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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Bahroffs verändertes Verhalten doch nicht auf den Zellaktivator zurückzuführen. In dem Fall würde der Tod der Frau womöglich mehr als nur ein Problem lösen.
    Sharmilas Herz schlug bis zum Hals, als die Wachen sie abholten. Zwei Celistas – es konnte nichts Gutes bedeuten. Sie raffte ihren Sari enger und ging mit gesenktem Kopf zwischen ihnen.
    Als sie die Tür eines Raumes öffneten und sie hineinstießen, hatte einer von ihnen ein schmutziges Grinsen auf den Lippen. Es verwunderte sie danach nicht sonderlich, dass der Assistent ihres Peinigers sie im Inneren erwartete. Er stand ganz hinten an die Wand gelehnt und beobachtete sie einige Augenblicke nur, während sie wie beim ersten Mal aufrecht mitten im Raum stand. Diesmal wich sie seinem Blick allerdings nicht aus.
    »Du hast keine Angst mehr vor mir«, stellte er fest.
    Sie lächelte. »Das Einzige, wovor ich mich gefürchtet habe, ist bereits passiert. Es gibt nichts mehr, womit Sie mich schrecken könnten.«
    »Demütigungen? Schmerzen? Folter?«
    Mit zur Seite geneigtem Kopf horchte sie in sich hinein. »Man muss etwas als Demütigung annehmen, damit es zu einer wird. Meist ist es aber eher so, dass der zu bemitleiden ist, der andere erniedrigen muss, um sich selbst groß zu fühlen. Das habe ich von Mahesh gelernt. Lebt man auf der Straße, muss man sich dieser Sache bewusst sein, um nicht zu zerbrechen.«
    »Warum hast du getanzt, als er gestorben ist?«
    »Weil er Musik gemacht hat. Es war unsere Art, miteinander zu reden. Ich wollte von ihm Abschied nehmen und ihm helfen, stark zu sein.«
    »Und jetzt? Warum bist du nicht wie die anderen, deren Freunde und Verwandte wir getötet haben? Warum trauerst du nicht um ihn?«
    »Warum sollte ich? Es wird nicht lange dauern, bis ich ihm folge. Höchstens ein paar Monate, vielleicht auch nur ein paar Wochen ... oder auch nur eine Nacht. Bin ich deshalb hier? Werde ich morgen sterben?«
    Nach einem kurzen Zögern nickte der Mann. Sharmila atmete durch. Ihr Herzschlag wurde ruhiger.
    Es war gut, den Zeitpunkt zu wissen. Und gut, dass es keinen der anderen traf. Die Nachricht, dass sie Verbündete hatten, verbreitete sich langsam und mit ihr die Hoffnung auf Flucht. Für Sharmila kam diese Hoffnung aber ohnehin zu spät. Sie legte keinen Wert mehr darauf, zu entkommen.
    »Du bist aufgefallen«, sagte der Mann. »Ich habe versucht, da Teffron davon abzubringen, aber ...«
    Verwundert sah Sharmila wieder auf. »Warum haben Sie das versucht?«
    Sie sah, wie seine Hand zur Brust wanderte, wo sein Oberteil sich ausbeulte.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich habe mich früher nie um solche wie euch geschert. Opfer. Wer schwach ist, dient nur noch dazu, die Launen des Starken zu befriedigen. Ich habe bei mehr als einem von euch das Verhör begleitet, das weißt du sicher. Ich hatte Spaß daran. Es befreit.«
    »Sind Sie schwach?«
    »Ich? Nein.«
    »Niemand lässt seine Launen an Ihnen aus?«
    Er setzte zu einer Antwort an, stockte aber. »Ich bin nicht der Stärkste«, antwortete er. »Aber ich bin stärker als die meisten.«
    »Also empfangen Sie Launen und geben sie weiter. Und sollten Sie höher steigen, werden Sie die Launen des Nächsten empfangen und weitergeben. Ändern kann sich das nur, wenn Sie entweder ganz oben ankommen oder aus der Reihe heraustreten.«
    Er strich über das Federkleid auf seinem Kopf. »Warum hast du keine Angst vor dem Tod?«, fragte er nach einer Weile des Schweigens.
    Sie hob die Hände. »Ich werde Mahesh folgen. Das ist gut. Im Tod liegt außerdem auch Freiheit.«
    »Freiheit.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Der Tod ist das Ende. Was soll daran Freiheit sein?«
    »Dort, wo ich herkomme, glaubt man daran, wiedergeboren zu werden. Vielleicht werde ich als Blume wiederkommen oder als Schmetterling. Das würde mir gefallen. Es tut mir nur leid, dass ich nicht noch mehr von all diesen Wundern werde sehen können, die Perry Rhodan uns zeigen wollte.«
    Die Mundwinkel des Mannes zuckten. »Wunder? Die gibt es nur für die Mächtigen.«
    »Nein.« Sharmila hob die Hand und deutete auf den Kopf ihres Gegenübers. »Die Federn auf Ihrem Kopf sind für mich ein Wunder. Das Wesen, das wie eine riesige Amöbe aussieht und für Sie Wissen sammelt und mordet, ist für mich ebenso eines. Durch das Vakuum des Weltalls zu gleiten, KE-MATLON zu sehen, die Gärten dort zu betrachten – das alles waren Wunder für mich. Die Vielfalt des Lebens hat schon auf der Erde nie aufgehört, mich zu

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