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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Die Umstände, wie wir sie kennengelernt haben, waren nicht gerade optimal. Aber das ist egal. Sie ist eine Mutantin, nur das zählt.«
    Ailin nickte grüßend. »Ich freue mich, dass wir uns gefunden haben.«
    »Svens Gabe erweist sich gerade als sehr nützlich«, meinte Anne. »Der Junge ist unglaublich – und es geht ihm besser als uns allen. Er hat sich und seine Fähigkeit völlig unter Kontrolle. Wenn er Sichtkontakt hat, kann er seine Gedanken gezielt in die Köpfe anderer schicken.«
    »Sichtkontakt?«, fragte Tschubai verblüfft. »Wir waren ganz schön weit weg.«
    »Er nutzt ein Hightech-Fernrohr, das ihm über einen Kilometer Entfernung ein Gesicht absolut scharf präsentiert. Außerdem kann er Personen, die er einmal auf diese Weise kontaktiert hat, jederzeit wiederfinden, solange sie sich im Umkreis von einigen Kilometern aufhalten.«
    »Klingt phantastisch!«, sagte der Sudanese. »Und du, Anne? Was ist mit deiner Gabe? Bist du noch Telekinetin?«
    Statt einer verbalen Antwort ließ Anne Sloane eine etwa armlange Plastikschiene, die bisher unbeachtet am Boden lag, in die Höhe schweben. »Schon. Aber ich kann meine Fähigkeit kaum mehr nutzen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Stagge. »Es sieht doch ... normal aus.«
    Oder was man so normal nennt, wenn man Dinge bewegt, ohne sie zu berühren, dachte Tschubai.
    »Warte es ab«, sagte Anne. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Ihre Lippen zitterten.
    Die Plastikschiene vibrierte plötzlich in der Luft.
    Tschubai korrigierte rasch diesen ersten Eindruck. Tatsächlich war es mehr als ein Vibrieren. Das Material ... zerfiel. Es sah aus, als ob einzelne Teile verdampften; als würde ein unsichtbarer Laserstrahl an anderen Stellen Stücke abschneiden. Einmal begonnen, setzte sich der zerstörerische Prozess rasend schnell fort: Die gesamte Schiene zerbröselte und rieselte in staubigen Brocken zu Boden. Noch ehe sie dort aufschlugen, lösten sie sich völlig auf.
    »Was immer ich bewege, verliert nach Sekunden seinen atomaren Zusammenhalt«, erklärte Anne. »Meine Gabe spielt verrückt. Als Mercants Männer mich und meine Partnerin festsetzen wollten ...« Sie stockte, schluckte schwer. »Also, ihr wisst, was ich meine ... ich ... ich habe sie aus der Gefahrenzone gestoßen und sie zu mir hergezerrt. Sie ... Es war furchtbar, als ihr Körper zerfiel, und ...«
    »Schon gut«, sagte Ailin. »Wir verstehen, was geschehen ist.«
    »Ich wusste es nicht, es war das erste Mal, dass ...« Anne blinzelte eine Träne weg.
    Kurz schwiegen alle, bis Tschubai das Wort ergriff. Er sagte irgendetwas, um von der schrecklichen Erinnerung der Telekinetin abzulenken. »Ich kann nicht mehr ohne Hilfe teleportieren. Genau wie Olf früher. Er war auf mich oder einen anderen Teleporter angewiesen, den er mit seiner Gabe unterstützen konnte. Wir haben die Rollen getauscht.« Es kostete ihn Mühe, es auszusprechen und seine Schwäche einzugestehen. Dabei versuchte er, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es ihn bedrückte. Er fühlte sich nicht nur als Versager, sondern er empfand Wut. Und Neid auf Stagge.
    »Also ist Olf mittlerweile der einzige bekannte Teleporter«, stellte Anne Sloane fest. »Abgesehen von Gucky, doch wo der sich aufhält, weiß keiner. Der Mausbiber ist auf Snowman mit Thora an Bord von Ernst Ellerts Raumschiff gegangen.«
    »Aber ...«, setzte Tschubai an, ehe ihm klar wurde, dass sie recht hatte. Sid González hatte seine Teleportergabe schon vor einiger Zeit verloren; Tako Kakuta war tot. Und das hieß nichts anderes, als dass Tschubai ab sofort immer auf Olf Stagge angewiesen war, wenn er seine Gabe ausüben wollte. Ausgerechnet auf ihn ...
    »Wer ist noch hier im Haus?«, fragte Ailin.
    »Ich«, tönte es durch den Flur. Diesmal hörte Ras die Jungenstimme nicht nur in seinem Kopf, sondern auf normalem Weg. Sven kam auf sie zu, den rechten, dünnen Arm erhoben. Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, strich einige Male über die Wand neben ihm. Er schien diese Bewegung gar nicht wahrzunehmen. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Von seinem T-Shirt strahlte ein Comic-Superheld.
    »Sven«, sagte Tschubai. »Du hast gute Arbeit geleistet.«
    »Klar. Ich hab auch alle anderen hierher gebracht.« Er winkte ab. »Na ja, so viele sind's gar nicht, muss ich zugeben. Sonst ist aber niemand in der Nähe. Nur noch eins der Sucherteams wartet in unserem exquisiten Wohnraum. Das neueste Team übrigens. Sie waren vorher nur wenige Tage in Lakeside. Ihr

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