PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise
explodieren. Wir dürfen auch nicht die bislang unentdeckten Mutanten vergessen. In sämtlichen Ländern Ihrer Welt existieren in diesen Stunden aller Wahrscheinlichkeit nach lebende Bomben, die wohl selbst nichts von ihrem zerstörerischen Potenzial ahnen.«
»Diese ... Manipulation«, mischte sich Reginald Bull in das Gespräch. »Die Krankheit. Ist sie natürlichen Ursprungs? So, wie unsereins eine Grippe bekommt?«
Der Ara blinzelte. »Das, Mister Bull, ist tatsächlich die eigentlich entscheidende Frage. André Noir glaubte nicht daran.«
Iga Tulodzieky ließ Terrania hinter sich. Die durchaus faszinierende Stadt interessierte sie in diesen Momenten nicht. Weder der Stardust Tower noch die Roboter und Baumaschinen konnten ihren Blick auf sich ziehen. Sie stand am Ufer des Goshun-Sees, das kühle Salzwasser umspülte die Füße.
Sie schaute über die weite Wasserfläche, hin zum Lakeside- Institut. Nur die energetische Kuppel war in der Ferne zu erahnen, immerhin lagen etwa zwanzig Kilometer zwischen Terrania und dem Institut. Ein Flirren spannte sich wie eine gigantische Halbkugel vor den Horizont. Ähnliche Bilder hatten die Medien immer wieder gezeigt, als die STARDUST mit dem Arkoniden Crest an der Stelle der Gobi gelandet war, wo sich nun das Stadtzentrum von Terrania erstreckte und von der Chinesischen Volksbefreiungsarmee belagert worden war.
Vereinzelt wirkte es, als würde es unter der Kuppel brennen; nur winzige Lichtreflexe aus dieser Entfernung. Iga hatte sie noch vor einem halben Tag lange genug aus der Nähe gesehen, um zu wissen, wie katastrophal diese Feuer tatsächlich wüteten. Nachdenklich holte sie einen mittig durchgeschnittenen Stein aus einer Tasche ihres Blaumanns und drehte ihn zwischen den Fingern.
Er hatte direkt vor dem Energieschirm gelegen, die andere Seite dahinter, unerreichbar weit weg.
»Wer bist du?«, hörte sie plötzlich eine Stimme.
Iga wandte sich um. Ein Junge kam auf sie zu. Er mochte etwa zehn Jahre alt sein. Zwischen den Schritten bückte er sich hin und wieder und tippte mit den ausgestreckten Fingerspitzen auf den Boden. Seine Haare wuchsen handspannenlang, und er trug eine Brille, die ihm zu tief auf der Nase saß. Er verschränkte die spindeldürren Arme vor der Brust, sodass der Comic-Superheld auf dem T-Shirt nur noch halb hervorlugte.
»Ich bin Iga«, sagte sie.
»Iga wer? «
Sie grinste. »Iga Wonderbra.«
»Komischer Name.«
»Und du?«
»Ich bin der Sven.«
»Sven wer?«
»Da du im Leben nicht Wonderbra heißt, nenn mich doch Sven Eisenmann. Was machst du hier?« Die Antwort darauf gab er sich im nächsten Moment selbst. »Du schaust dir das Chaos drüben in Lakeside an, richtig?«
»Ich frage mich, wie wir den Leuten dort helfen können.«
»Den Mutanten«, sagte der Junge altklug.
»Genau.«
»Das kann keiner«, gab sich Sven überzeugt. »Aber die werden sich selbst helfen.«
»Meinst du?«
»Sie sind so was wie Superhelden. Und die versagen nie. Am Ende gewinnen sie immer.«
Außer zum Beispiel Tako Kakuta. »Nicht im echten Leben«, meinte Iga traurig.
»Darf ich dir was verraten?«, fragte der Junge.
»Klar.«
Sven grinste verschwörerisch und kam näher. Er beugte sich zu ihr, flüsterte ihr ins Ohr: »Ich hab dich mit Allan Mercant gesehen. Du bist wichtig, was? Darum sag ich dir auch, dass dich jemand beobachtet. Nein, sag jetzt nix, damit sie es nicht bemerkt. Sie schaut uns vielleicht zu. Man kann sie kaum sehen. Ich hab sie zufällig entdeckt, weil ich gut bin im Leute Beobachten.«
Der Kleine ging wieder einen Schritt weit weg, bückte sich, hob einen Stein auf und warf ihn ins Wasser. Von der Stelle aus zogen weite Kreise ihre Bahn. »Cool, was?«, fragte er. Offenbar war er für sein Alter ein guter Schauspieler, gab sich nun wie schon vorhin vollkommen unbedarft.
»Stimmt, voll cool«, gab Iga schwer beeindruckt zurück.
»Ich muss nach Hause.«
Während sich Iga fragte, wer sie wohl beobachten mochte und warum, drehte sich der Junge um ... und nieste.
Der fruchtige Geruch von Fulkars Getränk wurde immer penetranter, erst recht, als der Ara schon wieder einige Tropfen seiner Essenz zum Wasserglas hinzufügte.
»Ich möchte Ihnen nun erklären, woher genau meine Informationen stammen«, sagte Dr. Haggard. Aus einer mitgebrachten Tasche zog er einen Brief und legte ihn vor sich auf dem Tisch ab. Den Brief. »Sie alle haben davon gehört, direkt von mir oder über Dritte.«
Haggards Blick wanderte zu Allan
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