PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder
dem Arkoniden das diesmal erspart geblieben.
Rhodan ging zur Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen. Von der anderen Seite hörte er das Klirren einer Kette. Er lugte durch die Öffnungen in der Türplatte und fand seine Vermutung bestätigt.
»Anscheinend sind wir doch keine Gäste, sondern Gefangene«, sagte er. »Allerdings dürfte es nicht allzu schwer sein, hier rauszukommen.«
Goratschin tauchte neben ihm auf und spähte ebenfalls durch die Löcher. »Soll ich die Kette sprengen?«
Rhodan schüttelte den Kopf. »Wir haben keinen Ort, an den wir gehen könnten. Außerdem sind wir nackt. Ich hätte gerne unsere Kleidung und zumindest die Strahler zurück.«
»Und ich das Tarkanchar«, ergänzte Atlan.
»Solange wir lediglich ein kleines Gefängnis gegen ein größeres austauschen würden – und nichts anderes ist das Zweistromland! –, dürfen wir den Nethor keinen Hinweis auf unsere Möglichkeiten geben.«
»Wie sollen wir aber einen Ausweg aus dem größeren Gefängnis finden«, wandte Belinkhar ein, »solange wir im kleinen festsitzen?«
»Indem wir erst mal sehen, was die Nethor von uns wollen. Vielleicht interpretieren wir die Gegebenheiten falsch und sind gar keine Gefangenen.«
»Warum sollten sie uns dann eingesperrt haben?«
»Zu unserem eigenen Schutz? Ich weiß es nicht. Wir werden es herausfinden. Womöglich gewährt Thinche uns eine Führung durch das Nethorland.«
»Und dann? Was würdest du hoffen, dabei zu finden?« Belinkhar hob Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand. »Es gibt genau zwei Wege. Einen herein und einen hinaus. Und keiner wird uns helfen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ist das nicht offensichtlich? Weil die Nethor hier leben! Gäbe es einen Weg aus diesem unterirdischen Gefängnis, hätten sie ihn längst benutzt.«
Rhodan musste zugeben, dass die Argumentation schlüssig klang. Der Wasserfall und die Stromschnellen bildeten unüberwindliche Hindernisse, zumindest wenn man nicht über die nötige Ausrüstung wie Antigravgeräte verfügte. Flussabwärts sah es nicht wesentlich besser aus. Dieser Weg stellte eine Reise ins Ungewisse dar – und wenn man bedachte, dass bereits die kurze Strecke vom Wasserfall zum Fangkorb der Nethor sie beinahe das Leben gekostet hätte, sogar eine tödliche Reise ins Ungewisse.
»Dennoch hat Chergost behauptet, dass es einen Ausweg gibt. Wir müssen nur den ...« Er schaute Hilfe suchend zu Atlan.
»Shonumoy«, sagte der Arkonide.
»... den Shonumoy finden.«
Ishy Matsu schüttelte den Kopf. »Die Heimat der Nethor mag ein Wunderland sein, aber du bist nicht Alice. Und ich für meinen Teil würde keinem Kaninchen zutrauen, uns einen Weg nach draußen zu weisen. Egal, ob es eine Uhr bei sich trägt oder nicht.«
Belinkhar zog die Augenbrauen zusammen. »Wovon sprichst du?«
»Irdische Literatur. Vergiss es. Der Punkt ist, dass ich nicht verstehe, wie ein Shonumoy uns den Weg zeigen können soll, den Nethor aber nicht.«
»Vielleicht hat Chergost einen Gang wie bei einem Kaninchenbau gemeint, den die Nethor bisher nicht gefunden haben«, sagte Iwan.
»Aber wir sollen das innerhalb kürzester Zeit schaffen, ja?« Ishy hob abwehrend die Hände. »Ich will nicht den Spielverderber mimen, aber mir erscheint die Sache mit dem Shonumoy an den Haaren herbeigezogen. Wahrscheinlich hat Chergost Unsinn geredet, weil er dabei war, sein System zu sortieren.«
»Kann sein«, gestand Rhodan ein. »Obwohl er sich zu diesem Zeitpunkt bereits verständlich artikuliert hat. Warten wir erst einmal ab, was Thinche zu sagen hat und ob er sich endlich etwas Aussagekräftigeres über den Verbleib von da Teffron und Bahroff aus der Nase ziehen lässt. Kannst du ihn uns zeigen, Ishy?«
»Ich kann es versuchen.«
Ohne sich von der Matte zu erheben, streckte sie die Arme vor, die Handflächen nach oben. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich.
Nichts geschah.
Rhodan wartete ab, wollte sie nicht drängen. Auch die Blicke der anderen waren auf sie gerichtet, nur Atlan sah aus dem Fenster.
Chabalh hob den Kopf und schnupperte.
Nach einigen Minuten flimmerte es über Ishy Matsus Fingern, wie bei großer Hitze die Luft über einer Asphaltstraße flirrte. Unwillkürlich musste Rhodan daran denken, wie ihre Hände in Crysalgiras Garten in Flammen gestanden hatten.
Ein Bild entstand.
Nethor. Einer von ihnen trug die Haare zu einem Hahnenkamm aufgestellt. Vor ihm kniete Sergh da Teffron. Sein Mund war verschmiert, und Rhodan musste zweimal hinsehen,
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