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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gewehrt!«, brauste Stagge auf. »Was blieb uns denn für eine Wahl? Du wolltest uns töten!«
    »Ruhig«, bat der Afrikaner. »Wir müssen miteinander reden, um alles zu klären.«
    »Lasst mich hier raus«, forderte Ailin, »und ich bin bereit zu reden. An einem Ort, den ich aussuche.« Sie legte sich wieder auf der Pritsche zurück. »Aber wie ich sehe und höre, sind eure Beteuerungen nichts als leere Worte.«
    Die beiden Männer wechselten einen verständnislosen Blick. »Warum denkst du das?«
    Statt einer Antwort deutete sie an Tschubai und Stagge vorbei auf die Wand. Der Afrikaner drehte sich um. Als er die milchig weiße Wolke sah, die aus einer Düse zischte, hörte er zugleich ein kaum wahrnehmbares Zischen. Er begriff überhaupt nichts mehr.
    »Ihr seid vom BIN, nicht wahr?«, fragte Ailin. »Weshalb tötet ihr mich nicht einfach und bringt es hinter euch? Wieso dieses seltsame Spielchen?«
    »Das ist Gas!«, stellte Tschubai das Offensichtliche fest. »Was soll das, O?«, brüllte er in den leeren Raum, wohl wissend, dass mit Sicherheit jemand mithörte. »Was haben Sie mit uns vor?«
    Olf Stagge sprang auf. »In Lakeside!«, schrie er. »In Lakeside herrscht Chaos!«
    Der abrupte Themenwechsel irritierte Tschubai endgültig. »Was? Wie kommst du ...«
    »Das Implantat!«, rief der Norweger, packte Tschubais Hand. »Vertrau uns!« Und er griff nach Ailins Arm.
    Ein Feuerball loderte auf, die Pritsche hob sich vom Boden, und im nächsten Moment verschwand die Umgebung des tristen Raumes, verschwand das Gas, verschwand der Donner der Explosion, den der fassungslose Ras Tschubai nun erst wahrnahm.
    Sie standen zu dritt im Freien.
    Dicht am Wasser.
    Das musste noch der Hafen sein, aber wo war der Lärm der Stadt? Weshalb war es so still? Nur das Krächzen eines Vogels war zu hören. Wo ...
    Stagge stöhnte, taumelte, fiel auf den Boden. Er zog verkrampft die Beine an, sein Kopf schlug einmal nach rechts, einmal nach links, dann blieb er ohnmächtig liegen.
    Irgendwo am Ufer des Meeres, weit in der Ferne, hob sich die Skyline von Jakarta vom Himmel ab. Stagge hatte sie zu dritt über Dutzende von Kilometern teleportiert.
    »Was ist eben passiert?«, fragte Ailin.
    Ein Blutfaden rann aus der Nase des reglosen Norwegers. Tschubai bückte sich, untersuchte den Mutanten. Zu seiner Erleichterung fühlte er einen Pulsschlag, und das nicht einmal schwach. »Er hat uns in Sicherheit teleportiert«, erklärte er. »Du verstehst, was ich damit ...«
    »Ja«, sagte sie. »So, wie ihr bereits aus dem Hof geflohen seid.« Sie nahm es erstaunlich gelassen hin; vielleicht wegen ihrer Erfahrung mit der eigenen Psi-Gabe; vielleicht schauspielerte sie auch.
    Tschubai überprüfte die Atmung seines Begleiters. Sie ging flach, aber Stagges Augenlider flatterten. Er wachte auf. Die Ohnmacht war nur kurz gewesen, wohl eine Folge des massiven Teleportersprungs über die weite Entfernung.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte der Afrikaner und hoffte, dass Stagge es hörte. »Schone dich. Wir befinden uns in Sicherheit.« Er schaute Ailin an. »Verstehst du jetzt, warum wir sagen, dass wir wie du sind?«
    »Nein.« Sie drehte sich um und schaute übers Meer. »Niemand ist wie ich. Aber ...« Sie schwieg.
    »Ja?«
    »Aber ihr seid mir tatsächlich ähnlich.« Mit ihren hängenden Schultern sah sie nun alles andere als gefährlich oder aggressiv aus. »Man hat euch genauso wie mich angegriffen, dort, wo wir waren.«
    »Es war eine Zentrale des BIN, genau wie du vermutet hast«, sagte Ras Tschubai, während sich Stagge stöhnend zur Seite rollte und aufsetzte. »Wir glaubten, die Geheimdienstleute arbeiten mit uns zusammen. Offenbar täuschen wir uns da. Ich habe keine Ahnung, wieso sie das Gas ...«
    »Aber ich«, unterbrach Stagge und tippte sich vielsagend ans Ohr. An sein Implantat. »Ich verstehe selbst noch nicht alles. Irgendetwas Großes ist im Gange, und je mehr ich darüber höre, umso klarer wird mir, dass mir das ganz und gar nicht gefallen will ...«

Die sechste Stimme:
    Genesis
     
    Irgendwann, während des Infernos:
    Es ist ein Wunder: Meine Gabe war schwach, und nun ist sie stark, so stark, dass sie mich fast zerreißt. Ich kann sie kaum mehr bändigen. Sie will aus mir herausströmen, aus meinem Gehirn, meinen Augen, meinen Händen.
    Genesis, so hat jemand das genannt, was hier geschieht. Einer der Ärzte, ausgerechnet Fulkar, dieser Ara mit dem haarlosen, spitzen Kopf. Er hat dieses Wort zuerst ausgesprochen: Genesis.

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