PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder
Bügel. Wenn man den Finger krümmt, dann ...«
Ein greller Lichtstrahl fauchte aus dem vorderen Ende des Gegenstands, brannte ein Loch in Wofkureps Stirn und brachte ihn zum Verstummen. Für immer.
Thinche, Mallyra und der zweite Gehilfe, dessen Name Gharjochun entfallen war, schrien auf und eilten zu dem leblosen Körper. Er war tot, keine Frage. Aufgeregt redeten sie hin und her.
Der Geschichtswahrer hob die Hand und alle verstummten. »Damit sind zwei Sachen klar. Bei den Geschenken handelt es sich offenbar um Waffen. Mächtiger als alle Speere und Messer. Das bedeutet, ab jetzt sind wir den Thas überlegen!«
»Und die zweite Sache?«, fragte Thinche.
»Mallyra wird Geschenkdeuterin bleiben. Das Erste, was sie in ihrer neu bestätigten alten Funktion tun wird, ist, mir einen langen Streifen des Stoffs zu überlassen, den uns der Fluss mit den Fremden geschenkt hat.«
Stiqs Bahroff folgte Sergh da Teffron, der wiederum Hochvater Thalyan folgte, zu einer Hütte, vor der ein umgekipptes Boot lag.
Die Hand des Regenten musterte das Gefährt interessiert, sagte aber nichts.
Der Nethor öffnete die Tür. Im Gegensatz zu den stabil aussehenden Außenwänden aus Schrottteilen bestand sie aus ein paar mit Pflanzenfasern zusammengebundenen Holzplanken.
»Hier finden Sie die gesammelten Geschenke, die wir nicht verwenden«, sagte Thalyan.
Da Teffron und Thalyan betraten die Hütte.
Bahroff warf einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf das Boot. Vielleicht fand sich ein unbeobachteter Moment, in dem er es stehlen und den Nethor, Sergh da Teffron und dessen Gier nach dem Zellaktivator entkommen konnte.
»Was ist los, Stiqs?«, erklang die Stimme seines Herrn aus der Treibgutsammlung. Nein, die Stimme des Manns, der sich für seinen Herrn hielt! »Willst du da draußen erst Blümchen pflücken, bevor du uns mit deiner Anwesenheit beehrst?«
Früher hätte da Teffron nicht so großen Wert darauf gelegt, seinen Adjutanten an seiner Seite zu sehen. Früher hatte er aber auch nicht befürchtet, dass dieser ihm einen Zellaktivator vorenthalten wollte. Bahroff war sich sicher, dass da Teffron die keimende – ach was, die blühende! – Entfremdung seines Dieners spürte.
Noch einmal griff er unter seine Kleidung, umklammerte den Anhänger, fühlte dessen belebende Impulse, aber auch die Last der Verantwortung, dann betrat er die Hütte.
Regale säumten die Wände, nur gelegentlich unterbrochen von schmalen Fenstern. Im Zentrum des Raums stand ein großer Tisch.
Und überall lag Schrott herum. Messgeräte, Armbänder zur Kommunikation, zerfetzte Schutzanzüge, Sicherheitsschuhe, Werkzeuge, Warmhalteflaschen, aber auch Strahlerwaffen und Teile von Kampfanzügen.
Unglaublich, was sich im Laufe der Jahrtausende alles ansammelte.
Auf einer Seite des Raums lagen Trümmer von mindestens zwei Booten. Die Wasseransaugröhren, zwei Antriebseinheiten, eine davon geborsten, Platinen, auf denen die Energiezellen steckten. Eine metallene Kiste mit einer Milchglasscheibe darauf erkannte er als Bootspositronik. In der Kiste verbargen sich vermutlich die Recheneinheiten und die nur dafür zuständigen Energieblocks, denn in der Scheibe schimmerte das holografische Gesicht von Prinzessin Crysalgira. Einen bizarren Moment lang überkam Bahroff das Gefühl, sie betrachte ihn missbilligend.
Er sah herausgebrochene Sitzbänke, zerlegte Seitenwände, eine weitere Positronik mit zerschmettertem Display. Kein Zweifel: Die Thas-Nethor schlachteten die Boote aus. Würde dem Exemplar vor der Tür das gleiche Schicksal blühen?
Das interessanteste Objekt entdeckte er jedoch auf dem Tisch in der Raummitte. Dort lag der zerstörte Körper von Chergost, dem Wächterroboter. Nicht der, den der Regent zerstrahlt hatte. Von dem war kaum etwas übrig geblieben. Es musste sich um das Modell handeln, das versucht hatte sie zu verfolgen, als die Strömung sie durch Crysalgiras Garten spülte.
»Sieh an, sieh an.« Sergh da Teffron trat an den Tisch. Er strich über den zerschmetterten Schädel des Roboters. »Er scheint ein wenig unsanft gestrandet zu sein.« Er öffnete die Schließe von Chergosts Gürtel und zog den handbreiten Metallstreifen unter dem Roboterkörper hervor.
»Was ist das?«, fragte Thalyan.
»Ein Antigravgürtel.«
»Was kann man damit machen?«
»Der Hose zu einem guten Sitz verhelfen.«
»Oh.«
Da Teffron studierte die Anzeige auf der oberen Kante der Gürtelschnalle. »Sieht aus, als würde er im Gegensatz zu seinem
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