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab, ergriff seine dargebotene Hand und drückte sie ohne jegliche Verve. »Mercedes.«
    »Gute Ruhe, Mercedes.«
    »Bis dann, Smu... Alexej.« Sie entfleuchte durch die Verbindungstür.
    Rhino ließ sich in einen lederbezogenen Lehnsessel sinken und dachte, dass bis jetzt alles ganz gut gelaufen war. Sie arbeiteten zusammen und hielten doch Distanz. Renate würde sehr erleichtert und mit ihm zufrieden sein.
    Freilich, wenn er ehrlich zu sich selbst war, bekümmerte es ihn fast, dass er bis jetzt so gar keine Gelegenheit gehabt hatte, seine Standhaftigkeit und eiserne Treue zu beweisen ...

13.
    Der Zettel
     
    »1973 begann ein visionärer, ehemaliger Geschäftsmann namens Gerard Morgan-Grenville, der die Zeichen der Zeit erkannt hatte, in einem stillgelegten Schiefersteinbruch nahe der aufgelassenen Bahnhaltestelle Llwyngwern in der walisischen Grafschaft Powys ein ›Zentrum für Alternative Technologien‹ aufzubauen. Bald wurde es zu einem Wallfahrtsort für Anhänger der frisch geborenen Ökologie-Bewegung. Aus der ganzen Welt kamen sie und brachten neue Ideen mit oder auch fast schon vergessenes, handwerkliches Wissen. Sonnenkollektoren wurden ebenso erprobt wie verschiedenste Formen von Windrädern, nachhaltige Fischzucht, Nullenergie-Häuser, biologisch-dynamische Anbaumethoden ... Heute beherbergt das sieben Hektar umfassende Gelände unter anderem das Wales Institute for Sustainable Education , nicht zufällig abgekürzt WISE, in einem Gebäude aus Holz, Hanf und 320 Tonnen gepresster Erde, das mit zahlreichen Architekturpreisen ausgezeichnet worden ist und in mehreren Listen der bedeutendsten Bauwerke der Menschheit unter den ersten zehn erscheint.«
    Als die Betreuerin endlich Luft holte, nutzte Caroline Frank ihre Chance und fragte: »Fühlt ihr euch nicht ein wenig überflüssig, seit durch die außerirdischen Verbündeten ein stetiger Zustrom avancierter Technologie für die Terranische Union stattfindet?«
    »Ganz im Gegenteil. Mit den Ferronen verstehen wir uns prächtig. Drei Dozenten von der Wega unterrichten regelmäßig am WISE. Sie bestätigen die Stoßrichtung unserer Vorarbeiten. Dank ihnen erlebt das CAT eine neue Hochblüte.«
    »So etwas«, sagte Lekoche Kuntata und blickte an der matt glänzend versiegelten, saftig braunen Erdwand hoch, die den Kern und die tragende Struktur des sonnendurchfluteten Gebäudes bildete, »gibt es bei uns in Afrika schon seit Ewigkeiten. Etwas kleiner halt.«
    »Überall. Außer in der Antarktis wurde diese Bautechnik seit Urzeiten auf jedem Kontinent der Erde angewendet.« Die Führerin, eine schlanke, elfenhafte Person mit hellroten Haaren und blassem, beinahe durchscheinend-ätherischem Teint, fixierte den Massai, runzelte die

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