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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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– Hilfe naht! André hat eine Probe des Virus gebracht: seinen eigenen Körper.
    Es ist mir und meinem Team gelungen, ein Antivirus zu entwickeln, das den Erreger abtötet. Aber, das muss ich eingestehen, nicht in der Lage ist, die Manipulationen des Virus rückgängig zu machen. Das erscheint mir unmöglich. Bei André hat das Antivirus gewirkt und offenbar so frühzeitig, dass seine Gabe intakt geblieben ist.
    In diesem Brief findest Du alle Informationen, die Du brauchst, um dieses Antivirus zu erzeugen. Das Mittel selbst, fürchtet André, würde den Transport zwischen den Universen nicht unbeschadet überstehen.
    Ich hoffe, es kommt nicht zu spät! Dein Frank.«
    Mercant faltete das Blatt zusammen. Das PS las er nicht vor. Es war eine persönliche Botschaft von Frank Haggard an sein Pendant. Es tat nichts zur Sache.
    »Wir können lediglich darüber spekulieren, was hinter dem Virus steckt«, sagte er. »Es mag sich dabei um eine Laune der Natur handeln, einen verrückten, unwahrscheinlichen Zufall – oder sogar um einen gezielten Angriff. Doch eines hat sich mittlerweile bewahrheitet: die Amokläufe, die André Noir vorausgesagt hat. Das Virus manipuliert eure Gaben, schließlich verliert der Infizierte die Kontrolle. Es kommt zu massiven Paraentladungen. Der Infizierte verausgabt sich, bis der Organismus der Belastung nicht mehr standhält und der Tod eintritt.«
    Er gab ein Handzeichen an den Computer, der die Sendung koordinierte. Er übertrug mehrere Dateien: den »Bauplan« für das Antivirus, der zum Brief Haggards an Haggard gehörte. Die Obduktionsergebnisse Joaquin Romenys, Aufnahmen von Amokläufen. Und Aufnahmen von Mutanten in Krankenbetten, schlafend und unversehrt.
    »Doch dieses Ende ist nicht zwangsläufig. Es ist Doktor Haggard, Doktor Manoli und dem Ara Fulkar gelungen, das Antivirus herzustellen, dessen ›Bauplan‹ Noir uns zusammen mit seinem Brief übermittelt hat. Und dieses Antivirus wurde bereits erprobt ... an mir selbst.«
    Mercant zwang sich zu einer Pause, um seine Eröffnung wirken zu lassen.
    »Ja, an mir selbst. Denn ich, Allan D. Mercant, habe mich als einer von euch erwiesen: als ein Mutant. Auch wenn ich es selbst nicht glauben wollte und alle Tests, über die wir verfügen, das Gegenteil behaupteten. Ohne dass ich es bemerkte, hat das Virus meine Gabe manipuliert. Hätte Iga nicht erkannt, was vor sich ging, und beherzt eingegriffen, hätte meine eigene Gabe mich umgebracht – und potenziell Hunderte, ja Tausende andere Menschen. Iga hat mich betäubt, Fulkar hat mir das Antivirus injiziert – und wie ihr seht, lebe ich und erfreue mich bester Gesundheit.«
    Mercant nahm Blickkontakt zu Iga auf, sah sie – und damit sein unsichtbares Publikum – flehend an.
    »Und auch ihr könnt leben! Ich appelliere an euch: Lasst zu, dass wir euch helfen! Um euretwillen – und um der Menschheit willen!«

6.
    14. Mai 2037, am Morgen
    Lakeside
     
    »Und auch ihr könnt leben! Lasst zu, dass wir euch helfen! Um euretwillen – und um der Menschheit willen!«
    Das täuschend lebensechte Holo von Allan Mercant in der Saalmitte fror ein, als der Koordinator für Sicherheit die Verbindung unterbrach.
    Sue, die sich zusammen mit Sid eine der viel zu wenigen Sitzgelegenheiten teilte, mutete es an, als stünde er in Person vor ihnen.
    Mercant hatte die Hände geöffnet, hielt sie seinen Zuhörern – den Mutanten – beinahe flehend entgegen. Er hatte sich verändert. Der ehemalige Agent ging auf die siebzig zu, dennoch hatte er auf Sue immer wesentlich jünger gewirkt. Nicht zuletzt wegen der straffen Haut seines Gesichts, die nicht zu einem Mann seines Alters passen wollte.
    Jetzt war sie erschlafft. Falten hatten sich in seinen Zügen wie tiefe Schluchten aufgetan. Mercant wirkte ausgemergelt, wie geschrumpft. Es passte: Das Virus hatte seine Gabe manipuliert. Sie hatte ihn aufgezehrt – bis das Antivirus den Veränderungen ein Ende gesetzt hatte. Nur deshalb lebte Mercant noch, nur deshalb hatte er zu ihnen sprechen, nur deshalb ihnen die Rettung verheißen können.
    Sue ließ ihren Blick über den Konferenzsaal wandern, der unter dem zentralen Gebäude Lakesides lag. Sie hatten es flapsig »den Tempel« genannt, weil man dort versucht hatte, ihren übermenschlichen Gaben auf die Spur zu kommen, ihnen quasi gehuldigt hatte. Der Tempel war nicht mehr. Er war unter dem Ansturm ebenjener entfesselten Gaben zusammengestürzt.
    Insgesamt einundfünfzig Mutanten kauerten, saßen oder lagen

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