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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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aufbrechen, um zur Rugby-Weltauswahl zu stoßen. Rhino und Ariane hingegen blieb noch ein ganzer Tag bis zum Abflug, da die Uhren in der Wüste Gobi denen in der Wüste von Nevada um volle sechzehn Stunden voraus waren.
    Allerdings hatten sie gewisse Vorkehrungen zu treffen. Dabei handelte es sich ausnahmslos um Dinge, die Rhino aus tiefstem Herzen hasste. Leider konnte er sie nun nicht länger aufschieben ...
     
    »Abendkleidung einkaufen mit einer neunzehnjährigen Spanierin!«, stöhnte er hinterher im Schlafzimmer, während Renate und er sich bettfertig machten. »Glaub mir, ich habe alle meine Sünden abgebüßt und noch ein Guthaben für die nächsten zehn Jahre erworben.«
    »Du armer, armer Mann«, spöttelte Renate van Zutphen. »Warst von einem grausamen Schicksal gezwungen, einen Haufen von Adams' Geld für dich und deine Gespielin auszugeben.«
    »Sie ist nicht meine Gespielin. Es soll bloß so aussehen. Aber arm bin ich wirklich. Zwanzig Geschäfte haben wir abgeklappert, bis sie endlich zufrieden war.«
    »Tja, überbreite Hüften sind für jeden Schneider eine Herausforderung.«
    »Genau dasselbe hat Ariane auch gesagt.«
    »Tatsächlich? So viel Selbstironie hätte ich ihr gar nicht zugetraut.«
    »Sie bezog sich auf meine Hüften. Mit ihren Sachen waren wir relativ rasch fertig, da hatte sie schon klare Vorstellungen. Bei den Anzügen für mich haben wir ewig rumgetan. Plötzlich wusste ich wieder, warum ich mich für die Marine und später die Küchenbrigade entschieden hatte: Uniformen! Schlicht, zweckmäßig und vor allem: jeden Tag dasselbe.«
    »Sieh es positiv: Falls du dich dazu durchringen solltest, auch mit mir einmal fein auszugehen, hast du wenigstens schon etwas Passendes zum Anziehen.« Das war ein Wink mit einem halben Gartenzaun, den sogar Rhino verstand.
    »Machen wir«, beeilte er sich zu versichern. »Gleich nachdem ich aus Vegas zurück bin.«
    »Ich lasse mich überraschen.«
    »Bestimmt. Und dann erst die Maskerade«, klagte er weiter. »Der Schnauzer und die Perücke, die sie mir angepasst haben. Das juckt wie die Hölle!«
    »Schönheit muss nun mal leiden. Hast du Bilder von der Anprobe?«
    Er fischte nach seinem Pod und rief die Fotos auf. »Hier. Bitte lach nicht.«
    Zu spät, seine Partnerin kringelte sich bereits. »Igitt!«, prustete sie. »Der Kerl ist ja so was von eklig.«
    »Vielen Dank für das Kompliment.«
    »Sei nicht eingeschnappt, mein Schatz. Die Verkleidung erfüllt ihren Zweck perfekt. Niemand würde dich in dieser Aufmachung erkennen, und darum geht's doch, oder?«
    Rhino grunzte. Mit den grau melierten Haaren und der dicken, juwelenbesetzten Datenbrille sah er aus wie die Karikatur eines russischen Oligarchen, der mangelnde eigene Attraktivität durch blutjungen weiblichen Aufputz ersetzte. Exakt so wollten er und Ariane im Bellagio auftreten. »Du meinst also, man wird mir den reichen Zuckeronkel abnehmen?«
    Renate nickte. »Du wirkst erschreckend authentisch. Was ist mit der Zahnlücke?«
    »Provisorisches Implantat.« Er öffnete den Mund und zeigte ihr seine Errungenschaft. »Die dentalchirurgische Abteilung hat angeboten, es später durch ein permanentes zu ersetzen, falls ich das will. Äh ... will ich das?«
    »Darüber denken wir noch nach. Jetzt komm ins Bett.«
    »Aye, Madam!«
     
    Um 17 Uhr flogen sie von Terrania ab; kurz nach Mittag desselben 11. Mai kamen sie in Las Vegas an. Rhino schwirrte jedes Mal das Hirn bei diesen Zeitzonenberechnungen. Wie kompliziert mochte das erst im Wega-System sein, mit 42 großteils besiedelten Planeten und noch massenhaft Monden dazu?
    Der Interkontinentalflug verlief im Großen und Ganzen ereignislos, was Rhino sehr begrüßte. Es gelang ihm sogar, die Phase zwischen dem Moment, in dem man endlich müde genug zum Einschlafen war, und jenem, an dem die Stewardessen polternd das Frühstück anschleppten, auf einige Stunden auszudehnen.
    Ariane Colas zeigte sich dankenswerterweise wenig gesprächig. Die meiste Zeit döste sie vor sich hin. Möglicherweise litt sie unter den Nachwehen ihrer Erkrankung. Oder es stimmte, was Rhino aufgeschnappt hatte: dass sie generell ruhiger geworden sei, seit sie eine fixe Beziehung zu Wuriu Sengu unterhielt.
    Etwa eine Stunde vor der Landung kam es zu einem merkwürdigen Zwischenfall. Eine Entschuldigung murmelnd, stand Ariane auf, quetschte sich am Nebensitzenden vorbei und stakste, steif von der langen Untätigkeit, Richtung Toilette. Rhino ertappte sich dabei, dass er ihr

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