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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Stärke, meine Selbstachtung ... und meine Hoffnung.
    Sie kämpfte mit sich selbst. Wozu überhaupt noch aufstehen? Wozu sehen, was inzwischen geschehen war? Es war alles so sinnlos.
    »Sharmila.« Sarah setzte sich neben sie auf die Pritsche und griff nach ihrer Hand. »Es tut mir so leid ... ihr wart so tapfer, ihr beiden. Dieses Lied und wie du getanzt hast. Wie hast du das nur geschafft ... Mir hätten die Knie nachgegeben, ehe ich so etwas hätte tun können.«
    »Haben meine doch auch«, wisperte Sharmila. Sie wollte einfach nur allein sein, doch sie ahnte, dass Sarah sie nicht so leicht davonkommen lassen würde. Es gab keine Einsamkeit in diesem Gefängnis, außer der, die man tief in sich spürte.
    Sie setzte sich auf. Sarah hielt weiter ihre Hand, drückte und knetete sie, als glaube sie, ihr damit Stärke eingeben zu können. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann ...«
    Sharmila schüttelte den Kopf. Sie spürte Wasser in ihren Augen und wischte es weg. »Da gibt es nichts, was du tun kannst. Er ist tot, und ich werde damit leben müssen, solange wir hier eben noch leben. Allzu lange wird das vermutlich ohnehin nicht mehr sein.«
    »Sag das nicht. Bitte, sag so etwas nicht.«
    »Warum die Augen vor der Wahrheit verschließen?« Sharmila entzog Sarah ihre Hand und stand auf. »Dieser Mann will etwas von uns, was wir nicht haben. Er braucht es. Wir sind seine einzige Hoffnung, es zu erhalten. Er wird uns alle ausquetschen bis auf den letzten Tropfen und erst dann glauben, dass wir es nicht haben, wenn es nichts anderes mehr zu glauben und zu hoffen gibt für ihn. Genau gesehen ist er ebenso elend dran wie wir. Womöglich geht es sogar auch bei ihm um sein Leben.«
    Sarah legte eine Hand an den Mund, sagte aber nichts.
    Sharmila hörte Lärm von draußen und trat an das Kraftfeld, das ihre Zelle begrenzte. Mitgefangene wurden aus ihren Zellen geholt und in einer langen Reihe von den Wärtern weggeführt.
    »Was passiert da?«
    »Wir werden in andere Zellen gebracht.« Sarah stand auf und trat neben Sharmila. »Sie haben es verkündet, als du noch bewusstlos warst. Wir kommen in Räume über der ... der Grube mit dem Biest. Wir sollen es jederzeit sehen können, damit wir wissen, was uns blüht.«
    Sharmila nickte.
    Sie waren etwa eine halbe Stunde später dran. Die Wärter führten sie erneut in die Tiefen des Gefängnisses und dort in eine niedere Halle, die offensichtlich auf die Schnelle und eher provisorisch hergerichtet worden war. Sergh da Teffron war kein geduldiger Mann, so viel hatten sie alle schon gelernt.
    Sharmila starrte durch den Boden des Ganges auf das, was darunter lag. Das Biest hatte einen kaum behauenen Höhlenraum für sich erhalten. Das an einer Seite erkennbare Tor musste in den Raum führen, in dem es Mahesh verschlungen hatte.
    Ich heiße Hélder, hörte sie ihn in ihren Gedanken sagen. Hélder Skelter. Mahesh ist auf den Straßen von Neu-Delhi gestorben.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Und Hélder Skelter in einem Gefängnis auf einem fernen Planeten, den zu unserer Lebenszeit zu erreichen die Menschheit niemals geglaubt hätte. Er hat die Wunder des Universums gesehen und ist daran gestorben. War es ein besserer Tod als der von Mahesh?
    Sie betrachtete das Wesen am Grund der Grube. Unablässig formte es Gestalten aus seiner Oberfläche, ließ sie ansteigen und wieder in sich zurücksinken in einem seltsamen, grazilen Ballett. Funken tanzten durch die Pseudopodien, sie schimmerten in vielen Farben. Es war das faszinierendste Wesen, das sie je real und aus solcher Nähe gesehen hatte.
    Es war ihr unmöglich, von ihm als einem mörderischen Biest zu denken. Es waren die Arkoniden, die es dazu gemacht hatten.
    »Sharmila – dein Sari!«
    Sie betraten gerade die für sie hergerichtete Zelle. Zehn Betten standen dort beisammen, und auf einem von ihnen lag sauber zusammengelegt die Stoffbahn. Sharmila trat an das Bett und nahm den Sari auf. Langsam ließ sie die Seide durch ihre Finger gleiten und staunte, dass sie noch immer allen Strapazen standhielt. Lediglich an einer Stelle schienen sich ein paar Fäden zusammengezogen zu haben.
    Sie setzte sich und glättete den Stoff auf ihren Beinen, um die Stelle zu untersuchen. Auf den ersten Blick sah es eher aus, als hätte sich etwas darin verfangen. Sie beugte sich vor, um es genauer zu betrachten, und revidierte ihre erste Einschätzung. Die Beschädigung war absichtlich passiert. Jemand hatte kleine Fehler in den Rand der Seide eingearbeitet,

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