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PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder

PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder

Titel: PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Straßensystem auf verschiedenen Ebenen zwischen den Bäumen spannten, einfache Leitern, aber auch um die Stämme gewendelte Treppen, Plateaus aus Holzplanken und Kunststoffplatten, Hütten und Häuser, die sich ins Geäst schmiegten. Auch auf dem Boden gab es Gebäude, die nur gemeinsam hatten, dass sie nichts gemeinsam hatten. Eines sah aus wie ein baufälliger Schuppen in einer Mischung aus Technoschrott und unförmigen Holzstücken, ein anderes wie eine Rundhütte auf einer Südseeinsel mit spitzem strohgedecktem Dach, ein weiteres wie ein Blockhaus.
    Wann immer sie an Nethor vorübergingen, hielten diese in ihren Verrichtungen inne und bestaunten die Neuankömmlinge. Vielleicht erweckten die großen Augen mit den hervorquellenden Augäpfeln aber auch nur diesen Eindruck.
    Sie tuschelten miteinander, deuteten auf Atlan oder Iwan und besonders auf Chabalh. Gelegentlich fing er Satzfetzen auf, die zwischen Hoffnung, Misstrauen und Feindseligkeit pendelten.
    »... Unheil über uns bringen ...«
    »... lange ersehnte Rettung ...«
    »... bevorzuge eine Gabe von flussaufwärts für die Reinigung.«
    »... können auch nicht helfen ...«
    Natürlich fiel ihnen der Tote auf, den zwei Nethor hinter der Gruppe hertrugen. Glücklicherweise schien niemand sie für die Mörder zu halten.
    »Vhyrno! Das ist Vhyrno! Was ist geschehen?«
    »... müssen die Thas gewesen sein. Aber warum?«
    »... Erntezyklus missachtet?«
    »Du meinst, wir Khal sind Zyklenbrecher? Das wäre ein Verstoß gegen uraltes ...«
    Offenbar kam der Translator immer besser mit den Eigenheiten der Grammatik zurecht und passte sie Rhodans Sprachempfinden an.
    »Warum beherrschen Sie die Sprache der Nethor?«, raunte er Atlan zu.
    »Weil ich sie früher selbst gesprochen habe. Eine alte Form des Arkonidischen, der heutigen sehr ähnlich.«
    »Wie alt?«
    »Zuletzt habe ich sie vor zehntausend Jahren gehört.«
    »Was bedeutet Khal und Thas? «
    »Arkonidisch für rechts und links. «
    Also bezeichneten die Begriffe die Flussarme des Zweistromlands.
    Zu gerne hätte Rhodan mehr über die Nethor erfahren, über ihre Geschichte, ihre Ursprünge und Entwicklung. Aber noch war er sich nicht sicher, ob die Arkonidenabkömmlinge ihnen freundlich gesinnt waren. Falls sie sie tatsächlich als Götter ansahen, mochten zu viele Fragen diesen Eindruck zerstören und die Stimmung kippen lassen.
    Aber eine Sache brannte ihm so auf der Seele, dass er sie sich nicht verkneifen konnte. Er schloss zu Thinche, dem Hochvater, auf und wartete, bis der ihm einen Blick zuwarf. »Vor uns müssen andere im Zweistromland angekommen sein.«
    Der Nethor sah ihn kurz an und schaute geradeaus. Er schwieg.
    »Stimmt das?«
    Thinche schürzte die Lippen, aber Rhodan wusste diese Mimik nicht zu deuten. »Der Khertak gibt, wie es ihm beliebt.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil ...« Weil wir sie verfolgen? Weil sie unsere Feinde sind? Unsere Freunde? Rhodan erkannte, dass jede Antwort die falsche sein konnte. »Aus Neugier.«
    »Der Khertak gibt, der Nethor nimmt. So war es immer.«
    Rhodan ließ sich zurückfallen, bis er auf gleicher Höhe mit Atlan ging, doch der vermochte mit den Aussagen des Hochvaters genauso wenig anzufangen.
    Die nächsten fünfzehn oder zwanzig Minuten folgten sie Thinche, ohne zu sprechen. Mit gesenktem Blick trotteten sie entlang. Ellert taumelte mehr, als dass er ging, und musste gelegentlich Pausen einlegen und sich von Iwan stützen lassen.
    »Es wird dunkler«, unterbrach Belinkhar das Schweigen.
    Rhodan schaute nach oben. Die Sternschwärmer leuchteten nicht mehr in der Helligkeit von vorhin. Sie schwebten auch nicht mehr so hoch, sondern sanken langsam herab und strebten derselben Stelle zu. »Sie sammeln sich über dem Fluss.«
    »Der lichte Zyklus endet«, wiederholte Atlan einen Satz des Hochvaters.
    Kurz darauf erreichten sie eine Ansammlung mehrerer Hütten am Flussufer. Sie alle bestanden aus der üblichen abenteuerlichen Mischung aus Technoschrott und pflanzlichem Material.
    Sie blieben stehen.
    »Dort werden Sie den Dunkelzyklus verbringen und ausruhen.« Thinche zeigte auf eine Hütte mit quadratischem Grundriss und einer Seitenlänge von gut fünf Metern. Ein Geflecht aus Wurzelsträngen, Kabeln, Kunststofffasern und Metallstreben bildeten die Wände. Zumindest von außen sah es äußerst stabil aus.
    Wie ein Gefängnis.
    Rhodan maß dem jedoch keine Bedeutung bei. Die Nethor bekamen sicher zu selten

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