Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
in Betrieb und teilweise demontiert.
    Shy schlang die Arme eng um den Leib und schlüpfte geschickt zwischen zwei großen Kesselspeichern hindurch. Dabei verbog er seinen Körper auf eine derart groteske Weise, dass Rhodan schon auf das Brechen der Knochen wartete. Stattdessen kam der Missk Sekunden später wieder zum Vorschein, wand sich erneut schlangengleich durch den schmalen Spalt zwischen den mächtigen Tanks und wedelte fröhlich mit etwas, das einer antiken Grubenlampe ähnlich sah.
    »Für dich, Freund Perry!«, rief er. »Wir Missk brauchen nicht viel Licht, aber ihr Arkoniden seht nicht besonders gut, wenn es dunkel ist.«
    Rhodan nahm den Handscheinwerfer entgegen und überprüfte die Ladung der Batterie. »Ich bin kein Arkonide«, sagte er. »Ich dachte, das hätten wir schon geklärt.«
    »Ja, natürlich.« Shy ließ die Schultern hängen. Für einen Atemzug wirkte er unendlich traurig. Dann ruckte sein Kopf nach oben, und sein Kummer war wie weggeblasen. »Gehen wir weiter?« Er fuchtelte aufgeregt mit dreien seiner sechs Arme in der Luft herum. Dabei tänzelte er unablässig vor und zurück.
    »Ist es noch weit?«, erkundigte sich Rhodan.
    Der kleine Missk konnte kaum eine Sekunde stillhalten, war ständig in Bewegung. Immer wieder hastete er voraus und verschwand in der Dunkelheit, nur um kurz darauf wieder zurückzukehren und mit ernster Miene zu versichern, dass der Weg sicher sei und Freund Perry sich keine Sorgen zu machen brauche.
    »Wie alt bist du, Shy?«, fragte Rhodan, während er und sein Führer in knöchelhohem Wasser durch eine tunnelähnliche Kaverne wateten, die sich mehr als hundert Meter in die Länge zog.
    Der Missk blieb stehen und legte die Stirn in Falten. Er schien tatsächlich nachzudenken. »Vier«, sagte er. »Ja, das stimmt. Ich bin vier.«
    »Vier Jahre? Aber dann ... bist du ja praktisch noch ein Kind.«
    Shy starrte ihn an, als hätte er etwas unglaublich Dummes gesagt. Dann stieß er ein schrilles Lachen aus und schlug mit den zwei unteren Armen so heftig auf den Boden, dass das Wasser hoch aufspritzte.
    »Ihr Arkoniden seid lustig!«, rief er. »Nicht Jahre, Freund Perry. Dann wäre ich ja schon ein Greis. Monate. Ich bin vier Monate alt. Wie alt bist du?«
    »Ich bin 37 ... Jahre«, antwortete Rhodan. Er verzichtete diesmal darauf, sein Gegenüber darauf hinzuweisen, dass er kein Arkonide war. Vermutlich hätte es ohnehin nicht viel genützt.
    »37 Jahre?«, hauchte Shy und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Wosnik, unser Lehrer, hat einmal erzählt, dass Arkoniden sehr alt werden. Aber 37 Jahre? Bist du dir da sicher?«
    »Absolut sicher. Dort, wo ich herkomme, werden Menschen wie ich oft achtzig, neunzig oder sogar hundert Jahre alt.«
    Shy kam wieder einen Schritt näher heran und blickte ihm direkt in die Augen. Ihm war anzusehen, dass er seinen großen Freund verdächtigte, ihn auf den Arm nehmen zu wollen. »Hundert Jahre?«
    »Wie alt werden Missk?«
    »Höchstens fünf Jahre«, antwortete Shy. »Meistens weniger. Darf ich dich noch etwas fragen, Freund Perry?«
    »Du darfst mich alles fragen, Freund Shy.« Rhodan lächelte.
    »Was macht man in 37 Jahren?«
    »Ich ... ich weiß nicht, was du meinst.«
    »37 Jahre sind ...« Der Missk stockte, als würde er nach dem richtigen Begriff suchen. »37 Jahre sind ... so viel«, sagte er hilflos. »Bist du nicht müde?«
    Ohne es zu wollen, tastete Rhodan nach dem Zellaktivator in seiner Hosentasche. Da stand er nun und diskutierte mit einem vier Monate alten Kind, das wahrscheinlich nie seinen sechsten Geburtstag feiern würde, über die angemessene Länge des Lebens. Was machte man in 37 Jahren? Was in hundert? Und was, wenn man einen Zellaktivator trug und sich überhaupt nicht mehr um Dinge wie das Altern oder den Tod sorgen musste?
    »Ja, manchmal bin ich müde«, sagte Rhodan. »Dann ruhe ich mich aus, schlafe ein paar Stunden, und wenn ich aufwache, bin ich wieder frisch und munter.«
    »Bist du ein Lehrer, Freund Perry?«, bohrte Shy weiter.
    »Nein.« Rhodan schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Ich muss selbst noch sehr viel lernen.«
    »Wosnik ist drei Jahre und sechs Monate alt und weiß alles«, sagte der Missk bestimmt. »Vielleicht werde ich auch ein Lehrer, wenn ich so alt bin.«
    »Du würdest bestimmt einen guten Lehrer abgeben. Aber jetzt sollten wir unseren Weg fortsetzen. Was glaubst du: Wie lange werden wir noch brauchen?«
    »Wir sind gleich da«, antwortete Shy. »Entschuldige bitte,

Weitere Kostenlose Bücher