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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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mir leid, aber Ihre Meinung dazu ist für mich nicht relevant, Rhodan. Für Ihre Menschen mögen Sie der Anführer sein, und auch Crest mag in vielem auf Sie hören, aber ich habe noch andere Verpflichtungen, die für mich in der Priorität höher stehen. Sie können akzeptieren, dass ich gelegentlich meine eigenen Wege gehe, oder versuchen, mich daran zu hindern. Ich fürchte allerdings, dass es ein Versuch bleiben würde.«
    Die ruhige Sachlichkeit, mit der diese Eröffnung gemacht wurde, ließ keinen Gedanken an Arroganz aufkommen. Wohl aber fütterten die Worte das Misstrauen, das schon vorher in Rhodan aufgekommen war. Andererseits – was konnte der Arkonide davon haben, gegen sie zu arbeiten? Egal, was sonst seine Motivation war, es war klar, dass er gegen Sergh da Teffron stand. Die Hand des Regenten hatte ihre bitterste Niederlage auch Atlan zu verdanken. Zumindest bis sie Thantur-Lok erreicht hatten, gab es also keinen logischen Grund, dem anderen zu misstrauen.
    »Also gut«, murmelte Rhodan. »Ich frage mich nur, warum Sie es mir überhaupt gesagt haben, wenn Sie ohnehin nichts auf meine Meinung dazu geben.«
    »Sie sollten wissen, dass ich wiederkomme. Und ich vermute außerdem, dass ein unangekündigtes Verschwinden Ihr Vertrauen mir gegenüber schlimmer beschädigt hätte, als das angekündigte es tut.«
    »Sie könnten auch auf jeglichen Vertrauensverlust verzichten und mir erklären, was Sie wollen und warum es so unumgänglich ist.«
    Der Arkonide senkte den Blick auf die verschlungenen Bänder zu ihren Füßen. »Dafür sind wir noch nicht weit genug, weder was das Vertrauen betrifft noch in der Einigkeit über die Wahl von Methoden«, sagte er. »Es mag der Tag kommen, an dem Sie alles erfahren und ich für jede Frage offen bin. Noch ist er aber nicht da. So lange bin ich nur mir selbst Rechenschaft schuldig.«
    Für einen Moment war Rhodan versucht, den derart verschlossenen Verbündeten zum Teufel zu jagen und ihm zu sagen, dass er nicht wiederkommen musste, wenn er jetzt ging. Reggie hätte es vermutlich getan. Aber als der Arkonide ihn wieder ansah, tat er es auf eine Art, die Rhodans Einwände im Keim erstickte. Er presste die Lippen zusammen, senkte den Blick und nickte.
    »Meinetwegen gehen Sie«, sagte er. »Aber machen Sie es nicht zu auffällig und bleiben Sie nicht zu lange weg.«
    »Sie vergessen, dass ich langjährige Erfahrung darin habe, unauffällig zu bleiben«, antwortete Atlan mit einem amüsierten Unterton. »Ob Babylon oder Tinios – die Unterschiede sind nicht so groß, wie Sie vielleicht denken.«
    Als Rhodan wieder aufsah, hatte Atlan den Platz an seiner Seite bereits verlassen und sich hinter ihm eingereiht. Gerade begann er ein Gespräch mit einer älteren Arkonidin, die von seiner Aufmerksamkeit sichtlich angetan war. Atlans unglaubliche Kleidung schien ihn für sie eher interessanter zu machen, als sie abzustoßen.
    Mit einem innerlichen Seufzen sah Rhodan wieder zu den Leuchtsäulen. Neben ihm knurrte Chabalh leise. Die Menge rückte enger zusammen, während es vorwärtsging. Ob die Lautäußerung eine Reaktion darauf oder aber auf das Verhalten des Arkoniden war, konnte Rhodan im Moment nicht herausfinden. Er hatte Chabalh gebeten, in der Gegenwart Fremder nicht zu reden. Die Fähigkeit des Purrers, arkonidische Sprache zu verstehen und zu sprechen, mochte noch ein Trumpf in ihrem Ärmel werden.
     
    »Wer immer meine Worte hören mag – helfen Sie uns! Wir können nicht mehr lange durchhalten. Diese verfluchten Puppen sind in der Übermacht. Orlgans ist tot. Er hat sich für uns geopfert. Gucky ist am Ende seiner Kräfte. Ihrem nächsten Ansturm haben wir nichts entgegenzusetzen. Callibso ...«
    Das Bild flackerte und erlosch.
    Crests Finger schlossen sich fest um das Gerät, aus dem die Projektion stammte, die die Worte gesprochen hatte. Tausend Fragen waren durch den Fund des Artefaktes aufgeworfen worden, und nicht eine davon war bislang beantwortet. Nicht einmal die wichtigste.
    Wo bist du, Thora?
    Eine Spitze bohrte sich so tief in seine Handfläche, dass er befürchten musste, die Haut aufzureißen. Aber was bedeutete das schon? Seit er das Gerät trug, fühlte sich Crest jünger und stärker, und er war ziemlich sicher, dass auch Wunden schneller verheilten – schneller noch, als es in seiner Jugend der Fall gewesen war. Eine Verletzung hätte also nur bedeutet, dass er wenigstens für den Moment den äußeren Schmerz nutzen konnte, um sich von dem Schmerz

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