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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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ebenso beiläufig getötet wie Gilgrich, seinen Mentor? Wusste er nicht, dass sie ihn nach der intensiven persönlichen Begegnung mit Leichtigkeit aufzuspüren vermochte, wo auch immer er war?
    Sie fokussierte sich auf die Spur, die André Noir ihr hinterlassen haben musste. Aber da war nichts.
    Nichts.
    Ihr Talent versagte, als hätte sie nie ein solches besessen.
    »Warum weinst du?«, fragte Lekoche Kuntata, ein ganz normaler, dürrer Siebzehnjähriger mit tiefdunkler Hautfarbe, dessen Beine in einer goldbraunen, auf den Oberschenkeln abgewetzten Schnürlsamthose steckten.
    »Ich bin am Ende meiner Weisheit«, gab Caroline schluchzend zu. »Uns wurde etwas ganz Besonderes geschenkt; eher aufgedrängt. Aber jetzt ... holt sich das Universum seine Gaben zurück.«

14.
    The Stars Are Out Tonight
     
    Rhino klopfte an die Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern. »Ar... Mercedes? Kommst du?«
    »Gleich.«
    »Ohne übermäßig drängeln zu wollen, aber das hast du vor fünfzehn Minuten auch schon gesagt.« Er schnüffelte. »Was treibst du eigentlich? Es riecht, als würdest du Pökelfisch räuchern.«
    »Ich brauche noch ein bisschen.«
    »Wenn wir zu spät kommen, verfällt unsere Tischreservierung. Die Warteliste ist mehrere Seiten lang.«
    »Dann geh doch du schon einmal vor.«
    »Aber du bist wichtiger als ich! Ich brauche dich, um Simon Wu als Hochstapler entlarven zu können.«
    »Ich komme ja bald nach. Sie werden doch sicher nicht mit den extraterrestrischen Spezialitäten anfangen.«
    Da hatte sie möglicherweise recht. »Bist du okay? Kann ich mich darauf verlassen, dass du nicht schlappmachst?«
    »Klar. Mir steckt nur immer noch der grässliche Flug in den Knochen. Je länger ich mich regenerieren kann, desto besser stehe ich den Abend durch.«
    »Wu hat vorab keine Speisenreihenfolge veröffentlicht. Aber da es sich um ein Galadiner handelt, vermute ich stark, dass er es auf einundzwanzig Gänge anlegt. Also zwei Amuse-Bouches, dann Kaviar oder Austern. Oder etwas vergleichbar Teures, Exklusives, Geschmacksintensives ... Ich an seiner Stelle würde spätestens da das erste Mal auf den Busch klopfen.«
    »Was schätzt du, wie viel Zeit bis dahin bleibt?«
    »Eine halbe Stunde, wenn wir auf der sicheren Seite sein wollen.«
    »Gut. In spätestens dreißig Minuten bin ich bei dir.«
    »Passt.«
    Während er im Spiegel nochmals den Sitz seiner Fliege kontrollierte – waldmeistergrün wie der Kummerbund, den er unter der eierschalenfarbenen Smokingjacke trug –, dachte er: Oder auch nicht. Wu ist zuzutrauen, dass er mit einem Paukenschlag beginnt ...
    Seit dem Siegeszug der Nouvelle Cuisine wurde den Vorspeisen und besonders dem »Gruß aus der Küche« eine stark erhöhte Bedeutung zugemessen. In Haubenlokalen beschränkte man sich längst nicht mehr auf ein paar gefüllte Oliven oder einen kleinen Tiegel mit Kräuterbutter zu frisch gebackenem Brot. Ein legendärer, aus dem Elsass stammender Chef und Kochbuchautor mit dem schönen Namen Jean-Georges Vongerichten, dessen »Vong«-Restaurants um die Jahrtausendwende in New York, Hongkong, London und nicht zuletzt just im Bellagio von Las Vegas von den Gourmetkritikern hymnisch gefeiert worden waren, hatte geschrieben: »Das Amuse-Bouche ist die beste Gelegenheit für einen Koch, seine großen Ideen in kleinen Bissen auszudrücken.«
    Pisda malosolnaja! , fluchte Rhino in Gedanken auf dem Weg zum Lift.
     
    Die Dekoration des Restaurants Le Cirque, dessen etwa hundert Tische selbstverständlich in konzentrischen Kreisen angeordnet waren, fiel um einiges dezenter aus als die Kitschorgie in der Eingangshalle. An der Decke glitzerten die Sternbilder, die man in dieser Jahreszeit über Las Vegas hätte sehen können, wenngleich nur bei einem totalen Stromausfall. Holografische Animationen von arkonidischen und ferronischen Raumschiffen fungierten als Raumteiler und schufen relativ intime Nischen für die illustre Schar der Gäste.
    Rhino erkannte etliche notorische Feinschmecker und Fachjournalisten, hütete sich aber, ihnen zuzunicken, während ihn ein Kellner, dessen Livree an die Kostüme einer populären Science-Fiction-Fernsehserie angelehnt war, zu seinem Platz führte.
    »Als Aperitif empfiehlt das Haus einen Nashorn-Eistee. Das ist ein leichter Longdrink, der seinen speziellen Geschmack durch Bilah-Blätter von der Wega erhält.«
    Fast wäre Rhino aufgefahren. Mühsam beherrscht sagte er: »Wird dieser Cocktail nicht auch im Element von Terrania

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