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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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hatte wie der Mann, den da Teffron am Vormittag zum Tode verurteilt hatte. Sie wirkte jung und trotz der Wochen in Gefangenschaft noch immer hübsch.
    Bahroff warf einen Blick auf die beiden Celistas. Kommentarlos desaktivierte er die Übertragung aus dem Raum. »Ich möchte nicht gestört werden«, sagte er.
    Der Wachen warfen ihm abschätzige Blicke zu. Mochten sie von ihm denken, was sie wollten. Ihm war es gleich, solange sie seinen Anweisungen folgten.
    Als Bahroff den Raum betrat, fuhr die Frau herum. Das Ende der Stoffbahn, das über ihrem Haar gelegen hatte, glitt herab und enthüllte seidiges Schwarz, dessen Schimmer auch von den Strapazen der Gefangenschaft nicht hatte getrübt werden können. Außerdem fiel ihm ein roter Punkt auf, der zwischen ihre Augenbrauen tätowiert war. Er fragte sich, ob es nur Schmuck war oder eine Bedeutung hatte. Ihre Augen waren gerötet, wie es bei den Menschen der Fall war, wenn sie Augensekret absonderten. Es hieß bei ihnen, dass sie unglücklich waren. Eine gute Vorbedingung.
    Bahroff blieb stehen und zog die Tür hinter sich zu. Mit einem hörbaren Knacken schloss sie sich.
    »Du willst eine Aussage machen?«, fragte er.
    Sie warf einen nervösen Blick zur Tür hinter ihm und musterte ihn anschließend mit großen Augen. Ihre Iriden waren dunkelbraun, fast schwarz. Sie löste die Hände von ihren Armen und verschränkte sie ineinander. »Ich ...« Ihr Blick fiel auf seinen Kopfflaum, und sie stockte.
    »Was ist?«
    Sie schreckte unter seiner scharfen Frage zusammen. »Ich ... Entschuldigung. Das ist alles noch so fremd für mich. Ich habe noch nie jemanden wie Sie gesehen. Jemanden mit ... Federn auf dem Kopf.«
    Bahroff strich über seinen Flaum. Er spürte keinen Schmerz mehr an der Stelle, wo da Teffron ihm die Federn ausgerissen hatte. Womöglich lag das am Zellaktivator.
    »Das Erbe Targelons. Machen Sie sich besser nicht lustig über mich.«
    »Warum sollte ich? Ich finde das faszinierend. Es ist wie etwas aus einem unserer Mythen. Viele unserer Götter besuchten die Menschen im Federkleid.«
    Götter.
    Was die Frau sagte, berührte Bahroff eigenartig. Was ihn unter den Arkoniden stigmatisierte, empfand sie als etwas Wunderbares. Größer hätten die Gegensätze nicht sein können. Unwillkürlich reckte er seinen stämmigen Körper etwas mehr und trat näher zu ihr. Sie reichte ihm gerade eben bis zum Kinn. Dem im Vergleich zu den meisten Arkoniden kleinen Assistenten gefiel das fast so sehr wie ihre Worte.
    »Du bist nicht hier, um über mich zu reden«, stellte er fest. »Du hast behauptet, eine Aussage machen zu wollen. Also?«
    Die junge Frau nickte und senkte den Blick. »Wenn ich eure Fragen beantworte – wenn ich euch sage, wo unser Planet ist, und all das andere, lasst ihr dann Mahesh am Leben?«
    Bahroff trat einen weiteren Schritt auf sie zu. »Wenn du uns all das wahrheitsgemäß beantwortest, gäbe es für uns keinen Grund mehr, ihn dem Biest vorzuwerfen«, antwortete er.
    »Dem Biest? Ihr wollt ihn ... einem Tier vorwerfen?«
    Bahroff seufzte. »Es ist etwas komplizierter als das. Es mag wie eine barbarische Art der Hinrichtung klingen, aber in Wirklichkeit ist es eine Methode der Wissensextraktion. Nur macht das für den Gefangenen wenig Unterschied. Er stirbt in jedem Fall. Und wenn wir Pech haben, versagt die Methode, und wir müssen es mit dem Nächsten versuchen.«
    Ihre Haut wurde unter der Pigmentierung fahler. »Wollt ihr uns denn alle umbringen? Warum seid ihr denn so sicher, dass jemand von uns eure Fragen beantworten kann und dass unsere bisherigen Antworten Lügen sind?«
    »Weil Sergh da Teffron, wenn eure Antworten wahr wären, als völliger Stümper dastehen würde«, antwortete Bahroff – Worte, die er sicher nicht benutzt hätte, wäre die Übertragung in den Vorraum noch aktiv gewesen. »Von Primitivlingen besiegt zu werden, die noch nicht einmal selbst die interstellare Raumfahrt entwickelt haben, ist inakzeptabel. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wird er so lange fragen, bis er die Antworten bekommt, die er will – oder bis ihr alle tot seid.«
    Die junge Frau nickte langsam. »Ich glaube, ich verstehe. Also ...«
    »Warte einen Moment! Ich muss dich warnen. Wenn du uns anlügst, wirst du lediglich erreichen, dass deine Position sich verschlechtert, denn die Hand des Regenten lässt sich nicht gerne zum Narren halten – und ich auch nicht. Gewinnen würdest du damit nichts. Hast du das verstanden?«
    »Ich habe

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